Teelicht Elektroschrott

Die Seite hat nun gar nichts mit Exchange und Teams zu tun, sondern soll an einem Beispiel zeigen, dass "schön gemacht" nicht immer nachhaltig ist. Wobei das durchaus doch wieder auf die IT und Consulting übertragen werden kann. Es passiert schon, dass eine schöne Umsetzung bei genauer Betrachtung eigentlich lebensgefährlich ist. Hier geht es nur im ein paar mAh und LEDs. Wenn Sie die Sicherheit ihrer Firma oder IT so stümperhaft aufbauen, dann sollten Sie sich nicht wundern, wenn irgendwann nicht nur der Baum brennt.

Schön billig

Dass klassische Teelichter aus Wachs mit Docht gefährlich ist, hat sich rumgesprochen und als Heizung taugen sie schon gar nicht. Mit dem Fortschreiten der Akku-Technik und LEDs gibt es mittlerweile auch "elektronische Teelichter" unterschiedlichster Hersteller und Ausprägungen. Von Nachhaltigkeit kann bei Exemplaren mit Knopfzellen nicht ausgegangen werden aber Akku und Lademöglichkeit hört sich doch schon mal gut an. Wenn das Gerät dann nach Weihnachten auf dem Restetisch mit Rabatt liegt, landet es bei dem ein oder anderen im Einkaufswagen und wenn beim ersten Einstecken dann die Betriebs-LED dunkel bleibt, landet es mit den Worte; "Kannst du mal danach schauen?" auf meinem Basteltisch.

Aufbau

Im Gegensatz zu modernen Smartphone und Notebook ist die Basis einfach nur mit Philipps-Schrauben verschlossen, die einfach zu öffnen sind. Die Steckkontakte für zur Aufladung sehen fast aus wie normale 2,5mm Klinkenstecker in extralang aber machen wir schon einen recht wackeligen Eindruck. Da hätte ich mir vielleicht etwas robusteres gewünscht und die kleine rote LED blieb dunkel.

Also wurde kurz das Netzteil geprüft und es lieferte tatsächlich die angegeben 9V, was natürlich zu viel für klassische LiPo-Akkus ist aber dem Aufdruck entspricht. Die 300mA habe ebenso wenig geprüft wie die Gültigkeit der CE-Zeichen, GS-Zeichen und des TÜV-Siegel.

Auf den Teelichterm ist das obligatorische CE-Zeichen aber keine Angabe zum Typ und Kapazität der eingebauten Batterie. Also habe ich einen Blick ins Innere gewagt. Sie sehen schon, dass zwei passive Platinen die Energieversorgung zu den angelöteten Stiften führen und alle parallel angeschlossen sind.

Am Eingang rechts ist eine kleine Platine, deren Beschaltung sich auch ohne Datenblatt erschließt:

Es ist einfach eine LED mit Vorwiderstand für 5Volt ist und ein einfacher 78L05-Spannungsregler die Eingangsspannung entsprechend absenkt. Ein Kondensator zur Glättung wurde auch noch spendiert. Interessant ist dann der Blick in das Teelicht:

Wer die Leiterbahnen auf die Bauteile verbindet, sieht eine Diode als Rücklaufstromschutz und einen Vorwiderstand zur Batterie und einer Abzweigung zu dem LED-Vorwiderstand. Die Batterie ist kein LiPO sondern eine günstigere Ni-MH-Akku. Das Gesamtschaltbild sieht dann wie folgt aus:

Die kleine 1N4148-Diode pro Licht ist sehr wichtig, um sowohl Querströme zwischen vollen nach später eingesetzten Teelichtern als auch eine Entladung über die Energiezufuhr zu verhindern.

Mittels Voltmeter war schnell zu sehen, dass hinter dem 7805 keine Spannung mehr anlag und daher sowohl die LED dunkel blieb als auch die Ladung der Teelichter nicht möglich war. Ein 78L05 kostet wenige Cent und wäre einfach zu tauschen gewesen. Für iFixIt wäre der Aufbau vermutlich eine 9/10-Punkten beim Reparatur-Faktor geworden. Einen Punkt ziehe ich ab, da das Netzteil nicht reparierbar ist. Das wäre aber nicht kritisch, denn vergleichbare Netzteile kosten wenige Euro. Da möchte und sollte man gar nicht bei 230V eine Reparatur versuchen.

