Breitbandmessung.de

Unter der URL https://breitbandmessung.de/ bietet die Bundesnetzagentur mehrere Möglichkeiten an, die aktuelle Bandbreite des eigenen Anschlusses zu ermitteln. Als Privatkunde sollen sie so ihre effektive Bandbreite messen und melden können. Da war meine Neugier geweckt, welche Gegenstellen hier zum Einsatz kommen.

Basisfunktion

Auf der Webseite https://breitbandmessung.de/ starten Sie das für ihre Umgebung passende Programm.

Zur Auswahl stehen sowohl Apps für Smartphones und Tablets (IOS/Android) als auch eine Windows Software und die Möglichkeit direkt im Browser den Test zu starten.

Windows Version

Ich habe natürlich auch die Windows-Version (ca. 100MB) herunter geladen und installiert. Die Bedienung ist im Grunde Identisch zum Browser aber kann natürlich einige Umgebungsbedingungen besser prüfen.

So hat das Programm bei mir die Arbeit verweigert, weil ich mehrere Netzwerkkarten habe.

Es konnte damit z.B. nicht damit umgehen, dass es sich dabei nur um die Hyper-V-Karten handelt. Erst nachdem ich diese temporär "deaktiviert" habe, wurde der Test gestartet

Bandbreitenmessung (Win)

Natürlich habe ich mit Wireshark und Fiddler beobachtet, was die Software im Hintergrund macht. Per DNS wurden folgende Systeme aufgelöst:

PS C:\> Resolve-DnsName dbs.breitbandmessung.de | ft  -AutoSize

Name                    Type TTL Section IPAddress
----                    ---- --- ------- ---------
dbs.breitbandmessung.de AAAA 46  Answer  2001:a60:91f6:dddd:88:217:175:200
dbs.breitbandmessung.de A    480 Answer  88.217.175.200

Die Bandbreite über den DSL-Anschluss (100Megabit down, 40 Megabit up) stimmt bei mir ohne Einschränkung:

Auch bei den Verbindungen selbst sehen Sie die übertragenen Datenmengen.

Wenn ich 100MBit schaffe und ein Paket ca. 1492 Bytes groß ist (siehe auch Maximum Transmission Unit (MTU) und Fragmentierung und TCP Window Scaling, Latenz und Durchsatz, RWIN), dann kommen da schon einige Pakete zusammen.

Interessant sind hier aber viel mehr die "TCP-Fehler", welche z.B. Paketverluste oder andere Rückmeldungen liefern und hier zumindest einmal zu einem Einbruch führen. Da gab es wohl doch irgendwo eine Überlastsituation, welche vermutlich einen Router dazu gebracht hat, einen teil der Pakete zu verwerfen und mein Client hat diese dann nachgefordert.

Interessant ist auch ein Blick auf die Nutzdaten. Die Breitbandmessung nutzt hier nicht die Funktion des Browsers eine große Datei herunter zu laden, sondern wechselt auf WechSockets.

gegen Ende habe ich eine unterschlüsselte Verbindung gefunden, die wohl die HOPs ausliefert. Interessant ist dabei, dass mein Client einen HTTP POST mit dem Kommando "Traceroute" macht und dann die Gegenseite mit dem Pfad antwortet.

Das finde ich schon interessant, dass hier nicht mein Client den Traceroute macht und meldet. Vermutlich ist dies in einer "Browser App" so einfach gar nicht möglich, weswegen die App dann die Gegenseite bittet. Sie kann natürlich nur einen Traceroute bis zu dem Punkt machen, zu dem die Daten per NAT umgesetzt werden. Bei Internetanschlüssen mit einer öffentlichen IP-Adresse  ist das dann der eigene DSL-Router. Etwas anders sieht es natürlich aus, wenn Sie als Anwender ein VPN nutzen oder über DS-Lite (Dual Stack) arbeiten. Dann kommt der Traceroute nur bis zum Übergabepunkt.

Messung per Browser

Dennoch war ich dann nicht über die Ergebnisse überrascht.

Soweit liefert die Telekom zu diesem Zeitpunkt die angebotene Leistung zu nahezu 100%. Da haben viele andere Anschlüsse in der Region leider ganz andere Zahlen. Da DSK auf Kupfer und analoge Technik basiert, ist die Entfernung zum DSLAM die kritische Komponente. Diese "Ungerechtigkeit" gibt es so bei Glasfaser natürlich nicht.

