Logitech BCC950

Ein ganz besonderer Hingucker ist natürlich die kleine Konferenzkamera, welche mit Lync verbunden als Freisprechstation genutzt wird. Die flexibel einsetzbare Kamera nimmt HD Wide auf, d.h. hat ein Weitwinkelobjektiv und kann einen kleinen Konferenzraum sicher gut bedienen. für 249€ Listenpreis wird sie aber auch eher dort oder am Katzentisch von Führungskräften zu finden sein. Bei einem Kundenbesuch im November konnte ich zumindest einmal diese Kamera sehen, so dass ich sicher bestätigen kann, dass es dieses Geräte wirklich auch gibt.

Es war aber gar nicht leicht, so ein Device zu ergattern.
Die Kamera wurde im Frühjahr 2012 vorgestellt aber selbst im Januar 2013 ist sie nur von ganz wenigen Händlern zu erhalten. Selbst die auf der Logitech-Webseite genannten Distributoren hatten Sie nicht vorrätig und eine Bestellung bei Bechtle wurde mit einem "Wir liefern nicht an Wiederverkäufer oder Wettbewerber" abgelehnt. Und das obwohl ich eine einzelne Kamera zum "Listenpreis" kaufen wollte und explizit "Eigenbedarf" genannt wurde.
Selbst Preissuchmaschinen (z.B.: Geizhals) listen nur wenige Lieferanten und die meisten sogar über Listenpreis !
Auch Logitech hat auf 3! (drei) Anfragen per Webformular mit kompletter gültiger Adressangabe nicht reagiert.
Selbst auf dem Lync 2013 Ignite in Frankfurt hatte Logitech einen Ausstellerstand verwaist gelassen.

Hallo Logitech: Da gibt es deutliches Verbesserungspotential.

Sei es drum. Nach mehreren Anläufen konnte Net at Work wirklich ein Gerät von einem freundlichen Wiederverkäufer erstehen.

Aufbau

Zum "Unboxing" kann ich nicht viel sagen, da meine Kollegen es nicht erwarten konnten, die neue Kamera auszupacken und gleich im Besprechungsraum aufzustellen. Die Kamera besteht aus einigen Komponenten:

  • Basis
    Ein stabiler Stand bietet die Basis, welche aber natürlich auch das Raummikrofon und den Lautsprecher enthält. Anders als beim Jabra Speak 410 oder Calisto 620 M strahlt der Lautsprecher aber nicht unidirektional nach oben, sondern gerichtet nach vorne. Das ist aber auch sinnvoll, da sich "hinter der Kamera" ja in der Regel niemand befindet. Das Gerät stellt man also eher an eine Seite des Tisches und die z.B. drei Teilnehmer sitzen im Halbkreis davor.
  • Kamerastiel
    Sie haben bei der Montage die Wahl, ob der Kamerakopf direkt auf die Basis gesteckt wird oder über eine Verlängerung etwas erhöht angebracht wird. Die Verlängerung ist einfach nur ein Plastikstiel, der die USB-Verbindung zwischen Kamera und Basis verlängert.
    Die Montage auf dem Stiel macht sich insbesondere dann besser, wenn der Tisch vor der Kamera z.B. mit Büchern, Ordnern oder Plänen belegt ist und damit das Sichtfeld eingeschränkt wäre.
    Allerdings durch eine mechanische Sperre eine alternative Verlängerung kaum nutzbar.
  • Kamerakopf
    Die Kamera selbst ist in dem runden Kugelkopf in dem auch die Motoren für Zoom, horizontale und vertikale Bewegungen sind.
  • USB-Kabel
    Die Kamera hat selbst kein Ethernet und muss daher immer an einem PC per USB angeschlossen und betrieben werden. Es ist aus Sicht des Lync Clients eine sehr gute HD Kamera mit breiter Aufnahme
  • Netzteil
    Die maximale Leistung von ca. 500mA, die ein USB-Anschluss liefern kann, reicht nicht für den Betrieb der Einheit aus. Daher ist ein Netzteil dabei.
  • Fernsteuerung
    Über die Fernsteuerung können Sie auch aus etwas Entfernung die Kamera steuern, Rufe annehmen und Auflegen oder die Lautstärke steuern. So können Sie die Videokonferenz elegant steuern ohne sich zur Basis zu bewegen. So eine "Nahaufnahme" vor der Kamera macht auch keinen wirklich professionellen Eindruck. Die Fernsteuerung hat also schon ihre Berechtigung

