Batteriespeicher
Auf dieser Seite fasse ich meine Erkenntnisse von lokalen Batteriespeichern mit Solaranlagen zusammen. Als ich 2014 meine 9,9kWp-Anlage installiert habe, waren Batteriespeicher sehr teuer aber als dann 2023 mein Wechselrichter einen Defekt hatte, gab es schon die Frage nach Reparieren oder durch einen Hybrid-Wechselrichter samt Batterie zu ersetzen. Vielleicht könnte er sogar die USV ersetzen. Oder die tagsüber gewonnene Energie für die Ladung am Abend speichern. Das wird nicht für ein EV reichen aber könnte die Eigenverbrauchsquote anheben.
Details zum Kostal Pico 10.1, Überwachung mit PRG und dem Ausfall gibt es auf PRTG:Kostal 10.1
Überschlagsrechnung
Wenn ich verschiedene Angebote im Internet und von lokalen Handwerkern anschaue, dann komme ich auf:
- 6000€ Batteriespeicher 10kWh installieren und anschließen
- 2500€ Wechselrichter tausch
Da mein Wechselrichter eh defekt ist, rechne ich schnell mal den Batteriespeicher mit "optimalen" Annahmen durch
- Der Speicher hat 10kW und wird jeden Tag
voll geladen und wieder entladen
Das im Winter vermutlich nicht immer klappen aber ich sagte ja "optimal" - Der Speicher verliert keine Kapazität
Angeblich halten die Speicher ja 10 Jahre oder damit 3650 Ladezyklen. Mein BMW 225xe Erfahrungsbericht zum PHEV sagt was ganz anderes aber weiter im Text - Ich spare 20ct/kWh
Ich bekomme ca. 12,9ct/kWh Einspeisevergütung und die Anlage erwirtschaftet den Strom für ca. 12ct/kWh.
Wenn ich 32ct/kWh als Bezugskosten für die nächsten 10 Jahre ansetze, dann komme ich auf 20ct Einsparung pro kWh - Überschuss 2,00€/Tag
Wenn das alles so passt, dann zahle ich pro Tag ca. 2,00€ weniger an das EVU. Es sind keine 10kW*32ct, da ich die Kosten der Solarzellen ja nicht vergessen darf. - 6000€/2 = 3000 Tage = 8,2 Jahre
Das sind nun nicht mehr 12-15 Jahre, die eine Solaranlage bis zum Break-Even braucht aber die läuft ja auch weitere 10-15 Jahre mit verminderter Leistung ohne Risiko weiter
Bei Batterien sieht das sicher anders aus. Die 10kWp werden sie nicht mehr haben, im Winter wird die Anlage auch kaum 10kW einspeichern, wenn schon der Eigenverbrauch der Wärmepumpe alles besser verbraucht. Unklar sind die Kosten der Entsorgung und ob die mit steigendem Alter nicht auch ein Betriebsrisiko bekommen? Und genau genommen müsste man ja auch die Finanzierungskosten und entgangenen Zinsen einberechnen, die man nicht bekommt
Ob Batterien ökologisch sinnvoll sind, nur weil man den Eigenverbrauch um ein paar kW anheben kann, steht auf einem anderen Blatt. Betriebswirtschaftlich machen Batteriespeicher nach meiner Rechnung aktuell keinen Sinn. Sie sind zu teuer und vielleicht sieht es anders aus, wenn die Allgemeinheit im Sinne von KVW-Förderungen was beilegt. Aber das kann nicht das Ziel sein.
Reden wir mal drüber, wenn der Strompreis mal wieder in höhere Regionen kommt und damit die Spanne interessant wird. Aktuell beziehe ich meinen Strom weiter von einem nahen Windpark und denke, dass meine eingespeisten kWh sowieso im Ort direkt wieder verbraucht werden.
Und nun die Langform, wenn Sie noch Lust zum Lesen haben
Kostenrechnung ohne Batterie
Zuerst betrachte ich den Fall, dass ich den defekten Wechselrichter einfach reparieren lasse oder durch ein Nachfolgegerät tauscht. Die Anlage wurde in 2014 für ca. 17.000€ (Brutto) = 14400€ (netto) gekauft und installiert. Sie produziert ca. 8000kWh/Jahr von denen ca. 30% direkt lokal verbraucht werden und die 70% über eine Einspeisevergütung (12,9ct) eingespeist werden. Ich nehme zur einfachen Rechnung mal an, dass wir ca. 33ct/kWh Bezugspreis haben. Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine war es weniger und danach und in Zukunft mehr. Cent-genau werden ich es aber nicht ermitteln. Ich "spare" also pro selbst verbrauchter kWh ca. 20Cent. Auch das ist nur grob, denn der "Gewinn" der Anlage muss natürlich auch noch versteuert werden, was für die Zukunft nicht mehr der Fall ist.
