Ringtone - Rückmeldung für die Ohren

Teilnehmer A hebt den Hörer ab, ein Schalter verbindet den Stromkreis, die Vermittlungsstelle erkennt dies, sucht eine Hebdrehwähler und sendet das "TUUUUT"-Freizeichen. Der Teilnehmer wählt per Impuls oder Tonwahl und mit jeder Nummer wird die Leitung zum Ziel weiter aufgebaut. Auf der anderen Seite lässt eine 60Volt Wechselspannung das Telefon klingeln und zeitgleich wird dem Anrufer ein "Freizeichen" gemeldet. Der Sprachkanal bestand dabei schon bis kurz vor den Zielanschluss. Das war teuer, belegte Kanäle und in bestimmten Ländern wurde daher schon das "Freizeichen" berechnet. Mit der Einführung der digitalen Vermittlungsstellen und ISDN wurde das Verfahren optimiert. Die Anwender erwarten aber weiterhin das gewohnte Verhalten, denn nicht jedes Telefon kann auf einem Display den Status anzeigen.

Im ISDN-Netz hat also schon die Vermittlungsstelle im Ziel dann an die Quelle in "Frei" oder "besetzt" über den D-Kanal gemeldet und letztlich hat ihr lokales Telefon dann das Freizeichen oder Besetztzeichen eingespielt. Das ist aber natürlich durch den Carrier konfigurierbar. ähnlich wie Early Media bei VoIP kann auch das Ziel selbst einen Ton einspielen. Das wird auch immer mehr genutzt, um z.B. Ansagen einzuspielen oder persönlich Freizeichen an den Anrufer zu übermitteln.

Wenn wir aber über VoIP sprechen, dann hat sich noch viel mehr geändert. Die klassische Leitung zwischen zwei Endpunkten gibt es nicht mehr und zwischen Anrufer und Ziel besteht im einfachsten Fall eine direkte geroutet IP-Verbindung. Etwas aufwändiger wird es, wenn Gateway zwischen unterschiedlichen Welten umsetzen. Bei VoIP sind die Endpunkte immer Computersysteme (Auch ein VoIP-Telefon ist im Kern ein Computer) mit entsprechender Leistung und wenn die Signalisierung im SIP-Stack die verschiedenen Verbindungsmeldungen überträgt und der SIP-Client diese anzeigt, erwartet der Mensch am Hörer immer noch die bekannten Tonfolgen.

Wer aber nun glaubt, dass das Freizeichen beim Abheben des Hörers eine "freie Leitung" signalisiert oder das Rufzeichen beim Verbindungsaufbau vom angerufenen Teilnehmer kommt, der irrt. Bei VoIP gibt es schon mal kein Freizeichen. Man "wählt" das Ziel und das System versucht die Verbindung aufzubauen. Aber das können Sie ja schon vom Mobiltelefon, bei dem es auch keinen "Wählton" mehr gibt:

Phase Analog Telefon Mobilfunk VoIP
"Hörer" wird abgehoben

Langer Wählton
Er zeigt dem Anwender die Bereitschaft an. Das "Amt" hat eine freie Teilnehmerleitung geschaltet und die erste Station erwartet die erste Nummer

Entfällt

Entfällt

Eingabe der Nummern

Kein Ton
An einer alten Anlage konnte man vielleicht das "knacken" hören, wenn die Relais und Hebdrehwähler erahnen, die "Impulswahl"-Wahl umgesetzt haben und stückweise die Kupferteilstrecken verbunden haben

Wir geben die Nummer "blind" ein

Wir geben die Nummer "blind" ein

Zu lange warten beim Wählen

Irgendwann verliert die TK-Anlage die Geduld und beendet die angefangene Eingabe mit einem besetzt und legt auf. Wenn Sie also früher ihren Telefonhörer "daneben" gelegt haben, dann hat es nicht ewig ge"TUUT"et.

Entfällt

Entfällt

Wahl starten

Entfällt

Wir drücken die Grüne Taste und der GSM-INVITE geht auf die Reise

Wir starten die Wahl und der VoIP-Client sammelt seine lokalen "Candidates" und sendet den INVITE zum Server

Verbindung wird hergestellt

Kein Ton, eventuell ein Knacken oder Rauschen.

Kein Ton

Lync generiert lokal ein "Wählzeichen".

Gegenseite klingelt

Das klassische Klingel-Zeichen

Das klassische Klingelzeichen

Ein Klingelzeichen, welche vom lokalen Client oder vom Gateway oder von der Gegenstelle kommen kann. Je nach "Early Media"-Einstellung

Gegenseite besetzt

Besetzt-Zeichen

Lokal generiertes Besetzt-Zeichen.

