Hybrid Lüge

Mein BMX225xe PHEV habe ich schon gekauft, als es noch keine 0,5% Regelung gab. Nach über 5 Jahren kann ich ein Feedback geben und spoilern, dass Hybrid-Firmenfahrzeuge nur gut gemeint aber schlecht gemacht sind. Aus nie erreichten theoretischen 41km sind nun 16km bis max. 50km/h übrig geblieben und das Auto eher ein "Mild Hybrid".

Ich kann nur eine Einschätzung zu meinem BMW225xe geben und die Seite darf nicht als "BMW-Bashing" missverstanden werden. Ich bin sicher, dass die Probleme auf jedes Hybrid-Fahrzeug zutreffen, welche aktiv elektrisch gefahren werden und nicht nur als Steuersparmodell bei Firmenwägen gekauft werden.

Warum Hybrid

Als ich meinen ersten PlugIn Hybrid (PHEV) gekauft habe, war das Thema noch relativ neu. Natürlich gab es schon viele Jahre "MildHybrid"-Fahrzeuge von Toyota und Tesla hat als Vorreiter schon einige reine Elektro-Autos verkauft. Aber die Kosten für Batterien waren noch immer sehr hoch und das Know-How zum Bau von Fahrzeugen, die ohne warmes Kühlwasser zur Heizung, Unterdruck aus dem Ansaugtrack für Bremskraftverstärker oder Hydraulikdruck für Servolenkung auskommen mussten, war noch nicht überall vorhanden.

Das Funktionsprinzip eines dualen Antriebs erscheint auf den ersten Blick logisch. Speziell im Stadtverkehr mit vielen Anfahr- und Abbremsaktionen erscheint es verlockend, die Energie beim Bremsen nicht in Wärme der Bremsscheibe zu verwandeln sondern in einem Akku zu speichern und beim Beschleunigen wieder einzusetzen. Ein E-Motor ist auch in unteren Drehzahlen effektiver, entlastet die Kupplung, kann Lärm mindern und natürlich Kraftstoff sparen und damit Emissionen reduzieren. So funktionierten schon viele Jahre die Hybrid-Fahrzeuge ohne "Anschluss" mit kleinem unterstützendem Motor, der zugleich Anlasser und Generator ist und eine kleinen Batterie.

PHEV

Aber dann kam der Wunsch noch etwas mehr zu erreichen. Oder schreiben wir mal besser, dass eine Interessengemeinschaft aus KFZ-Industrie und Politik überlegt hat, dass viele Fahrzeuge ja pro Tag eh nur Kurzstrecke zur Arbeit, Einkaufen oder Schule fahren und man mit 20-40 km Reichweite doch schon viel gewinnen könnte. Wenn dann noch beim NEFZ/WLTP-Test nur der "fossile Anteil" gewertet wird und der Strombedarf quasi mit "0 Liter" in die Rechnung eingeht, dann landen im Datenblatt des Fahrzeugs ein "Durchschnittsverbrauch" von sagenhaften 2 Liter/100km oder weniger. Der ADAC schreibt dazu:

Dauerte der Test beim alten NEFZ noch 20 Minuten, sind es beim WLTP 30 Minuten. Demzufolge verlängerte sich die gefahrene Strecke von elf auf 23,25 Kilometer.
Quelle: WLTP statt NEFZ: So funktioniert das aktuelle Messverfahren
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/autokatalog/abgasnormen/wltp-messverfahren/

Meinem BMW 225xe musste mindestens 41km "rein elektrisch" schaffen, damit ich einen staatlich Zuschuss in Anspruch nehmen konnte. Das hat natürlich nicht den "Listenpreis" gesenkt, auf dessen Basis die 1% Privatnutzung berechnet werden. Vor allem ist es mir niemals gelungen, die 41km auch nur annähernd zu erreichen. Allerdings dürfte der Hersteller damit den NEFZ-Test über 23 km mit ein paar "schnellen Passagen" mit Benzin schon derart geschafft haben, dass der unrealistische Durchschnittsverbrauch im Datenblatt landen durfte.

Ich finde es befremdlich, dass sich die Politik so täuschen lässt und der Amtseid so dehnbar ist.

Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“
Quelle: Art. 56 Satz 2 GG https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_56.html

PHEV extrem und die Folgen

Nun kann man einem PHEV kritisch gegenüber stehen aber wenn das Fahrprofil passend ist, können wirklich viele Strecken rein elektrisch zurückgelegt werden. Während bei einem reinen Innenstadtverkehr der OPNV dem Auto schon aufgrund der Parksituationen vorzuziehen ist, gibt es schon viele Fahrten aus dem per ÖPNV schlechter versorgten Speckgürtel oder ländlicher Bereiche. Schreiben Sie doch einmal für sich auf, wie viele Kurzstrecken Sie auf dem Land mit dem Auto fahren. Sei es der Weg zur Schule, Arzt, Supermarkt im Nachbarort oder der Arbeitsstelle im Umkreis von ca. 15km. Hier kommen Sie auch mit einem PEHV durchaus rein elektrisch hin, wenn Sie nicht über eine Autobahn fahren. Seit 2022 müssen die PHEVs ja schon 60km "laut Datenblatt" schaffen und einige sind sogar schon darüber. Günstigere Batterien und mehr Leistung mach es möglich.

Damit kommen wir aber schon zum Problem der PHEV gegenüber klassischer elektrischer Fahrzeuge (EV). Die Kapazität des Akku limitiert auch die maximal abrufbare Leistung und wenn ein PHEV vielleicht nur 5-10kWh speichern kann, dann sind auch die Maximalströme geringer als mit 50-70kWh. Das kann ein Grund sein, warum größere SUVs und Mittelklassefahrzeuge teils 90-100km weit kommen sollen. Hier ist dann einfach der Akku mit 15-20kWh einfach potenter und wie Leistung und hohe Beschleunigung macht sich natürlich besser im Vergleich zum Marktbegleiter. Wenn es die Technik denn hergibt, kann auch beim Bremsen stärker geladen werden.

Dennoch ist die Batterie der Schwachpunkt und beim PHEV kommt ein weiterer Aspekt dazu, der den meisten Fahrern nicht bewusst ist: Die Zyklenanzahl. Wenn ich ein BEV mit einer Reichweite von vielleicht 400km bei einer täglichen Fahrleistung von 50km bewege, dann reicht es dieses einmal in der Woche aufzuladen. Über das Jahr hinweg komme ich auf 50 Zyklen und selbst nach 10 Jahren mit 500 Zyklen sollte ein Akku kaum merklich geschwächt sein.

Nun komme ich aber mit meinem PHEV und 50km am Tag. Mit den offizielle 41km klappt das nur, wenn ich vor dem Losfahren und auch unterwegs lade. Wenn ihr Arbeitgeber ihnen diese gestattet, kommen Sie auf 2 Zyklen pro Tag oder sogar noch mehr. Das sind dann schon 400-500 Zyklen pro Jahr. Auf der einen Seite möchte man ja "wenige CO2" ausstoßen und fördert das noch mit Solarzellen auf dem Dach. Das Ergebniss sehen wir aber nach Einigen Jahren an den diversen Anzeigen.

Schon beim Laden an der heimischen Wallbox zeigt sich mittlerweile, dass nicht mehr als 20km optimistisch zu erreichen sind. Realistisch sind eher 17-18km im Sommer. Über die Reichweite im Winter sprechen wir besser nicht.

In der BMW App sind die Daten sogar noch extremer. Hier werden sogar nur noch 15km elektrische Reichweite versprochen. Der Ladezyklus von 9% auf 100% hat an einem 11kW-Lader, an dem der BMW225xe nur einphasig mit 3,7 Kw lädt, auch nur 1:26h gedauert. viel mehr als 5kWh sind da also nicht geladen worden.

Wenn ich mit 5kWh aber nur noch 15km weit komme, dann würde das auf einen Durchschnittsverbrauch von 33kWh/100km hinauslaufen. Bislang hatte der BMW225xe immer um die 18-20kWh/100km gebraucht. Sollte der schlechtere Akkuzustand nun auch noch zu mehr Verlusten beim Laden/Entladen führen?

Aber die reduzierte Kapazität schlägt sich auch in der Leistung nieder. Es geht mir dabei gar nicht um das "Whuiiii"-Beschleunigen sondern generell ist die Maximalleistung derart beschränkt, dass mit vollem Akku ab ca. 110km/h schon auf Benzin gewechselt wird und selbst auf Landstraßen der elektrische Antrieb unter 60% Füllstand nicht mehr ausreicht, um 80km/h zu halten. Der Anteil der elektrisch gefahrene Anteil wird von Tag zu Tag geringer und beschränkt sich fast nur noch auf die Strecken unter 50km/h.

