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End of VR-Networld (OnPrem Software) - Verification Of Payee (VOP)

Ich höre immer wieder Verärgerung über kurzfristig neue oder insbesondere entfernte Funktionen in Cloud-Produkten. Unter dem Begriff "Evergreen-IT" wird gerne versteckt, dass ein Hersteller ein Produkt einfach verändern kann, um entweder besser zu werden oder auch um Altlasten zu entfernen und Kosten zu reduzieren. Das passiert aber immer häufiger auch im "OnPremises" Bereich. Viel hängt aber auch von der Kommunikation ab

Bankensoftware

Seit vielen Jahren unterstütze ich die ein oder andere Installation bei Handwerkern und Vereinen. Zur Verwaltung der Zahlungen und Überweisungen, die durchaus einige Hundert Kontobewegungen pro Monat bedeuten kann, eignet sic eine "mobile App" oder eine Webseite nur bedingt. Daher haben fast alle Banken und Sparkassen entsprechende Desktop-Programme im Angebot.

Gefühlt hat sich da seit meiner Zeit bei Siemens (1992) nicht viel verändert. Damals habe ich eine DOS-basierte Software Multicash der Firma Omikron verwendet, die damals von fast allen Geschäftsbanken unter eigenem Namen und Anpassungen an die Kunden verkauft wurden. Nur die Deutsche Bank hatte damals mit DBDirekt eine eigene Software. Zudem gibt es noch jede Menge bankenunabhängige Produkte im Markt, z.B.

Die meisten lassen sich in unterschiedlichen Ausbaustufen zu monatlichen Kosten lizenzieren und liegen bei 5-15€/Monat. Einige sind immer noch "Kaufprodukte" mit Einmalpreis aber alle paar Jahre gibt es eine neue Version, die natürlich auch zu bezahlen ist. Ohne Beschaffungskosten sind OpenSource-Produkte:

Postbrief von Volksbank

Eine Bankensoftware wird daher bei vielen Familien aber noch mehr Firmen eingesetzt, um speziell mit mehreren Instituten die Finanzen zu verwalten, wenn diese Funktion nicht direkt in der Buchhaltungssoftware integriert ist. Meist kann eine Banksoftware die Buchungen als CSV oder MT940-Datei exportieren, so dass eine Buchhaltung diese mit offenen Rechnungen und Forderungen abgleichen kann und anstehende Überweisungen können als MT940-Datei von der Buchhaltung an die Bankensoftware zum Versand übertragen werden. Es gibt also eine gewisse Kopplung, Abhängigkeit und natürlich Arbeitsweise, die bei einem Produktwechsel angepasst werden muss.

Etwas überrascht hat mich dann schon ein Brief vom 8. Juli 2025 (angekommen 10. Juli 2025) , der das Ende der Software "VR-Networld" für eine der von mir betreuten Installationen zum 30.9.2025 abkündigt. Das sind gerade mal etwas mehr als 80 Tage zur Umstellung.

Angeblich gibt es "über 250.000" Nutzer, die heute noch die VR Networld-Software einsetzen und zu einem im Schreiben nicht weiter spezifizierten Datum wird sich die Software melden, dass eine Wechsel zu "BankingManager" ansteht. Dann hoffen wir doch mal, dass der Anwender dann als lokale Administrator die Software auch selbst installieren und aktualisieren kann oder ein IT-Admin oder Dienstleister mal eben dann auf Zuruf die Umstellung begleiten kann. Ich bin gespannt, wie unruhig die nächsten Monate werden. Angeblich gibt es "gesetzliche Änderungen", die aber nicht mit einer Quellenangabe belegt werden. Aber bei der VR Bank Memmingen gibt es einen Hinweis:

Ab dem Jahr 2025 wird die lizenzierte Zahlungsverkehrssoftware VR-NetWorld Software nicht mehr weiterentwickelt und von unserer Bank abgekündigt. Diese Entscheidung steht im Zusammenhang mit der neuen EU-Verordnung Nr. 2024/886 für den europäischen Zahlungsverkehr, die im Jahr 2025 in Kraft tritt.
End-of-Life-VRNW https://www.vr-memmingen.de/banking-und-vertraege/banking/banking-firmenkunden/onlinebanking-fk/end-of-life-vr-networld-software.html

Damit kommen wir dann weiter

Das Video auf der Seite beschreibt, dass der Auftraggeber die Überweisung/Lastschrift mit IBAN und Name oder Kennziffer (VAT) an die Bank sendet, die dann in bis zu 5 Sekunden bei der Zielbank prüft, ob die Daten passen. Dir Rückantwort ist dann "Match", "NoMatch" oder "CloseMatch" und wird an die Homebanking-Anwendung zurückgegeben, so dass der Auftraggeber dann entscheiden kann, ob er den Auftrag freigibt.