- Ich bekommt also ca. 5600kWh zu 13ct vergütet = 728€/Jahr
- Ich spare beim Eigenverbrauch von 2400kWh a 20ct = 480€/Jahr
- Pro Jahr erwirtschaftet die Anlage grob 1208€/Jahr
Wenn man Kapitalkosten für die Anschaffung ignoriert, dann würden die 14400€ Anschaffung nach ca. 12 Jahren amortisiert sein.
Diese Rechnungen sind sehr stark vereinfacht und daher nur ein erster Anhaltspunkt. Da aber auch Stromkosten, Inflation ,Anschaffungskosten, Lebenzeit, Sonnenstunden etc. auch nicht auf 20 Jahre vorhergesehen werden können, gibt es noch viel mehr Unsicherheiten.
Das wird sich durch den Defekt des Wechselrichters nun natürlich strecken. Wenn ich mal mit ca. 2500€ rechne, dann ist der BreakEven-Punkt dann 2 Jahre später und da der defekte WR diesen Sommer schon weniger eingespeist hat, könnten es noch ein paar Monate mehr werden.
- Amortisationszeit: Kurs Photovoltaik #41
https://www.youtube.com/watch?v=kwtW0igTs44 - Dynamische Investitionsrechnung: Kurs
Photovoltaik #43
https://www.youtube.com/watch?v=WYRfqg4pfEA - Playlist: Kurs Photovoltaik
https://www.youtube.com/watch?v=uS6rJx0kQxQ&list=PLYsspeuxwHcMuMybGlkSH4KsCd0tc9CTx
Hybrid-WR + Batterie?
Wenn ich den WR aber nicht repariere sondern durch ein neues Modell ersetze, dann kann es ja auch ein System mit Batterieabschluss sein. Knifflig ist dabei schon etwas, da mein bisheriger Kostal 10.1 natürlich 3 DC-Eingänge mit eigenen MPP-Trackern hat, die für die drei Seiten (Ost, Süd, West) optimal passend sind. Die meisten Wechselrichter haben heute wohl nur noch 2 MPP Tracker, auch wenn sie drei und mehr Eingänge haben. Zum Zeitpunkt meiner Überlegungen gab es kein aktives Förderprogramm in NRW und auch KFW-Förderungen trafen nicht zu, da ich schon Solarzellen und Wallboxen hatte. Also muss ich die Wirtschaftlichkeit alleine Anhand meiner Kennzahlen abschätzen. Dazu haben ich mal die verschiedenen Energiemengen des Jahres 2022 erfasst:
Mit PHEV (BMW 225xe Erfahrungsbericht) und ein paar Computern im Keller komme ich auf einen recht hohen Jahresverbrauch von ca. 8,5MWh ohne Heizung. Leider kann ich nun nicht einfach die 7,6MWh Erzeugung pro Jahr dagegen rechnen, denn im Sommer sind die Tage lang und der Stromverbrauch geringer als im Winter, wenn von der Solaranlage schon weniger Strom kommt und Nachts kommt jede kWh vom EVU, solange keine Batterie hier mithilft. Daher werden nur ca. 36% selbst verbraucht und der Rest für 12,9ct/kWh eingespeist.
Damit stellt sich die Frage, ob ein Stromspeicher auch ohne Förderung wirtschaftlich zu betreiben ist. Das funktioniert ja primär, indem bislang eingespeiste Energie in einer Batterie landet und später die Lücke wieder füllt. Mit ausreichend großer Batterie könnte ich bis zu 5,7 MWh noch mehr selbst verbrauchen, wenn ich die Wärmepumpe außen vor lasse. Aber auch die fixen (Installation, Elektronik) und variablen (Batterien) Kosten eines Speichers gehen in die Rechnung ein. eine größere Batterie ist "pro kWh" natürlich günstiger aber absolut natürlich teurer. Und Batterien dürften auch in Zukunft noch günstiger werden. Der Batteriespeicher wöre wohl am effektivsten, wenn er jeden Tag einen Zyklus (Voll/Leer/Voll) durchläuft. Leider sind Erzeugung und Eigenverbrauch über die Monate sehr ungerecht verteilt. Wenn der Speicher zu groß ist, dann wird er im Winter oder bei Regentagen gar nicht genug geladen aber wenn er zu klein ist, dann wird im Sommer mehr eingespeist anstatt selbst verbraucht.
