Microsoft Cloud Partner

Früher gab es noch ein Exchange 2010 Hosting Pack und auch Lync 2013 konnte zuletzt als "Hosting Pack V2" installiert werden. Es handelte sich dabei um "besondere" Versionen der Software und nicht nur um eine besondere Konfiguration der Standard Produkte. Beide Produkte werden aber nicht mehr weiter entwickelt und mit Exchange 2013 und Skype für Business stehen bisherige Hoster vor der Frage, wie Sie ihre Kunden zukünftig weiter bedienen.

Technische Fallstricke

Es reicht nämlich nicht, einfach die regulären Produkte in einem eigenständigen Forest zu installieren, für jeden Kunden eine OU für dessen Benutzer anzulegen und über verschiedene Konfigurationseinstellungen eine Abschottung der Kunden zu versuchen. Zwar gibt es mit Lync Hosting:Adressbuch Segregation, E2007 Segregation und den E2010/2013 Adress book Polices z. B. Funktionen die Sichtbarkeit Empfänger in den Adresslisten zu filtern, aber das ist noch kein Hosting und keine komplette Trennung. Ein paar Beispiele beim Einsatz der "normalen" Exchange Version:

  • Exchange Public Folder
    Das klassische Exchange kennt nur eine Hierarchie. Kunden sehen bei richtiger Konfiguration nicht die anderen Kundenordner aber den ersten unterordner
  • Exchange Free/Busy-Zeiten
    Ebenso sind alle Personen natürlich erst mal "intern" und wer einen Termin plant, kann die Frei/Belegt-Zeiten eines anderen Kunden damit sehen
  • Exchange GAL-Auflösung
    Wenn eine Mailadresse eingegeben wird, kann dennoch die Adresse aufgelöst werden.
  • Exchange Mailrouting
    Eine Mail von einem Kunden zum anderen ist aus Exchange-Sicht "intern". Verlässt also nicht erst das Exchange System durch Virenscanner, Spamfilter, SMIME-Gateways, Disclaimer-Regeln etc. Um dann wieder rein zu kommen. Auch der "Displayname" wird nicht wie beim Versand über Internet verändert.
  • Lync Presence Privacy Level
    Bei Lync wird sehr wohl unterschieden, wer "in der gleichen Firma" ist und wer per Federation angebunden ist. Wenn ein Kunde eine andere Person einer anderen Firma aber auf dem gleichen System als Buddy addiert, zählt er per Default als "Company" mit zuvielen Details in der Anzeige. Auf zwei getrennten Systemen arbeitenden Anwender sehen per Federation weniger. Ein MSPL-Skript müsste hier eingreifen.
  • Lync Federation
    In Lync kann man die Federation zu "ANY" (Open Federation) oder bestimmten Domänen nur global für alle Konfigurieren. Maximal per Client Policy könnte man hier steuern.

Das sind nur ein paar der Themen um Exchange und Lync, die beim Hosting dann durch Transport Agenten und MSPL-Erweiterungen selbst gelöst werden müssten oder nicht lösbar sind. Es zeigt sich recht schnell, dass das Festhalten an einer früher erfolgreich betriebenen "Hosting Umgebung" mit Exchange und Lync keine Zukunft hat. Vermutlich hat genau dies Microsoft auch als Ziel.

So gibt es nun zwei Strategien, die ein Betreiber von Exchange/Skype für Business für Kunden fahren kann:

  • 3rd Party Hosting
    Auf der Seite Hybrid Ressource Forest habe ich das Dilemma mit Skype für Business umfangreich beschrieben. Microsoft hat dort nicht nur eine bestimmte Konfiguration explizit als "not supported" ausgewiesen sondern auch einen Hinweis gegeben, wie sich Microsoft "3rd party Hosting" vorstellt: Der Hoster betreibt die Exchange oder Skype für Business Systeme im Forest des Kunden. Die Server müssen ja nicht zwingend beim Kunden vor Ort stehen, wenn der Kunde sein LAN z.B. per VPN an den Standort des Betreibers erweitert. Über diese Konstellation werden aber wohl die meisten Hoster und Kunden nicht glücklich sein.
  • Office 365
    Die zweite Option ist natürlich, dass die bisherigen Hoster ihre Kunden auf die Office 365 Plattform übertragen und für den Kunden dort die Verwaltung machen. So kann Microsoft natürlich seine Plattform weiter stärken. Leider ist das immer dann keine Lösung, wenn Funktionen in Office 365 noch fehlen, die vom Kunden gefordert sind, z.B. die Telefonie in mit Skype für Business

