Microsoft Mail und Exchange
Ehe Microsoft mit Exchange 4.0 auf Windows NT gestartet ist, gab es ein andere Mailsystem: Microsoft Mail". Allerdings dürften die meisten Microsoft Mail Postfächer im Rahmen der Jahr 2000 Umstellung und der Einführung von Outlook ersetzt worden sein, da Microsoft Mail nur bedingt Jahr 2000 fest zu machen ist und der Einsatz von Outlook einen zentralen Einsatz aufgrund der PST-Dateien und ihrer Nachteile im Betrieb (Nicht gemeinsam nutzbar, 2 GB Limit, hohe Netzwerklast) gerade zu nach Alternativen rufen.
Trotzdem ist auch Exchange 2000 wie Exchange 5.5 immer noch kompatibel mit Microsoft Mail, d.h. sowohl ein Nachrichtenaustausch über Connectoren als auch ein Adressbruchabgleich ist ebenso möglich, wie die Migration. Allerdings ist ein direktes Update einer Microsoft Mail Datenbank auf Exchange nicht möglich. Hier kommt immer der Assistent zur Migration zum Einsatz.
Die Wege der Migration
Generell gilt es auch hier zwei mögliche Szenarien zu unterscheiden:
Migration
Dabei wird Exchange parallel zu Microsoft Mail installiert und eine Verbindung beider Systeme eingerichtet. Die Umstellung kann sich über lange Zeit hinziehen und parallel zur Migration von Clients, Weiterbildung der Mitarbeiter etc. stattfinden. Die wesentlichen Schritte sind:
- Installation und Einrichtung Exchange
- verbinden beider Mailsysteme per Connector
- Einrichten eines DirSync zum Adressbuchaustausch
- Einrichten eines Kalender-Connectors für Frei/Belegzeiten
- Migration Anwender für Anwender
- Umstellung der Verbindungen (Internet etc.)
- Deinstallation Microsoft Mail
Nachteilig ist der hohe Aufwand für den Parallelbetrieb und die Pflege und die langsame Migration. Aber so ist auch eine schrittweise Umstellung möglich mit der Option das Tempo den Bedürfnissen anzupassen. Dieser Weg ist meist für große unternehmen oder viele Clients die bessere Wahl.
Umstellung
Bei der Umstellung ist das Ziel eine schnelle Ablösung der Microsoft Mail Datenbank durch einen Exchange Server ohne Parallelbetrieb.
- Aufsetzen und Konfigurieren von Exchange
- Optional: Verschieben der MS-Mail-Daten in das Postoffice
- Stoppen der MS-Mail Dienste und Queues
- Übernahmen der Daten (Benutzer, Verteiler und Mails)
- deaktivieren von MS-Mail
- Installation und Konfiguration von Outlook auf allen Clients
Die Umstellung der Server ist hierbei in wenigen Stunden oder einem Wochenende möglich. Es gibt keinen aufwändigen Parallelbetrieb. Problematisch ist hier, dass die Clients alle Outlook installiert und konfiguriert haben müssen, ehe Sie wieder "Mailen" können. Dieses Verfahren eignet sich für kleinere Firmen oder wenn viel automatisierbar ist (SMS, Anmeldeskripte, profgen, Newprof etc.). Alternativ kann auch OWA als Übergangslösung die Situation entschärfen.
Weitere Seiten
Folgende Seiten beschreiben die weitere technischen Details einer Umstellung
Hinter die Kulissen
Microsoft Mail ist ein dateibasiertes Nachrichtensystem, welches eine Freigabe auf einem Dateiserver zur Ablage von Informationen und den Austausch von Nachrichten nutzt. Ein Einfacher Dateiserver, der auch ein NetWare-Server, Unix-NFS-Server, Sambaserver etc. sein kann, ist vollkommen ausreichend. Je nach Serversystem sind zusätzliche Dateirechte zum besseren Schutz der Daten einsetzbar. (z.B. FILESCAN bei NetWare entfernen).