Ein Projektierer hat mir mal gesagt, dass ca. 1/3 des Verbrauch in der Nacht verbraucht wird und sich damit die Batteriegröße abschätzen lassen würde. Das würde bei meinem 5,7MWh bedeuten:
5,7MWh / 365 Tage / 3 = 5,2kWh
Wenn ich nun ca. 5kWh/Tag mehr selbst verbrauchen würde, ergibt sich folgende Rechnung:
jedes kWh, das ich selbst verbrauche "spart" mir 33ct-13ct=20ct Würde ich 5kWh Batterie einbauen, würde ich also ca. 1€/Tag einsparen Bei 365 Tagen wären dann 365€/Jahr möglich Auf 10 Jahre dürfte ein Speicher samt Installation nicht mehr als 3650€ kosten
Die Rechnung ist aber schon sehr optimistisch. denn:
- Risiko und Garantien
Zwar gewähren viele Hersteller mittlerweile Garantien aber Betriebskosten fallen an und sind hier nicht aufgeführt - Finanzierung
Auch wenn ich für den Speicher keinen Kredit aufnehmen müsste, muss ich schon dagegenhalten, dass das Geld als Tagesgeld/Festgeld mittlerweile schon wieder 3-4% erwirtschaften würde.
Aus den 3650€ würden mit 3% über 10 Jahre ca. 4900€ werden. - Alterung
Meist wird auf 10 Jahre noch eine Restkapazität von 80% angegeben. Dann bleiben von den 5kWh aber noch noch 4kWh übrig, was sich die Amortisierung weiter reduziert - Entladeleistung
Wichtig ist auch die maximale lieferbare Leistung. Wenn z.B. ein EV/PHEV mit 3,7kW geladen werden kann und dies abruft, aber die Batterie nur 1kW liefern kann, dann holt das Auto die darüber hinausgehende Energie doch wieder vom EVU.
Es gibt noch eine zweite Berechnung, die den Eigenverbrauch von 30% auf 60% angehoben wird, wenn eine Batterie die gleiche Kapazität in kWh wie die Solaranlage in MWh hat und der Eigenstromverbauch auch auf dem Niveau liegt. 30% von 7MWh wären dann 2,1MWh und bei Einsparungen von 20ct/kWh sind es nur noch 420€/Jahr. Wenn ich dazu die Angebote zu Batteriespeichern betrachte, dann liegt ein Break Even Punkt bei 13-16 Jahren und die Batterie müsste dann 4750+ Zyklen ohne Probleme durchhalten. Das ist nach meinen Erfahrungen mit Batterien in meinem PHEV (BMW 225xe Erfahrungsbericht) und Laptops eine sehr lange Zeit und alles andere als sicher.
Die Rechnung wäre vermutlich anders, wenn eine Förderung einen Teil der Anschaffungskosten übernehmen würde. Aber ich habe auch noch nicht berücksichtigt, wie schnell die Kapazität abnimmt und auch beim Laden und Entladen gibt es ja durch die Wandlung weitre Verluste. Diverse Quellen gehen schon davon aus dass von 10 kWh eingespeicherter Energie vielleicht noch 8-9kWh wieder rauskommen und wenn Sie ihre Batterie nicht direkt vom WR mit Gleichstrom laden, sondern über die 230V-Schiene anschließen, dann gibt es weitere Verluste. Zudem braucht die Steuerung des Batteriespeichers ebenfalls Energie. Auch wenn es nur 25W wären, addiert sich das auf 600Wh/Tag "Eigenverbauch".
Die Kette kann ich noch problemlos verlängern: Sonnenlicht wird von der Solarzelle mit 16-20% Wirkungsgrad als Gleichstrom zum Wechselrichter mit (95-99% Wirkungsgrad) gesendet. Über den Umweg einer lokalen Batterie gehen vermutlich noch mal 5-10% verloren. Zum Laden eines Elektroauto (EV/PHEV) muss der Gleichstrom aber per Wechselrichter und das 230V Netz zum Auto kommen, welches bei einer klassischen Wallbox (11-22kW) daraus auch wieder Gleichstrom zum laden der Batterie macht. Überall gehen ein paar Prozent verloren.
Aus meiner Sicht "rechnen" sich
Batteriespeicher zu den aktuellen Preisen noch nicht, wenn
Sie nur 20ct/kWh beim Eigenverbrauch einsparen und als USV
mit Inselbetrieb/Schwarzstart-Funktion kosten sie noch mal
Aufpreis und selbst Wechselrichterhersteller rufen für
"Batterielizenz" gerne dreistellige Zusatzkosten für einen
Lizenzkey auf.
