Deutschlandticket - Von einem der ...

Ich würde mich hat schon als "erfahrenen Bahnfahrer" bezeichnen, der viel Jahre Bahncard, Nachtzüge und Nahverkehr kennt und sicher nicht zu den Anfängern gehört. Aber das Deutschlandticket hat mich zu viel Zeit gekostet. ich wollte doch einfach nur von Montag - Mittwoch 22.5.2023-24.5.2023 mit der Bahn von Hövelhof nach Düsseldorf und Zurück und vor Ort etwas Nahverkehr nutzen. Zum Glück habe ich das am Vortrag organisiert, denn sonst wäre ich wohl nicht pünktlich los gekommen.

Aufgabenstellung

Eigentlich wollte ich nach langer Corona-Homeoffice-Zeit mal wieder für ein paar Tage nach Düsseldorf fahren. Hotel war innerhalb von Sekunden gefunden und gebucht und da ich drei Tage (Mo-Mi) dort weilen würde, wollte ich mit dem Zug von Paderborn nach Düsseldorf und zurück fahren und vor Ort per Nahverkehr mobil bleiben. Der klassische Einsatzzweck für das Deutschlandticket. Zumindest habe ich mir das so gedacht.

Reiseplanung

Also mal flugs die Bahn.de-Seite bzw. Bahn-App gestartet und gesucht und fündig geworden. Wenn Sie das Deutschland-Ticket nutzen wollen, dann sollten Sie in der Auswahl natürlich noch "nur Nahverkehr" auswählen:

Die Hinfahrt ist schon perfekt und 31,90€ würde passen, wenn ich nur eine Richtung fahre. da kann ich schon verstehen, dass er mir dein Deutschlandticket anbietet

Aber ich muss ja am Mittwoch abend auch wieder zurück und bei der Auswahl der Rückfahrt passt der Vorschlag schon nicht mehr.

Hier hätte ich dann schon erwartet, dass die Bahn zumindest einen Hinweis auf das Deutschlandticket gibt. Aber vielleicht ist der RE gar kein Nahverkehr

RE ist (k)ein Nahverkehr?

Ich habe dazu nämlich etwas recherchiert Der RE zwischen Paderborn und Düsseldorf ist nämlich gar kein Zug der Bahn, sondern wird von "National Express" betrieben

Wenn ich mir nun aber das "Kleingedruckte" anschaue, dann finde ich bei der Bahn die Aussage, dass ein RE nicht immer zum Nahverkehr gehört:


Quelle: https://www.bahn.de/angebot/regio/deutschland-ticket?dbkanal_007=teaserBlock_2-1_link_DeutschlandticketVerkauf

Während die SWB den RE nicht ausschließt:

Nur gut dass der RE1/RE11 dann nicht von der "DB Fernverkehr AG" betrieben wird. Vielleicht weiß das die Bahn aber nicht und hat mir daher das DeutschlandTicket gar nicht angeboten. Interessanterweise zeigt die Bahn in der Preisauskunft sehr wohl ein "Nahverkehr-Ticket" an.

Gehen wir also mal davon aus, dass der RE1/RE11 auch unter das Deutschlandticket fällt.

Kündigung und Laufzeit

Die nächste Falle ist die Laufzeit. Überall steht ja deutlich, dass das Deutschlandticket ein "Abo" mit automatischer Verlängerung ist. Das ist zwar unbequemer, wenn Sie nicht täglich im Nahverkehr unterwegs sind und nur gelegentlich den Nahverkehr nutzen, aber noch zu tolerieren.

Ich kann mich zwar glücklich schätzen, dass in meinem Wohnort Hövelhof ein Bahnhof ist und damit eine Mindestversorgung mit Nahverkehr habe aber wer in der Stadt wohnt, kann ein 49€ Deutschlandticket deutlich intensiver nutzen. Auf dem Land kann es funktionieren aber viele Strecken wird man halt doch wieder mit dem Auto oder dem Rad zurücklegen. Den engen Takt von U- und S-Bahnen kennen wir hier nicht.

Ich hatte also erst einmal nicht vor, das Deutschlandticket mehr als einen Monat zu nutzen. Hier kommt dann aber das Problem, dass die Kündigungsfrist "meist" "zum 10. des Monats" lautet. Nun ist aber der 21. Mai 2023 und wenn ich jetzt das Deutschlandticket regulär gekauft hätte, dann hätte ich einmal 49€ für den Rest des Mai aber auch noch mal 49€ für den Juni zu bezahlen. Also mindestens 98€. Also habe ich rumgeschaut und tatsächlich ist der 10. des Vormonats nicht in Stein gemeißelt. Sie erlaubt die KVB (Kölner Verkehrsbetriebe) eine Kündigung im Laufe des Monats zum Monatsende. Hier kann ich das Ticket kaufen und z.B. zu 30. Mai wieder kündigen.

