Office 365 Preisanpassung 2022

Lange Jahren waren die Office 365/Microsoft 365-Preise unverändert gebliebene, bis Microsoft im Aug 2021 eine erste Anpassung für 2022 angekündigt hat. Auch wenn der ein oder andere Admin nun ein "Ich hab es doch immer gewusst" äußern mag, dass Microsoft zuerst die Kunden in die Cloud "locken" will und dann die Daumenschauben anzieht, ist das sicher zu kurz gedacht. Auch Microsoft unterliegt zum einen der Inflationsrate, dass eingekaufte Leistungen (Miete, Strom, Server etc.) natürlich teurer werden aber auch die Nutzung durch Firmen sich auch in Corona-Zeiten deutlich geändert hat und der Funktionsumfang in den letzten Jahren nicht nur bei Teams zugenommen hat

Quellen

Die erste Information wurde von Jared Spataro, Corporate Vice President for Microsoft 365. auf seinem Blog mit entsprechenden Hinweisen veröffentlicht:

Es ändern sich nicht alle Produkte und auch die Erhöhung ist unterschiedlich.

Produkt Bis Feb 2021 Neu (ab 1 März 2022) Prozent

Microsoft 365 Business Basic

5 US$

6 US$

+20%

Microsoft 365 Business Premium

20 US$

22 US$

+10%

Office 365 E1

8 US$

10 US$

+25%

Office 365 E3

20 US$

23 US$

+15%

Office 365 E5

35 US$

38 US$

+8%

Microsoft 365 E3

32 US$

36 US$

+12,5%

  • Lizenzen für Education (A3/a5) oder die Privatlizenzen Microsoft 365 Personal/Home werden nicht angepasst.
  • Informationen über Microsoft 365 F1/F3/E1 etc. habe ich noch nicht.

Dies sind aktuell noch die US$-Preise

Sonderfall Audiokonferenz

Bislang mussten sich Kunden immer überlegen, ob die Anwender mit Office365 E3 oder Microsoft 365 E3-Lizenzen auch Telefonie-Teilnehmer ermöglichen wollen. Die Audio-Konferenz-Bridge zur Einwahl in eine Teams-Konferenz per Telefon Was bislang eine Zusatzlizenz mit 4 US$/Benutzer und Monat oder Sie aktivieren eine "Pay per Minute"-Lizenz mit 9ct/Min/Teilnehmer. Beide Lösungen waren nicht einfach, denn schon 4 Telefonteilnehmer über 10 Minuten haben die 4 US$ gekostet, die die Funktion für einen ganzen Monat als Flatrate lizenziert hätte. Wenn Sie aber 1000 Mitarbeiter alle lizenzieren, dann wären dann 400 US4/Monat, selbst wenn nur ein Teil der Mitarbeiter die Funktion auch tatsächlich genutzt hat.

Aber aus meiner Sicht wäre es nachteilig, wenn Anwender eine Funktion erst beantragen müssten oder gar nicht um deren Existenz wissen. Die Diskussion ist mit dem neuen Preismodell obsolet, da die Funktion nun "enthalten" ist.

And today, we are announcing that we will add unlimited dial-in capabilities for Microsoft Teams meetings across our enterprise, business, frontline, and government suites over the next few months
Quelle: https://www.microsoft.com/en-us/microsoft-365/blog/2021/08/19/new-pricing-for-microsoft-365/

Davon profitieren wohl nicht nur Office 365 E3 und Microsoft 365 E3 sondern auch die Frontline (F1/F3) und Government (G)-Pläne. Ich hoffe dass diese Freischaltung dann auch die Education-Pläne betrifft.

Der "Use Case" ist bei Telefoneinwahl recht einfach: Nicht überall gibt es ausreichend gute Datenverbindungen oder mobile Daten kosten viel mehr als ein GM/Telefon-Anruf, der dann zumindest eine Teilnahme per Audio mit guter Qualität erlaubt. Ich habe es selbst schon erlebt, dass ich per Teams wunderbar einer PowerPoint folgen oder sogar meinen Bildschirm teilen konnte aber die Audio-Qualität einfach nicht gut genug war. Dann habe ich mich einfach per Telefon eingewählt und darüber den Ton geliefert. In so Fällen sind die 9 Cent oder 4 US$ keine Diskussion wert.

Achtung: Es handelt sich zum "Dial In Minutes". Wenn Sie die Funktion "Dial Out" nutzen, d.h. der Konferenzleiter ruft eine Rufnummer, z.B. aus Sicherheitsgründen, an, dann wird das wie bisher weiter berechnet.
https://docs.microsoft.com/en-us/microsoftteams/audio-conferencing-subscription-dial-out

Die Firmen, die heute schon Office 365 E3/Microsoft E3 mit Audiokonferenz-Addon lizenziert habe, werden durch die Umstellung sogar günstiger da stehen. Nur wer bislang nur partiell die Audio-Konferenzoption zugekauft hat, muss noch mal genauer nachschauen.