Lokal generiertes Besetzt-Zeichen.

Teilnehmer hebt ab

Audioverbindung steht

Audioverbindung steht

Audioverbindung wird aufgebaut oder dank Early Media nur noch eingeschaltet.

Sie haben schon an dieser Tabelle gesehen, dass ein VoIP-Call viel mehr mit einer Mobilfunk-Verbindung zu tun hat, denn mit einem klassischen Telefonat. Die meisten Meldungen werden nämlich nicht von der "Vermittlungsstelle" generiert, sondern vom mittlerweile intelligenten Endgerät. Das bedeutet aber auch, dass fast immer das Endgerät selbst auch darüber bestimmt, wie die Töne sich anhören.

Nur wenn ein Gateway in der Verbindung eingeschaltet ist und als Ende-zu-Ende-Proxy agiert, hat jedes Endgerät eine eigenständige "Verbindung" und kann in Grenzen mit Hinweistönen versorgt werden. Wenn Sie z.B. vom Lync Client per VoIP über ein TK-Gateway in das klassische TK-Netz gehen, dann kann das Gateway zu ihrem Endgerät durchaus ein "Verbindung steht" und einen eigenen "Freiton" Ton senden. Zuerst interessieren aber die Einstellungen auf dem Endgerät:

Freizeichen mit VoIP 180/183

Ehe Audio (RTP) übertragen wird, unterhalten sich die verschiedenen Endpunkte erst mal per SIP und auf einen normalen INVITE muss die Gegenstelle erst mal reagieren. Natürlich könnte das Ziel mit einem RINGING gleich sagen, dass es bei ihm klingelt, aber in der Regel dauert es schon einige Zeit, bis so ein INVITE durch die verschiedenen Stationen an den Zielsystemen angekommen ist. Denken Sie mal an einen Anruf zum Mobilfunknetz, wo das Telefon erst "gesucht" wird.

Damit der Absender des INVITE nicht von einem Fehler ausgeht, sollte das nächste System eine Rückmeldung liefert. Dazu sind zwei Statusmeldungen definiert

  • 180 RINGING - es klingelt wirklich
    Diese Meldung sollte ein System senden, wenn es sicher ist, dass das Telefon am anderen Ende "klingelt". Das ist also eine klassische Meldung eines Gateways, welche VoIP auf ISDN umsetzt oder ein VoIP-Telefon selbst.
  • 183 Session Progress
    Diese Meldung kommt in der Regeln von einem Vermittlersystem, welches den INVITE nur zum nächsten System weiter gegeben hat.

Wie der Anrufer aber nun darauf reagiert, ist Sache des Clients. Einige Produkte geben am Hörer einen Ton wieder, damit der Anrufer eine Rückmeldung zum Rufaufbau hat oder spielen direkt ein synthetisches Freizeichen ein.

In Verbindung mit "Early Media" kann es aber passieren, dass das Zielsystem schon anfängt eine Audioverbindung aufzubauen und ein Freizeichen sendet. Das kann der Client dann natürlich abspielen. Woher der Client also die Töne bekommt, hängt auch von den Einstellungen von Early Media ab. Wenn mit dem 180/183 auch ein SDP kommt, dann ist das ein Zeichen für Early Media und der Anrufer versucht eine Audioverbindung aufzubauen. Es ist dann aber auch Aufgabe des angerufenen Systems oder eines Session Border Controllers, die entsprechenden Signaltöne einzuspeisen.

Lync Einstellungen

Natürlich kann der Lync Client durch seine PC-Basis mit sehr vielen Tönen arbeiten und sie können diese sogar wunderbar anpassen.

Auf dem Bild unten rechts ist aber noch ein weiterer Button "Einstellungen für Sound". Der führt dann zu den Windows Soundeinstellungen:

Windows Sound

Wenn auch in den Windows Soundeinstellungen hat sich Lync eingetragen, und hier sind es sogar deutlich mehr Objekte, die mit Tönen unterlegt sind und sogar geändert werden können. Die Einstellungen finden Sie in der Systemsteuerung als auch mit REGEDIT ( HKEY_CURRENT_User\AppEvents\Schemes\Apps\Communicator).

Es ist also ein Leichtes, sich seine eigenen Töne für Lync zu schaffen, denn wenn die Audioverbindung nicht besteht, dann werden die entsprechenden Töne durch den Client basierend auf dem SIP-Status eingespielt.