Damit ist klar, dass diesmal die 49€ erst mal nach Köln gehe, ohne dass ich im Mai 2023 erst einmal Köln gar nicht besuchen werden. Es stellt sich generell die Frage wo sie ihr Ticket kaufen. Sie können natürlich das Geld bei der DB einwerfen aber wenn sie ihrem lokalen Nahverkehr etwas Gutes tun wollen, dann kaufen Sie lokal, denn die Verrechnung, wer welche Tickets verkauft und welche Transportleistung erbracht hat, soll angeblich erst in einigen Jahren erfolgen. Das kann dann schon ein Grund sein, dass viele Kontrolleure die Tickets "scannen" und so einen Überblick über die Nutzung zu bekommt.

Kaufen bei SVB

Nun wollte ich das Ticket natürlich "gleich" haben. Also wollt ich das bei der KVB auch kaufen. Allerdings gibt es hier nur die Wahl einer klassischen Bestellung mit "Chipkarte per Post" oder die App. Auf die Zusatzfunktionen der Chipkarte verzichte ich nun mal für den Rest des Mai 2023.


https://www.kvb.koeln/tickets/deutschlandticket/index.html

Also habe ich mir schnell die KVB App installiert und "Kaufen" gedrückt. Da zu muss ich aber erst ein Benutzerkonto haben und das war auf dem IPhone gar nicht so einfach. Wenn ich auf der App auf "Einloggen" gehe und mangels bestehendem Konto auf "Registrieren" klicke, dann muss ich meine Mailadresse eingeben, um eine Verifizierungscode zu bekommen.

Das Problem dabei ist, dass das wohl ein Webformular in der App ist, die vom Telefon nicht als "Textfeld" angesehen wird. Ich habe daher keine Bildschirmtastatur. Ich habe mir so beholfen, dass ich meine Mailadresse in eine neue Mail geschrieben, dort kopiert und dann hier wieder eingefügt habe. Ist das aber nur bei mir so oder testet das keiner bei den App-Entwicklern? Den Verifizierungstoken musste ich auch kopieren, weil auch da konnte ich nichts eingeben und das Kennwort habe ich dann gleich vom IPhone ausfüllen lassen. Ich hoffe mal, dass ich im Falle eines vergessenen Kennworts mich wieder anmelden kann. Nach der Anmeldung musste ich dann erst noch die Bezahlinformationen für Abo's eintragen ehe ich dann endlich mein Deutschland-Ticket kaufen konnte.

Fußnote: Auf der Webseite der KVB konnte ich keinen Bereich mit Anmeldung finden um an einem PC meine Daten einzugeben.

Nach einigen Tricks und Mühen habe ich es geschafft ein Ticket am Vortag zu erhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob das der durchschnittliche Bahnfahrer auch hinbekommt. Unverständlich auch, dass die "Willkommens"-Mail weder eine Rechnung, Quittung oder sogar das Ticket als PDF als Anlage enthält.

Bei der Bahn kann man eine Rechnung im Portal herunterladen (https://www.bahn.de/faq/deutschlandticket-monatskarte-quittung) Der Link der KVB zu "https://kvb.mobilesticket.de/self-service-portal/login" habe ich eher zufällig bei der Suche nach einer Kontaktadresse zwecks Fehlerbeschreibung auf https://www.kvb.koeln/app/  gefunden.

Nun habe ich aber ein Deutschlandticket für den Mai und wenn ich aus Düsseldorf wieder zurück bin, dann werde ich das Tickt natürlich rechtzeitig kündigen. Bislang ist ja nicht absehbar, dass ich im Juni wieder unterwegs bin.

Zwischenstand

Im Mai habe ich schon ein Ticket für meine Tochter (Schule) gekauft und da ist ein Abo kein Problem. Aber wenn ich mir das gesamte Konstrukt ansehe, dann finde ich das handwerklich sehr stümperhaft und nervend. Das kommt fast an die Energieversorger und Mobilfunkverträge ran, die lange zeit ähnliche Gängelverträge hatten. Ein Auto kann ich von heute auf morgen Abmelden und sofort stoppt die Versicherung und Steuer und zu viel bezahlte Beträge werden umgehend erstattet. Es gibt weder technisch noch logistisch aus einer Sicht einen Grund für eine Kündigungsfrist zum 10.ten des Monats und ich werde den Eindruck nicht los, dass man damit die ein oder andere 49€ Extrabezahlung mit einkalkuliert.

Es scheint sinnvoll zu sein, eine einfache Tarifstruktur im Nahverkehr zu haben und die Verkaufszahlen legen das ja auch nahe. Allerdings profitieren wohl eher die Menschen in größeren Ballungsräumen und im Speckgürtel, bei denen eine klassische Monatskarte deutlich über 49€ liegt während Unterzentren und Schüler o.a. eher weniger bezahlt haben und daher zweimal überlegen, ob die "neue Freiheit" es wert ist. Wer natürlich, wie ich, auch nur einmal eine weitere Strecke mit dem "Nah"-Verkehr fahren kann und nicht nur 49€ statt 63€ bezahlt sondern auch im Zielverbund noch die U- und S-Bahnen nutzen kann, profitiert auch. Wer ein Kfz besitzt, der zahlt teilweise schon mehr als 49€ allein für den Stellplatz in der Tiefgarage oder Parkhaus.

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