Teams Dolmetscher

Die Zunahme der Meetings führt auch immer mehr dazu, dass unterschiedliche Nationalitäten miteinander kommunizieren. Klar kann nun jeder Englisch sprechen aber auch im EU-Parlament gibt es Simultandolmetscher. Wie könnte das mit Teams funktionieren?

Teams Bordmittel

Wenn Sie auf der einen Seite die Spracherkennung in Office und dazu die Leistung von Übersetzungsdiensten wie Bing, Google Translate und insbesondere deepl.com anschauen, dann könnte eine Kombination schon eine passable Lösung darstellen. Tatsächlich kann MicrosoftTeams heute schon folgende Funktionen bereitstellen:

  • Live Captions / Untertitel
    Der gesprochene Text des Sprechers wird unter dem Videobild oder der Präsentation direkt eingeblendet. So können auch beim Hören eingeschränkte Personen de Meeting folgen. Das ist durchaus auch brauchbar wenn Sie ohne Kopfhörer und ohne Störung der Nachbarn einem Vortrag folgen wollen.
  • Transkription
    Eine zweite Funktion erlaubt eine Mitschrift der gesprochenen Worte für spätere Auswertungen

Zu beiden Themen habe ich die Seite Teams Transkription geschrieben.

Echte Dolmetscher

Computer werden immer besser bei der Erkennung und Übersetzung von Sprache. Ich kann in Word normale Texte fast fehlerfrei schneller diktieren als selbst schreiben und deepl.com, Bing Translator oder Google Translator helfen beim verstehen von fremden Texten. Aber nichts kommt aktuell an einen Dolmetscher heran, der beide Sprachen beherrscht und kontextsensibel übersetzen kann. Damit stellt sich aber die Frage, wie so eine Unterstützung z.B. in einem normalen Teams Meeting eingebunden werden kann.

Da ein Teams Meeting nur genau einen gemeinsamen Audio-Stream bereitstellt, kann auch immer nur eine Person sprechen. Hier noch einen Dolmetscher dazwischen zu quetschen wird also nicht funktionieren. Es bleibt nur die Option, für jede Sprache einen eigenen Stream bereitzustellen. Allerdings ist ein weiteres Teams-Meeting nur bedingt geeignet. Das liegt daran, dass ein Teilnehmer immer nur genau in einem Teams-Meeting aktiv sein kann. Wer in einem weiteren Meeting beitritt, setzt das erste Meeting auf "Pause".

Leider hat Microsoft noch keine Option eingebaut, dass nur der Ton des primären Meeting stumm geschaltet wird aber die Präsentation und Video weiter laufen.

Sie können natürlich schon ein weiteres Teams Meeting pro Sprache als Ausgabekanal für den Dolmetscher einrichten. Allerdings müssen die Teilnehmer dann z.B. mit einem Browser statt dem Teams Client diesem zweiten Meeting beitreten. Eigentlich ist aber ein zweites Meeting gar nicht erforderlich, weil Sie ja nur Sprache verteilen. Daher würde auch ein reiner Audio-Streamingdienst ausreichen.

Da die meisten Firmen, anders als z.B. das EU-Parlament, normalerweise keine Dolmetscher in Vollzeit beschäftigen, ist ein "Dolmetscher as a Service" eine sehr wahrscheinliche Variante. Stellen Sie sich mal folgende Konstellation vor:

  1. Der Organisator startet ein Teams Meeting
    Er kann es vorher wie gewohnt planen und lädt neben den erwünschten Teilnehmern auch den Dolmetscher mit ein
  2. Der Dolmetscher schaltet sich ein
    Er kann damit dem Meeting folgen und die Sprache übersetzen. Sein Mikrofon ist aber nun nicht mit dem Meeting verbunden sondern mit einem eigenen Streaming-Service
  3. URL zum Dolmetscherstream per Chat
    Der Dolmetscher kann die URL zu seinem Audio-Stream problemlos als Teilnehmer in den Chat des Meetings senden oder vorab dem Organisator übermitteln
  4. Fremdsprachler folgen dem Stream
    Wer nun die Übersetzung hören will, klickt einfach auf den Link zum zweiten Audiostream. Jeder PC bzw. Browser kann heute problemlos einen Stream wiedergeben.

Als Bild sieht das dann wie folgt aus:

Das primäre Meeting funktioniert wie geplant aber der Dolmetscher ist ein zusätzlicher Teilnehmer, der dank Teams natürlich überall in der Welt sitzen kann. Der übersetzte Ton sendet der Dolmetscher an einen Service, von dem die interessierten Teilnehmer den alternativen Ton beziehen. Mehrere Dolmetscher sind dann einfach weitere Zuhörer mit eigenem Stream.

Ich kann mir auch vorstellen, dass es besondere Stream-Dienste gibt, die sogar mehrere Streams umschaltbar bereitstellen können.

Der Rückkanal ist ebenfalls möglich, wenngleich nicht so elegant. Der "fremdsprachige" Teilnehmer kann natürlich im primären Meeting sich in seiner Fremdsprache zu Wort melden. Der Dolmetscher "hört" dies über seinen normalen Kanal und kann natürlich sein Mikrofon in Richtung des Meetings öffnen und übersetzen. Das ist dann natürlich nicht mehr "simultan".

Gebärden-Übersetzung

Natürlich kann über eine ähnliche Konstruktion auch eine Teilnahme für beim Hören eingeschränkte Personen vereinfacht werden. Teams unterstützt ja die Anzeige mehrerer Videobilder und jeder Teilnehmer kann auch einen speziellen Teilnehmer "anpinnen". Ein Gebärdendolmetscher kann die Sprache übersetzen während seine Kamera das Bild ins Meeting sendet. Wenn die Teilnehmer sowohl der Präsentation als auch den Gebärden folgen will, dann kann eine zweite Teilnahme mit einem Browser sinnvoll sein.

Die Profis machen das dann mit "Bild im Bild". Auch dies ist möglich, wenn der Sprecher mit passender Hardware (z.B: Black­magic Design ATEM Mini) oder Software (z.B. Open Broadcaster Software). Teams unterstützt dazu mittlerweile die NDI-Schnittstelle.

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