Die Kamera kann als in einem Besprechungsraum einfach "so" an einen bestehenden PC oder an ein mitgebrachtes Notebook angeschlossen werden. Ohne PC funktioniert sie aber nicht, d.h. Sie hat auch keine eigenständige Netzwerkverbindung. Aber damit Sie sie in guter Gesellschaft. Selbst die mehrfach teurere Roundtable braucht einen PC mit Lync als Partner.

Einrichtung und Strom

Natürlich musste die Kamera auch in Verbindung mit Lync beweisen, was Sie zu leisten im Stande ist. Natürlich kann Sie einer Roundtable nicht das Wasser reichen. Das ist bei dem Preisunterschied auch gar nicht gefordert und auch nicht die passende Zielgruppe. Das Roundtable bedient einen ganzen Konferenztisch während die BCC950 idealerweise an einer Seite steht, z.B. zu der Seite, zu der auch der Beamer das Bild wirft oder der (große) Monitor steht. Dann können die Teilnehmer vor der Kamera elegant auf die Videoteilnehmer der "anderen Seite" schauen und sind selbst ebenfalls gut im Bild.

Zuerst fällt auf, dass die BCC950 zwei Anschlusskabel hat die beide in einem USB-Stecker münden. Nur ein Kabel ist für den Anschluss an den PC während das zweite Kabel über ein Netzteil nur als Stromversorgung dient.

Wer nun beide Stecker in den Notebook stecken möchte sei gewarnt:
Die BCC meldet sich am PC als USB-Hub hinter dem weitere Geräte angeschlossen sind. Jedes dieser Geräte meldet einen Bedarf von 500mA an.

Die 1A, die durch das zweite Kabel die BCC950 versorgen, tauchen NICHT auf. Sie sollten also die Kamera über das Netzteil versorgen. Es gibt aber auch Notebooks, die z.B. eine "gelbe USB-Buchse" haben und dort teilweise auch 1 Ampere für die Ladung von Smartphones liefern. Wenn der USB-Stecker für die Stromversorgung gezogen wird, verschwinden ALLE Geräte. Die USB-Verbindung für die PC-Kopplung zieht also keinen Strom aus dem PC. Der übergeordnete Hub zeigt für diese Verbindung auch 0mA an. Wenn Sie also die BCC950 per USB von einem PC versorgen, dann sollte das kein Standard 500mA-USB 2.0 Port sein. Auf der sicheren Seite ist man aber mit einem Netzteil.

Die erforderlichen Treiber werden von Windows Update herunter geladen. Es werden schon einige Geräte installiert. Ein Internetzugriff ist also erforderlich. Im Lync 2013 Client bekommt die Kamera das Symbol eines Konferenzaudiogeräts.

Den Kamerakopf kann man übrigens auch abnehmen. Die Steckverbindung ist ein Mini-USB-Stecker, der aber mit einer Nase codiert ist. Ohne Kamera ist die Basis aber weiterhin als Freisprecheinrichtung problemlos nutzbar. So können Sie also auch mechanisch sicherstellen, dass bei einer "Audio-Only"-Konferenz nicht zufällig Video eingeschaltet wird.

Auch wenn Windows alleine die Treiber herunter lädt, sollten Sie einen Blick auf die Logitech Supportseite werden
http://www.logitech.com/en-us/support/conferencecam?crid=637&section=downloads&osid=14&bit=64

Bild und Zoom

Strom ist da, Komponenten wurde alle erkannt, da kann es ja losgehen. Wie heute schon üblich sind die meisten Kameras "Breitbild", also mit 16x9 oder 16x10 ausgestattet. Normalerweise zeigt Lync in einer Konferenz nur einen Bildausschnitt (160x160px) an. Hier der Ausschnitt mit beiden Zoom-Einstellungen:

 

Geliefert wird aber ein großes Bild, welches auch sichtbar gemacht werden kann.