Das Ziel ist hier, dass niemand einer Eingangsrechnung mit einer IBAN eines Betrügers fälscht und der Kunde dann eine Falschüberweisung auslöst. Mit VOP sehen Sie als Zahler, ob der Name des Empfängers passt. "Freiberufliche (unfreiwillige) Finanzagenten" dürfte es dann schwerer haben, fremde Konten zu missbrauchen. Das löst aber nicht das Problem, dass Empfängerbanken Schwächen bei der Identifizierung ihrer Kunden haben.

Das könnte doch in so einem Brief stehen, anstelle einer vagen Aussage zu "mehr Sicherheit" und "Zukunftssicherheit". Das hat natürlich auch einen Preis. Auf https://www.vrbank-suedpfalz.de/banking-und-vertraege/banking/banking-firmenkunden/banking-software-vergleich.html  wird "Proficash" und "Bankingmanager" aufgeführt. VRNetworld ist da nicht mehr sichtbar. Zum Banking Manager steht da eine Service Vereinbarung von 2,90€/Monat. 


Quelle: https://www.vrbank-suedpfalz.de/banking-und-vertraege/banking/banking-firmenkunden/banking-software-vergleich.html (10.7.2025)

Auf deinem Schreiben und https://www.vrbank-suedpfalz.de/banking-und-vertraege/banking/banking-firmenkunden/banking-software-bankingmanager.html steht dann aber 9.90€/Monat. Ist die Servicevereinbarung dann gesondert zu sehen oder der Preis für einen Privatkundenversion? In einem Foreneintrag wurden aber auch Preise von 4,90€/Monat bis 100€/Monat genannt.

Wer sich dann dem "Vom Banking Manager" weiter informiert, findet bei der Atruvia die Information, dass es die Software als 4 Wochen Test-Version gibt. Das wäre für Kunden doch eine Option, vorab schon einmal diese Software von ihrem Dienstleister installieren und demonstrieren zu lassen. Natürlich wurde ich auch gefragt, ob das denn sein muss und was der Grund dahinter sein könnte. Ich habe dazu keine weiteren Informationen aber eine Vermutung: Der aktuelle IT-Dienstleister der Genossenschaftlichen Banken (Volks&Raiffeisen) namens Atruvia gibt es in der Form seit 2021 und ist aus dem Zusammenschluss der Fiducia (Karlsruhe, BW) und der GAD (Münster, NRW) entstanden. Da könnte die Ablösung von VR Networld aufgrund der fehlenden VOP-Unterstützung natürlich gerade recht kommen.

Migration Konsolidierung

Die Abschaltung oder Kündigung einer Dienstleistung können Sie natürlich auch als Weck auffassen, eine vor langer Zeit getroffene Entscheidung zu überdenken. Wenn Sie schon einen Produktwechsel vornehmen müssen, der zudem vom Anbieter so kurzfristig und aus meiner Sicht verbesserungsfähigen Kommunikation gestartet wird, dann könnte auch ein Wechsel zu einem bankenunabhängigen Produkt eine bessere Lösung darstellen.

Früher war es meist üblich, dass ein Handwerker bei seiner Hausbank vor Ort ein Konto hat aber durch Direktbanken und Internet hat sich das Gefüge etwas verändert. Mehrere Konten bei unterschiedlichen Banken sind durchaus üblich und eine Hausbank kümmert sich bei ihrer Software natürlich erst einmal zum die eigene Kompatibilität. Auch wenn heute fast alle Produkte "Multibank"-fähig sind und HBCI eigentlich sein sollte, werden Banken migriert, Zugänge ändern sich und als Kunde einer Software einer Bank dürfte die Unterstützung für andere Banken vermutlich weniger engagiert sein. Das müssen Sie aber selbst entscheiden.

Was die Volksbank Südpfalz nicht verlinkt aber über andere Banken und Suchen zu finden sind, sind entsprechende Dokumentationen

BankingManager - Automatische Migration
https://atruvia.scene7.com/is/content/atruvia/BankingManager%20-%20Automatische%20Migrationpdf 

Anleitung-BankingManager
https://atruvia.scene7.com/is/content/atruvia/Anleitung-BankingManagerpdf

Gerade die erste Migrationsanleitung liefert Informationen, welche Daten übernommen werden. Bei einem Wechsel auf ein anderes Programme sollten Sie auch mindestens folgende Daten Übertragen können, z.B. durch einen Export aus der Quelle und Impoirt im Ziel