Damit ist der Nutzwert eines Hybrid mit elektrischen Betrieb natürlich deutlich reduziert. Der Verbrenner wird sogar noch mehr als früher zu Kaltstart und Kurzzeitbetrieb herangezogen, was sich nicht nur in der CO2-Bilanz und dem Benzinverbrauch sondern auch im Verschleiß niederschlagen dürfte.

Akkutausch?

Wenn die Batterie so schnell verschleißt, könnte man ja eine Reparatur oder Austausch überlegen. Auf der Seite von www.hubauer-shop.de wird die Batterie z.B. abgebildet.

Vielleicht ist ja nur ein Modul so defekt, dass das Gesamtsystem in der Reihenschaltung darunter leidet. Leider habe ich weder im Auto selbst oder der ConnectedDrive oder per BMW API abgefragten Werte entsprechende Details über die Batterien gefunden. Der immer wieder bei BEV genannte "State of Charge" (SoC) konnte ich nicht auslesen.

Die meisten Automarken tauschen die Fahrbatterie – bevorzugt nur einzelne ihrer Module – kostenlos um, wenn innerhalb von acht Jahren oder 160.000 Kilometern nach Zulassung nur noch weniger als 70 Prozent der ursprünglichen Kapazität gespeichert werden können
Quelle: https://ecomento.de/2022/02/24/elektroauto-batterie-ersatz-ist-teuer/

Einschätzung

Schreiben wir, wie es ist: Die Hybrid-Technik macht zum kurzfristigen Speichern von Bremsenergie und Unterstützung beim Anfahren und Beschleunigen mit einem kleinen Moor und günstiger und leichter Batterie, wie dies Toyota schon viele Jahre vormacht, Sinn. Ich kann mir auch Vorstellen, dass Sie z:B. bei Bussen im Nahverkehr etc. zu merklichen Kraftstoffeinsparungen führen kann. Den ganzen Aufwand eines PHEV mit Steckdose, Ladesteuerung und größerer Batterie, die den Verbrenner nicht vollständig ersetzen kann, dürfte aber spätestens dann aussterben, wenn die falsche steuerliche Förderung ausläuft. PEHV ist eine Brückentechnologie, mit der speziell wohl die verschlafenen deutschen Hersteller sich einen grünen Anstrich geben und den ach so kritischen Flottenverbrauch schönrechnen konnten. So umgeht man Strafzahlungen und kann parallel verschleiern, das beim BEV geschlafen wurde. Das hilft es auch nicht, wenn in dem 225xe gezeigt wurde, dass es schon schon elektrisch betriebene Servolenkungen, Bremskraftverstärker, Wärmepumpenheizungen etc. gibt, die so auch im BEV verwendet werden könnten.

Schade, dass die PEHVs mit gealterten Batterien nicht viel mehr als übergewichtige Benziner sind, und damit vermutlich sogar noch mehr Schaden anrichten. So richtig glauben kann ich aber nicht, dass all dies nicht schon vor Jahren von den "Fachleuten" gesehen und benannt wurde aber von dem Gesetzgeber nicht gesehen werden wollte oder durch Lobbyismus kleingeredet wurde. Vielleicht wäre es mal an der Zeit, dass auch ein PHEV beim TÜV alle 2 Jahre eine gewissen elektrisch gefahrenen Anteil nachweisen muss, damit es weiterhin steuerlich bei der KFZ-Steuer und dem Privatanteil bei Firmenfahrzeugen berücksichtigt wird. PEHV kaufen und PHEV so nutzen, wie vorgesehen sind zwei paar Schuhe und das gilt auch für die Hersteller, die dann auch in der Pflicht wären. Eine 5KhW/48V Batterie für Solaranlagen kostet (Juli 2023) gerade mal 1.500€. Selbst wenn eine KFZ-Batterie natürlich andere Kennzahlen hat (höhere Lade/Entladeströme oder Reihenverschaltung für höhere Spannungen) rechtfertig das keinen drei- bis fünffachen Preis.

Das nächste Auto wird sicher kein PHEV mehr sondern entweder ein BEV oder doch wieder ein klassische Verbrenner. Viel weniger ist das PHEV nach 5 Jahren ja auch nicht, nur schwerer und teurer.

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