Der Zugriff der Clients erfolgt über UNC-Pfade oder das Laufwerk "M:". Hier ist auch die einzige Übereinstimmung mit dem Exchange 2000 Webstorage-System. Der Inhalt von M: ist aber komplett unterschiedlich. Das Verzeichnis auf dem Server heißt meistens MAILDATA, AGPO oder WGPO. In unterverzeichnissen liegen die Maildatenbanken (MMF), Anlagen (ATT), Adresslisten (GLB), Vorlagen (TPL), Kalenderdaten (SCH) und andere Dateien.
Jeder Benutzer hat seine eigene MMF-Datei und da sind normalerweise alle Nachrichten des Benutzers enthalten. MMF-Dateien konnte früher mit dem Exchange 5.0 Client direkt importiert werden. Der Name der Datei ist numerisch, aber es gibt Tools aus dem Resource Kit um die Zuordnung des Benutzers zur MMF-Datei zu erhalten. Ebenso gibt es ein Program PODIAG, mit dem man die Konsistenz des Postoffices anzeigen und reparieren kann. Der Migrationsassistent öffnet übrigens die MMF-Datei des Anwenders und importiert diese in ein Exchange Postfach.
Für die Migration mit Parallelbetrieb muss das Microsoft Mail Postoffice ein "Vollprodukt" sein. Wenn das Postoffice den Namen "AGPO" oder "WGPO" hat, dann ist das ein Hinweis auf ein "Arbeitsgruppenpostoffice". Diese sind keine vollwertigen MS-Mail Postoffices und machen manchmal Probleme. So kann zu solche einem Postoffice kein Connector installiert werden und eine Migration scheidet daher aus. Das wird spätestens bei dem Versuch auffallen, den Microsoft Mail Connector zu installieren, welches zu einem Fehler führt. Durch die Überinstallation mit einem Vollprodukt wird aus dem Arbeitsgruppenpostoffice ein Vollprodukt. Allerdings dürfte dieser Fall kaum auftreten, da hier ein schnelles Update in der Regel durchgeführt wird.
Der "Mailserver" ´zu Microsoft Mail sind mehrere Programme, die Nachrichten zwischen Postoffices (EXTERNAL.EXE oder dem Internet (SMTPGW.EXE) austauschen, zu Administration (ADMIN.EXE) und liegen oft in einem Verzeichnis MAILEXE. Früher waren dies alles DOS-Programme, die mit einem Scheduler (DISPATCH.EXE) regelmäßig gestartet wurden. Nach und nach wurden die Programme als Win32 Anwendung bereit gestellt.
Achtung Daten auf dem Client
Ehe Sie die Daten der MMF Dateien im Postoffice migrieren, müssen Sie sicherstellen, dass auch alle Daten dort liegen. Der alte MS-Mail Client konnte nämlich auch lokale MMF-Dateien nutzen. Dann findet der Migrationsassist nur eine leere MMF-Datei im Postfach und migriert nicht die Nutzdaten. Der Benutzer muss daher vor der Migration in seinem Client wieder einstellen, dass die Daten auf dem Server gehalten werden oder die lokale MMF-Datei wird später manuell importiert.
ähnliches gilt, wenn der Anwender schon mit Outlook gearbeitet hat. Outlook nutzt bei Betrieb mit einem Microsoft Mail Postoffice hat immer eine PST-Datei in welche es die neuen verschiebt. Diese muss der User später manuell importieren, wenn der Administrator nicht alle PST- Dateien einsammelt und mit EXMERGE zentral importiert.
Die Kalenderdaten liegen ebenfalls auf dem MAILDATA-Verzeichnis im Verzeichnis CAL und haben die Endung SCH (Für Schedule). Im Gegensatz zu Outlook sind MS-Mail und Schedule-Plus zwei getrennte Programme. Wobei es bei den Kalendern vermutlich auch die meisten Probleme geben wird.