  • Bankzugänge und Konten
    Natürlich können Sie Zugänge alle wieder neu einrichten und wen ndas Zugangsmedium eine Smartcard oder Zertifikatsdatei ist, dann sollte diese auch mit der neuen Software genutzt werden könnnen. Mit dem Zugang kann die Software auch selbst die verbundenen Konten einlesen
  • Umsätze und Salden
    Ihre aktuelle Software könnte aber Umsatzdaten von vielen Jahren in der Datenbank haben. Die Bank stellt ihnen aber immer nur neue Umsätze bereit, Prüfen Sie daher, wie Sie frühere Umsätze aus der aktuellen Software z.B. als  CSV oder MT940-Datei so exportieren können, dass Sie diese im Zielprogramm wieder importieren und sinnvoll weiter nutzen können.
  • Aufträge
    Am besten senden sie vorher noch alle offenen Überweisungen im alten Programm weg. Es gibt aber auch Terminüberweisungen in der Zukunft oder Daueraufträge, die Sie nicht durch die Bank selbst ausführen lassen, sondern ihre Software regelmäßig wieder als Einzelüberweisung abliefert.
  • Adressen
    Einige Nutzer speichern sich in VR Networld auch die Daten vergangener Empfänger oder Lastschriftinformationen, um über das Adressbuch die Erstellung neuer Aufträge zu vereinheitlich. Das ist nicht relevant, wenn Sie VR Networld nur zum Versand von MT940-Dateien aus ihrer Buchhaltung und zur Kontrolle von Kontoauszügen nutzen.

Der Wechsel von VRNetworld zum VRBankingManager wird vermutlich die beste Migrationsunterstützung liefern. Das sollte sie aber nicht von der Evaluierung anderer Produkte abhalten. Sie können sogar mehrere Programme parallel betreiben. Achten Sie dabei aber immer darauf, dass sie keine Aktionen mehrfach ausführen und auch bei der Verbindung zu Banken gibt es "Verbindungszähler", als zusätzlich Sicherheit gegen Replay-Attacken o.ä. dienen. Es kann auch Daten der Bank geben, die genau einmal kostenfrei zum Abruf angeboten werden und erneute Abrufe gesondert berechnet werden, z.B. Kontoauszüge als PDF

Für das ein oder andere Produkt gibt es sogar Anleitungen von VRNetworld.

Einschätzung

Vielleicht machen es andere VR-Banken besser aber das Ende der tausendfach eingesetzten Software "VR-Networld" ist sicher nicht erst im Sommer 2025 gefällt worden. Daher dürfte der Brief für einige Firmen doch überraschend kommen und die Frist zur Umstellung sehr kurz sein. Erste Foren-Meldungen sind schon vom Januar 2025 und andere Banken haben wohl schon im Februar 2025 die Kündigungen für Sept 2025 versendet.

Interessant ist hier auch, dass Preis von 4,90 bis 100€/Monat von den Banken aufgerufen werden während NR-Networld für einige Kunden sogar von der Bank "kostenfrei" bereitgestellt wurde. Bei einem Business-Giro-Konto mit entsprechendem Monatsgebühr ist sowas auch darstellbar.

Der Brief macht klar, dass zum Ende Sep 2025 die Lizenz entfällt und eine weitere Nutzung damit einen Verstoß bedeuten würde. Ein Anwender könnte nun natürlich darauf kommen, die Software einfach weiter zu nutzen. Allerdings gehe ich davon aus, dass auch die Bank als Gegenstelle entsprechende Wege zur Blockade umsetzen und spätestens die HBCI-Rückmeldung zu VOP von der Software nicht mehr verstanden wird.

Insofern müssen Sie aktiv werden und rechtzeitig auf die neue Version oder eine andere Software umsteigen.

Ich finde es allerdings interessant, dass so wenig 3rd-Party-Hersteller auf das Ende von VR-Networld (VRNW) aktiv eingehen und Migrationswege zu ihrer Software beschreiben.

VOP Technik

Damit Banken untereinander ein "Verification Of Payee (VOP)" umsetzen können, müssen Sie natürlich die jeweilige Gegenstelle finden. Technisch ist VOP anscheinend ein REST-Service, den jede empfangende Bank anzubieten hat. Dazu gibt es einen "Verzeichnisdienst" Namens "EPC Directory Service", in dem die Bank zu den von ihr verwalteten BICs (Business Identifier Code) die URLs entsprechender Webservices und anderer Informationen bereitstellt. Die "Version 1.0" der Spezifikation wurde übrigens erst am 28. Feb 2025 veröffentlicht (https://www.europeanpaymentscouncil.eu/document-library/other/eds-local-file-1)

Die Kommunikation zwischen den Banken wird vermutlich per HTTPS und gegen DoS-Angriffe abgesichert sein, da das Übertragungsnetz auch das Internet sein kann. Ich denke aber nicht, dass es eine offene API ist. Im Video zu VOP wird aber sogar gesagt, dass "Zertifikate" über den Weg verfügbar gemacht werden könnten. Mit SMIME dürfte das aber nichts zu tun haben. 

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