Für einen klassischen Hoster, der bislang ein Komplettpaket seinen Kunden angeboten hat und dabei neben Software auch die Server und Infrastruktur betrieben hat, ist keine der Optionen eine echte Lösung. Zudem getätigte Investitionen in WAN-Anbindungen, Rechenzentren etc. für diese Standarddienste quasi obsolet werden. Die unabhängigen Hoster könnten dann nur Dienste anbiete, die weder von Office 365 noch von der anderen Herstellerfirma als Cloud-Lösung bereit gestellt werden. Aber selbst SAP, LexWare und andere Firmen steigen ja in das Hosting ein. Da fehlt nur noch die Finanzverwaltung mit einer "Buchhaltungsplattform" für Selbständige und kleine Firmen. Warum eigentlich nicht.

Office 365 als Microsoft Cloud Partner

Allerdings gibt es natürlich Firmen, die heute primär Geschäftsanwendungen für Kunden bereitstellen und betreiben. Dazu gibt es eine ganze Menge an Optionen z.B.:

  • Druck und Formularmanagement
  • Dokumentscannen und Verarbeiten
  • Buchhaltung, Steuerangelegenheiten
  • Lösungen für Krankenhausverwaltung, Altenheime etc
  • Lösungen für Öffentliche Verwaltungen, Gemeinden

Oft sind es sogar die Hersteller der Produkte selbst, die nicht länger nur Software und Wartungsvertrag verkaufen, sondern selbst Hosten um den Kunden damit einen besseren Service zu bieten. Nebenbei kann man so, vergleichbar zu Microsoft, auch immer die aktuelle Version forcieren und die Kosten für Migrationen, Tests und Support von Altversionen etc. drücken.

Genau diese Firmen sind aber vielleicht nicht "perfekt" im Betreiben von Exchange, Skype für Business und anderen Lösungen und hier kann Office 365 natürlich ein Teil der Lösung werden.

Dass es in der Hinsicht durchaus Nachfrage und Interesse gibt, zeigen mehrere Beratungsaufträge bei verschiedenen Hostern zu genau diesem Thema: Was ist heute möglich, wie könnte die Zukunft aussehen und welche Lösung kann man übermorgen wie anbieten?

Heute kann natürlich jedes Systemhaus einfach mal Office 365 selbst installieren und sogar seine Kunden einen "Referral-Link" zusenden, über den der Kunde dann Office 365 als Testversion bestellen kann. Den Bereich finden Sie in ihrem eigenen Office 365 Partner Center.

Über diesen personalisierten Link kann ihr Kunde dann Office 365 bestellen und Sie als Partner werden als Referenzgeber und Kontakt für Microsoft verbunden. Siehe dazu auch Office365:POR - Partner of Records. Das ist schon eine Art der Partnerschaft zwischen Dienstleister, Kunde und Office 365

Office 365 als Microsoft Cloud Solution Provider

Aber es gibt für Firmen noch eine Steigerung der Partnerschaft mit Office 365. Natürlich sind dazu einige zusätzlich Voraussetzungen erforderlich, die in einem australischen Dokument beschrieben sind z.B.

Partner must have a proven capability and track record of providing 24/7 end-customer billing and technical product support and has the processes and SLAs that frame this support fully documented and maintained to generally recognized industry standards.
Quelle_: http://download.microsoft.com/documents/australia/cloud/csp/CSP-Capability-Requirements.docx

Das ist nur eine erweiterte Forderung, die zu erfüllen ist. Natürlich müssen auch eine gewisse Anzahl Mitarbeiter entsprechende Zertifizierungen und Prüfungen ablegen. Da betrifft nicht nur technische Prüfungen sondern auch Befähigungsnachweise im Vertrieb

Learning Path
https://assets.microsoft.com/en-us/learning-path.pdf

Partnership in the Cloud: Microsoft’s investing in you
https://www.youtube.com/watch?v=0XK4qV5hZMU

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