Inventory des Routers

Wenn ich schon mal Wireshark und Fiddler mitlaufen lasse, dann schaue ich mir natürlich auch weitere Datenpakete an. Interessant ist aber eine ganze Menge von unverschlüsselten HTTP-Anfragen auf http://<Default Gateway>:49000 mit folgenden URLs

GET /igddesc.xml HTTP/1.1
GET /tr64desc.xml HTTP/1.1
GET /igddesc.xml HTTP/1.1
GET /jason_boxinfo.xml HTTP/1.1
GET /any.xml HTTP/1.1
GET /igdicfgSCPD.xml HTTP/1.1
GET /igddslSCPD.xml HTTP/1.1
GET /igdconnSCPD.xml HTTP/1.1
GET /igd2ipv6fwcSCPD.xml HTTP/1.1
GET /deviceinfoSCPD.xml HTTP/1.1
GET /deviceconfigSCPD.xml HTTP/1.1
GET /layer3forwardingSCPD.xml HTTP/1.1
GET /lanconfigsecuritySCPD.xml HTTP/1.1
GET /mgmsrvSCPD.xml HTTP/1.1
GET /timeSCPD.xml HTTP/1.1
GET /userifSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_storageSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_webdavSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_upnpSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_speedtestSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_remoteSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_myfritzSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_voipSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_contactSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_dectSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_tamSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_appsetupSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_homeautoSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_homeplugSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_filelinksSCPD.xml HTTP/1.1
GET /x_authSCPD.xml HTTP/1.1
GET /wlanconfigSCPD.xml HTTP/1.1
GET /wlanconfigSCPD.xml HTTP/1.1
GET /wlanconfigSCPD.xml HTTP/1.1
GET /hostsSCPD.xml HTTP/1.1
GET /ethifconfigSCPD.xml HTTP/1.1
GET /lanhostconfigmgmSCPD.xml HTTP/1.1
GET /wancommonifconfigSCPD.xml HTTP/1.1
GET /wandslifconfigSCPD.xml HTTP/1.1
GET /wandsllinkconfigSCPD.xml HTTP/1.1
GET /wanethlinkconfigSCPD.xml HTTP/1.1
GET /wanpppconnSCPD.xml HTTP/1.1
GET /wanipconnSCPD.xml HTTP/1.1
GET /igdicfgSCPD.xml HTTP/1.1
GET /igddslSCPD.xml HTTP/1.1
GET /igdconnSCPD.xml HTTP/1.1
GET /igd2ipv6fwcSCPD.xml HTTP/1.1
POST /igdupnp/control/WANCommonIFC1 HTTP/1.1
POST /upnp/control/hosts HTTP/1.1
POST /igdupnp/control/WANIPConn1 HTTP/1.1
POST /igdupnp/control/WANIPConn1 HTTP/1.1

Ich wüsste nun nicht, warum mein Windows PC diese URLS alle gerade zum Testzeitraum abklappern sollte. Die Browser-App scheint hier durchaus verschiedene UPNP-URLs anzusprechen, um weitere Informationen zu sammeln. Was auch immer die Entwickler, die Bundesnetzagentur o.a. damit anfangen wollen.

Einschätzung

Die Webseite "breitbandmessung.de" erlaubt ihnen als Privatanwender zu ermitteln, wie schnell ihre Internet-Leitung ihres Providers ist. Idealerweise nutzt die Software nicht eine Gegenstellen im Internet sondern der Provider hat natürlich ein Interesse in seinem eigenen Netzwerk eine Gegenstelle zu betreiben. Zum einen erspart er sich damit das Peering der Daten zu einem anderen Provider und die Kunden bekommen die schnellste Performance. Allerdings nur vom Anschluss zum RZ des Providers.

Die Messung eignet sich daher primär zur Ermittlung der Übertragungsrate auf ihrer "letzten Meile". Wer also z.B. einen DSL 50 Anschluss hat und bei der Messing dann die 50 Megabit nicht erreicht, weiß um die Einschränkung seiner Leitung. Wenn Sie weniger als die garantierte Mindestbandbreite erreichen, können Sie mit ihrem Provider ja die Diskussion einer Preissenkung oder Rabattierung anfangen oder einen Wechsel in einen anderen Vertrag anstreben. Wenn die Leitung nicht mehr hergibt, sollte man auch nicht allzu viel bezahlen.

Ich würde als Bundesnetzagentur eh vorschreiben, dass der Preis anteilig zur bereitgestellten Rate ermittelt wird. Ich habe sehr lange mit DSL386kbit gelebt aber 768kbit bezahlt und auch mit der Umstellung auf 16Mbit kamen real nur 6 Megabit an, die aber auch voll berechnet wurden. So gibt es für die Anbieter gar keinen Anreiz, die Infrastruktur zu verbessern.

Es ist aber keine Zusicherung, dass er diese gemessene Bandbreite auch "im Internet" erreicht. Der Weg zu den vom Kunden aufgerufenen Webseiten ist ja durchaus um einiges länger.

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