Kritik

Im Prinzip funktioniert das System ja, wenn alle Faktoren stimmen und es könnte auch die Garantiezeit überstehen aber viel mehr traue ich dem System nicht zu.

  • Keine echte Ladereglung
    Ob in den kleinen Teelichter nun einfach NiCd-Akkus oder LiPo-Zellen sind, spielt eigentlich keine Rolle. Aber ein 5V-Spanungsregler als Ausgang auf diese Batterien loszulassen und den Strom nur durch eine 1N4148 Diode um 0,7V auf 4,3V zu senken und mit einem Widerstand den Strom zu begrenzen ist keine gute Strategie und wird die Lebensdauer der Batterie stark verkürzen und die kleinen Kerzen warm werden lassen. Bei maximal 2,8V sollte Schluss sein. m Handbuch steht dazu, dass man die LEDs nicht länger als 10h auf der Basis liegen lassen sollte. Sie wissen nun warum nur vermute ich, dass sich daran nun niemand hält. Wer will denn Teelichter, die beim Einsatz nicht vollgeladen starten?
  • Entladeschutz vorhanden
    Auch in umgekehrter Richtung gibt es nicht wirklich Schutz gegen Entladung. Wenn sie wirklich nach 10h das Netzteil abziehen und die Teelichter auf der Basis belassen, dann sind diese immer noch "verbunden" und die kleine rote LED könnte weiter leuchten. Aber glauben sie wirklich, dass jemand zum Ladeschluss alles auftrennt?
  • Strombegrenzung
    Aber es ist nicht nur die Spannung, denn auch beim Strom wird geschludert. Das Netzteil liefert laut Datenblatt 9V bei 500mA, welche von dem kleinen 78L05 mit maximal 100mA auf die 5V gedrückt werden muss. Das sind 4 Volt bei 100mA oder ca. 0,4W Verlustleistung ohne Kühlung. Da hätt ich lieber gleich ein 5V-USB-Netzteil vorgesehen. Zudem begrenzt der Vorwiderstand in jedem Teelicht den Ladestrom zusätzlich und es gibt ja noch den Kurzschluss-Schutz des 78L05.
  • Inkompatible Ladestecker
    Es bleibt aber ein Geheimnis der Konstrukteure, warum Sie für das Netzteil aber auch die LED-Kontakte keine Standard Klinkenstecker sondern schon Sonderformate genutzt haben. Für die LEDs hätte ich eher Kontaktflächen statt der Stifte vorgesehen, die mir mechanisch mit dem Kunststoff und den Platinen als Basis nicht haltbar erscheinen.
  • Alternative Ladung
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein beliebiges 5V USB-Netzteil mit USB-C oder Micro-USB-Anschluss teurer ist und eine LiPo-Ladesteuerung gibt es schon in Deutschland für 1-2 Euro und der dabei oft genutzte TC4056A als Kontroller ist mit 50-60ct auch noch im Rahmen

Interessant finde ich dabei, dass es auch andere Hersteller gibt, bei denen die LEDs sogar per Fernbedienung zu steuern sind. zudem gibt es mehrere sehr ähnliche Sets, die sich in der Anschlussleitung und den Steckverbindern leicht unterscheiden. Man könnt den Eindruck gewinnen, dass ein Hersteller mal angefangen hat und andere leicht veränderte Nachbauten noch billiger anbieten. Die Preisregion bewegt sich dabei von ca. 20€ bis über 100€, wobei dann neben Fernsteuerung sogar Mehrfarbigkeit und IP67 Wasserdichtigkeit für den Außeneinsatz und mehrere Tage Laufzeit versprochen wird.

Eindruck

"Billiger China-Schrott" ist wohl der beste Ausdruck für solche Gadgets, die schon durch das Design eine minimal Lebensdauer haben und sich mehr oder minder selbst zerstören. Sicher sind alle Firmen einem Preisdruck unterworfen und wer ein paar Cent billiger ist, bekommt den Auftrag auch wenn das System minderwertig ist. Der Spruch "Wer billig kauft, kauft zweimal" dürfte auch hier gelten, denn ich vermute nicht, dass die Akkus lange überleben.

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