Hinweise zur Migration
Bei einer zentralen Migration sollten Sie daher sicherstellen, das die Daten der Benutzer auch auf dem Server liegen und nicht lokal in MMF oder PST-Dateien.
Natürlich sollten während der Migration oder Update keine Nachrichten in irgendwelchen Warteschlangen liegen, d.h. der Empfang von Nachrichten aus dem Internet sollte gestoppt werden, Remote Benutzer sollten alle Mails versendet haben, alle Warteschlangen sollten leer sein. Die Kommunikation darf erst wieder aufgenommen werden, wenn die Verzeichnissynchronisation die Einträge aktualisiert hat
Egal ob Migration oder Umstellung , der Assistent macht das meiste:
- exportiert die Daten aus der Server-MMF-Datei und CAL-Datei
- importiert diese in den Exchange Informationsspeicher.
- liest die Konfiguration des Users (Mailadresse, alias etc.) aus
- legt entsprechende Exchange User an.
Beim Update installiert man einen neuen Exchange Server und richtet ihn komplett ein, d.h. Speichergruppen, Connectoren etc. aber lässt ihn erst dann Daten empfangen, wenn die Benutzer angelegt sind.
Bei beiden Wegen werden dann die Benutzerdaten migriert. Während beim Update die Quelldaten unverändert bleiben, werden bei der Migration die Daten exportiert, der Benutzer in Exchange angelegt und importiert und dann das Microsoft Mail Konto gelöscht, damit im Adressbuch nur ein Benutzer aktiv bleibt. D.h. Microsoft Mail Benutzer sind aus Sicht von Exchange dann Kontakte und Exchange User sind aus Sicht von Microsoft Mail in einem anderen entfernten Postoffice.
Insofern ist ein Update schneller und problemloser auf der Serverseite da kein Parallelbetrieb mit Verzeichnissynchronisation aktiv sein muss. Aber dafür muss man sich was überlegen, wie man schnell auf alle Systeme Outlook installiert und konfiguriert bekommt.
Adressierung, Connectoren und Routing
Sowohl Exchange als auch Microsoft Mail können parallel direkt mit einander kommunizieren. In der Anfangszeit wurde sogar häufig Exchange nur installiert um einen zuverlässigeren SMTP-Connector zu erhalten. Auf der Exchange CD sind dazu sogar noch die SMTP Access Komponenten, um in einem Microsoft Mail Postoffice Leitwege für SMTP via Exchange zu konfigurieren.
Aber auch sonst ist die Adressierung zwischen beiden Systemen durchgängig. Mit der Installation eines Microsoft Mail Connectors kann jedem Benutzer auch eine Microsoft Mail Adresse in der Form "MS:Netzwerk/Postoffice/Username" vergeben werden, So dass dieser direkt aus der Microsoft Mail Umgebung erreicht werden kann.
Zudem wird die Leitwegetabelle von Exchange um einen Adresstyp "MS" erweitert, damit alle MTA-Dienste in der gesamten Exchange Organisation die Leitwege können und nutzen können.
Exchange kann sogar als Verbindung zweier Microsoft Mail Postoffices dienen. Allerdings sind derart komplexe Installationen heute kaum noch zu finden so dass weitere Beschreibungen hierzu überflüssig sind. Wenn Sie jedoch Bedarf an Know-how in diesem Bereich haben, sollten Sie uns Ansprechen (->Net at Work). Die jahrelange Erfahrung mit MS-Mail, External, REQMAIN, REBUILD und all den anderen "Serverprogrammen" ist immer noch präsent für aktuelle Umstellung en und Troubleshooting
Weitere Links
- Microsoft BPOS Dokumentation
- TechNet Archiv: Microsoft Mail Funktionsstruktur
http://www.microsoft.com/technet/archive/mail/chapter2.mspx?mfr=true