Ich bin gespannt, wie sich später dann die Umstellung vollzieht. Einige meiner Kunden haben Provisioning-Skripte, mit denen Sie die Zusatzoptionen explizit konfigurieren und auch die Nutzung auswerten. Das muss dann wieder angepasst werden.

Weitere Funktionen

Jared hat natürlich auch noch alle anderen Funktionen erläutert, die in den letzten Jahren das Office 365/Microsoft 365 Paket "erweitert" haben, ohne dass Microsoft dafür mehr Geld verlangt hätte. Ich weiß auch, dass dies natürlich nur dann ein Argument ist, wenn Sie als Kunde die neuen "geschenkten" Funktionen auch nutzen. Aber viele Funktionen werden schon lange als "gegeben" genutzt ohne zu realisieren, dass diese noch gar nicht von Anfang an mit dabei waren. Die wenigsten Admins wissen vielleicht, dass die ersten Office 365 Pakete für damals 10 US$ eigentlich nur ein SharePoint-Hosting war und das später erweiterte "BPOS - Business Productivity Online Suite" eigentlich nur ein Exchange Postfach (25GB), SharePoint und OCS mit Livemeeting enthalten hat. Daher hier nur eine kurze Liste einiger Produkte, Lösungen und Bausteine im heutigen Office 365/Microsoft 365 Paket, die noch nicht so lange "drin" sind.

  • Communication: Microsoft Teams
    Das Produkt, welche heute die größte Verbreitung und Steigerungsrate hat, wurde erst 2017 addiert und hat veraltete und deutlich schwächere Skype for Business Online abgelöst
  • Communication: Office Produkte
    Word, Excel, PowerPoint wurden umfangreich z.B. durch Echtzeitbearbeitung, etc. erweitert
  • Security/Compliance: Data Loss prevention
  • Security/Compliance: eDiscovery, LegalHold
  • Security/Compliance: InTune
    Die Anfangs sehr beschränkte MDM-Lösung wurde umfangreich erweitert und verwaltet mittlerweile auch Windows Clients
  • Apps: PowerApps PowerBi, Yammer, WhiteBoard, Planner, Stream
    Angeblich weitere 24 Produkte wurden im Laufe der Zeit ohne Preiserhöhung addiert

Natürlich muss man dazu sagen, dass auch Marktbegleiter ihre Produkte weiter entwickeln und erweitern. Aber beim klassischen Kaufmodell war dann alle paar Jahre ein kostenpflichtiges Upgrade erforderlich oder ebenfalls eine "Subscription", deren Preis immer mal wieder angepasst wurde.

Einschätzung

Es war ja irgendwann zu erwarten, dass Microsoft die Preise anpasst. Eine Steigerung von 8-25% erscheint recht viel aber wenn sie als Kunde wirklich schon 10 Jahre mit der Microsoft Cloud gearbeitet haben, dann ist die Steigerung nicht überraschend. Selbst die Firmen, die durch COVID erst die Cloud intensiver genutzt haben und damit erst wenige Jahre dabei sind, sollten nicht überrascht sein. Microsoft erweitert laufend sein Produktangebot und immer mehr Firmen nutzen auch neue Möglichkeiten, die früher noch gar nicht zur Verfügung standen.

Dennoch ist es natürlich ein großer Kostenfaktor, was man schon an der Rechnung bei Microsoft sehen kann. Bei den von Jared genannten 300 Millionen "Commercial Seats" und einer Steigerung von 3 US$/Benutzer im Mittel bedeutet das natürlich Mehreinnahmen von 1Mrd US$ pro Monat. Das ist schon eine namhafte Zahl und ist am ersten Tag erst mal ein Zusatzgewinn.

Allerdings gehe ich davon aus, dass Microsoft davor jeden Monat mehr und mehr Kosten hatte, die eine Zeitlang nicht an die Kunden weiter gegeben wurden. Die Nutzung von Exchange, SharePoint, OneDrive und vor allem Microsoft Teams erforderte massive Investitionen in Verbindungen, Server im Backend und entsprechende Betriebsaufwände.

Wer nun mit dem Begriff "Alternativlos" oder "Monopol" argumentiert, macht sich das Leben aber auch zu einfach. Es gibt für viele Lösungen von Microsoft auch Alterativen von anderen Herstellern oder Open Source. Begriffe wie Linux, Samba, OpenExchange, PostFix, NextCloud, Firefox, LibreOffice, Paint.NET, Gimp sind jederzeit verfügbar und nutze ich im privaten Umfeld durchaus.

Allerdings muss ich auch feststellen, dass das Microsoft Angebot durchaus rund ist und der Preis mit auch so nicht überhöht erscheint. Microsoft wird wohl noch einige weitere Male an der Preisschraube drehen müssen, ehe eine kritische Masse sich anders orientiert. Aber das kenne ich schon aus den früheren Novell-Zeiten, als es ein quasi "dominantes System" gab. Vertrauen wir hier einfach der Marktwirtschaft. Ich finde es eher erstaunlich, dass sich Microsoft immer wieder neu ausrichtet, auch wenn einige Wendungen auch für Partner nicht immer einfach zu folgen sind

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