Und als Gegenstück das Bild mit dem motorisierten (optischen) Zoom maximiert.

Ich habe absichtlich die Fernbedienung etwas ins Bild gehalten. Auch wenn die Kamera einen Autofokus hat, der kontinuierlich in weniger als einer Sekunde nachführt, so muss die Kamera sich natürlich für eine Kante entscheiden. Ein gleichmäßiger Hintergrund macht es der Elektronik natürlich einfacher, denn sie kann sich nicht auf einen Entfernungsmesser stützen, wie dies bei vielen Kleinbildkameras üblich ist.

Drehen und Wenden

Lync kann dieses breite Format derart nutzen, dass es sich aus dem Bild einen Ausschnitt holt und Bewegungen der Person davor ausgleicht. Die Kamera nimmt aber nicht nur 1080p mit einem optischen Zoom und Autofokus auf, sondern lässt sich motorisiert drehen. (Gradangaben geschätzt)

  • Horizontal  +/- 60Grad in weniger als 2 Sekunden
    Damit sollte sich ein normaler Besprechungsraum problemlos erfassen lassen, wenn die Kamera an einer Seite steht.
  • Vertikal +45 Grad / -10Grad
    Dazu bewegt sich im Kopf drin die Kameraeinheit. Nach oben reicht dies, um die Beleuchtung anzuschauen und nach unten dürfte die Tischplatte schon früher die Grenzen aufzeigen. Zumindest wenn die Kamera nicht auf ihrem Stab erhöht montiert ist.


bcc950bewegung.wmv

Die Motorisierung ist komplett im Kamerakopf, d.h. der Stab selbst dreht sich nicht. Auch wenn der Motor damit Abstand zum Mikrofon in der Basis hat, so sind die Motorengeräusche sowohl im Besprechungsraum selbst aber auch auf der entfernten Seite zu hören. Wenn die Kamera entferntere Objekte über den optischen Zoom sehr nah heran gezoomt hat, dann ist die Bewegung etwas zu schnell. Es wäre nett, wenn die Kamera abhängig vom Zoom die Schwenkgeschwindigkeit anpassen könnte.

Hinweis:
Leider steuert (noch) weder Lync noch eine Zusatzsoftware die Motoren der Kamera, um den dynamischen Bereich auszudehnen.

SIP Invite

Mit so einer Kamera ist es natürlich auch interessant, welche Auflösungen und Bitraten in Lync den Gegenstellen angeboten wird. Ein kurzer Blick in den SIP-Trace des INVITE zur Konferenz zeigt die Liste:

Der PC bietet also z.B. 1920x1080 mit 30fps und geht dann über 1280x720 letztlich bis auf 176x144 Pixel herunter. Was letztlich aber verwendet wird, hängt natürlich davon ab, das mit der Gegenstelle vereinbart wird.

Was mir fehlt ?

Eigentlich gar nichts. Das Gerät ist klein genug, um innerhalb des Büro auch mal umgezogen zu werden. Es ist günstig genug, um es auch bei leitenden Personen am Schreibtisch zu platzieren, was allemal mehr her macht als eine PC-Webcam auf dem Monitor zu montieren.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass speziell Führungskräfte die BCC950 lieben werden. Wer anstelle eines Besprechungstisches im Raum einen verlängerten Schreibtisch hat, kann dort die Kamera einfach mit an den PC anschließen und erst mal die Freisprechfunktion für Lync nutzen. Mit einem Zweimonitor (damit der eigene nicht verdreht werden muss) kann dann auch die Video-Komponente einfach addiert werden.

Aktuell ist die Steuerung der Kamera anscheinend nur per Fernbedienung oder an der Basis möglich. Frühere Logitech-Kameras mit dem Rundkopf konnten auch vom PC aus gesteuert werden. Das würde neue Wege eröffnen, z.B.: per Software auf dem PC den Sprecher einzufangen und zu verfolgen. Allerdings macht auch Lync 2013 schon so ein "Tracking", wenn die Kamera einen breiteren Bildbereich erfasst.

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