  • Lync Klingeln
    Tücken der PC-Soundeinstellungen, die ein Klingeln verhindern
  • Lync WAV Dateien
    Wie der Communicator mit lokalen WAV-Dateien Signaltöne erzeugt. Gerne auch in Deutsch

Gateway

Ich hatte anfangs schon geschrieben, dass Gateways eine besondere Rolle einnehmen können. Sie sind so genannte "Ende zu Ende"-Gateways und stellen für jeden Teil der Verbindung einen eigenen "Endpunkt" dar. Besonders wenn es aus VoIP ins TK-Netz (ISDN) geht, sind hier meist Einstellungen zur Signalisierung möglich.

Wenn ein Gateway sich als "Endgerät" darstellt, dann kann es die Statusmeldungen der jeweils anderen Seite nicht nur im Steuerungsprotokoll (SIP bzw ISDN D-Kanal) sondern eben auch in den Nutzdaten (B-Kanal, RTP) umsetzen. Hier eine Einstellung eines Mediant 1000.

RFC 3261:
"Ringback: Ringback is the signaling tone prodUCEd by the calling party's application indicating that a called party is being alerted (ringing)."

Ringtone und Rufweiterleitung

Es gibt Situationen, in denen ein Freizeichen nicht mehr hörbar ist, aber dennoch ein Ruf ansteht. Stellen Sie sich folgende Konfiguration vor:

  • LyncTnA ruft LyncTlnB an
  • LyncTlnB hat die Funktion "Parallelanruf auf Mobiltelefon" aktiviert
  • LyncTlnB lässt Gespräche nach 25 Sekunden zu einer anderen Person weiter leiten

In der Konfiguration auf dem Lync Client sieht das etwas wie folgt aus:

Wenn nun Teilnehmer A bei Teilnehmer B anruft, passiert folgendes.

  1. TlnA sendet über den Lync einen INVITE an TlnB
  2. Der Lync FrontEnd macht einen Fork
    INVITE1 geht an den PC des TlnB
    INVITE2 geht über das Gateway zum Mobiltelefon
  3. Endpunkte senden ein "180 RINGING"
    Der Lync Client von TlnA spielt ein "Freizeichen" ab
  4. Das Gateway startet "Early Media"
    Der Lync Client von TlnA bekommt nun vom Gateway das simulierte "Amtsfreizeichen" per RTP. Damit schaltet der Lync Client sein eigenes lokal generiertes Freizeichen ab und spielt das Freizeichen des Gateways ab
  5. Nach 25 Sekunden aktiviert der Frontend die Weiterleitung
    Er sendet dazu ein "CANCEL" an die in Schritt 2 per INVITE angesprochenen Clients. Diese beendet daraufhin ihre Aktivitäten
    Der Frontend sendet parallel dazu einen INVITE an den TlnC, der den Anruf nach 25Sek gemeldet bekommt
  6. Der Lync Client von TlnA ist "still"
    Der Client, der den Ruf initiiert hat, bekommt nun kein "Freizeichen" mehr vom Gateway aber startet auch nicht mehr das Abspielen des internen Freizeichens. Vom TlnC kommt aber natürlich kein Freizeichen per RTP. Die Folge ist, dass TlnA "nichts hört" obwohl es bei TlnC klingelt

Man kann nur hoffen, dass TlnA diese Situation nicht falsch interpretiert und den Ruf beendet. So ein "Freizeichen" kann schon tückisch sein. Eine Lösung könnte natürlich sein, dass keine Gegenstelle mit RTP beginnt und damit der Client weiterhin das lokale Freizeichen meldet. Das würde aber zeitgleich auch ein Abschalten von Early Media bedeuten mit der Folge, dass nach der Rufannahme die ersten Sekunden des Gesprächs fehlen.

Andere Geräte

Am Beispiel eines Grandstream HT502 können sie auch noch mal sehen, dass hier die Töne für das analoge im AT-Adapter selbst hinterlegt und generiert werden. Wenn also per SIP ein "486 BUSY HERE" kommt, dann generiert das Device einen Ton mit 480Hz und 620Hz mit 500ms Intervall.

Sie "hören" am Telefon also hier nicht ein Ton, der mühsam über das Netzwerk von der Gegenseite oder einer Zwischenstation übertragen wird, sondern nur den lokalen Ton.

Das ist nicht nur bei SIP in Verbindung mit VoIP der Fall, sondern auch im Mobilfunknetz ist es vergleichbar.

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