Das mag anders bei "Großspeichern" aussehen. Dazu müssten
aber dann Stadtwerke oder regionale Energieversorger im
Ortsnetz aktiv werden.
Ich habe mich daher erst einmal gegen einen großen
Batteriespeicher entschieden und besorge ab und an für
die USV eine neue Batterie.
- Eigenverbrauch: Kurs Photovoltaik #42
https://www.youtube.com/watch?v=BP7M9FpG3gg
Paneltausch
Bei der Inbetriebnahme der ersten Anlage haben die Solarpaneele gerade mal 275W erzeugt. Wer nun Wert von 410W von Panels von Balkonsolar-Anlagen sieht, wundert sich vieleicht. Zwar sind die bisherigen Module "erst" 10 Jahre auf dem Dach aber natürlich gealtert. Muss ich bei Kauf einen WR vielleicht die Kapazität eines vorgezogenen Repowering beachten?
Installiert wurden im Jahre 2014 insgesamt 36x Yingli Panda 270C-30b Monokristallin mit 270Watt und laut Datenblatt einem Wirkungsgrad von 16,2%. Ein Modul ist dabei 1650x990mm groß. Damit ermittelt sich die Leistung auf 270W / 1,6335 qm = 165W/qm.
Wenn ich im Sep 2023 nach 410W Modulen suche, gibt es sehr viele Treffer. Ich habe daher exemplarisch ein Datenblatt eines Moduls herangezogen:
Modul : JAM54S30 PV Modul Solar 410W Höhe : 1722mm Breite: 1134mm
So ein Modul hat demnach eine Fläche von 1,95qm und mit 410Watt eine Leistung von 209W/qm. Das sind 44W/qm mehr als meine alten Module oder 26% mehr. Meine 9,9kWp-Belegung könnte theoretisch auf 12,6kWp anwachsen. Allerdings müsste ich schon genau messen, denn die 410W Module haben eine andere Abmessung und ob das so problemlos auf die bestehenden Montagerahmen passt, ist fraglich. Vielleicht wären es nicht mehr 36 Module, die ca. 3000-3500€ zzgl. Montage kosten würden.
Ein Repowering würde aber wohl auch die auf 20 Jahre gesicherte Einspeisevergütung auf den aktuellen Satz zurücksetzen. 2022 waren das bei Teileinspeisung gerade mal 8,20ct. Da bleiben die vorhandenen Solarzellen gerne noch die weiteren Jahre auf dem Dach.
Zwischenstand
Technisch klingt es beeindruckend, wenn man die überschüssige Energie tagsüber in einen Batteriespeicher schiebt und nachts wieder verbraucht. Das erhöht die Eigenverbrauchsquote und den Autarkiegrad und statt den teuren Strom vom Energieversorger nutzen wir den eigenen günstigeren Strom.
Ich werde daher erst einmal prüfen lassen, wie eine Reparatur des bestehenden WR oder ein neuer Wechselrichter die letzten 11 Jahre überbrückt.
Weitere Links
- PRTG:Kostal 10.1
- BMW 225xe Erfahrungsbericht
- Solarenergie Förderverein -
Batteriespeicher rechnen sich (noch) nicht
https://www.sfv.de/artikel/batteriespeicher_rechnen_sich_noch_nicht - https://www.verbraucherzentrale.nrw/pressemeldungen/presse-nrw/moeglichst-gross-und-ohne-speicher-so-ist-pv-amwirtschaftlichsten-34542
- https://pvspeicher.htw-berlin.de/unabhaengigkeitsrechner/
- https://www.bdew.de/media/documents/20200107_BDEW-Strompreisanalyse_Januar_2020.pdf
- https://www.solarwirtschaft.de/unsere-themen/speicher/
- https://www.solarwirtschaft.de/datawall/uploads/2020/02/pv_speichersysteme_fuer_eautos.jpg
- https://www.solarwatt.de/ratgeber/einspeiseverguetung
- https://www.eigensonne.de/ratgeber/photovoltaik/einspeiseverguetung/
- Kostal PV-Wechselrichter wacht nicht von
selbst auf
https://www.mikrocontroller.net/topic/518234?page=single - Kostal Piko 4.2 und Ereigniscode 363
https://www.photovoltaikforum.com/thread/134158-kostal-piko-4-2-und-ereigniscode-363/?pageNo=1
Beschreibt auch für den Pico 10.1 den Fehler 363 mit Hinweis auf drei Kondensatoren (Okaya LE-MX X2 Polypropylenkondensator PP 2.2μF ±10% / 310V ac, THT Raster 27.5mm)