Telekom kündigt ISDN-Anschluss

Das Privatanwender schon länger nur noch IP-Anschlüsse bestellen können, ist sicher bekannt. Anfang 2017 haben aber nun mehrere Kunden auch eine Kündigung ihrer ISDN-Primärmultiplex-Anschlüsse (S2m/PRI/PMX) erhalten. Die Telekom macht ernst und eigentlich finde ich das gut denn es erspart mir ein Gateway und Transcodierung. Wie stellt sich die Umstellung nun dar ?

So war es bisher

Die meisten Firmen hatten ISDN Primärmultiplexanschlüsse, auch als PMX, PRI, S2m oder E1 bezeichnet, die direkt auf die Telefonanlage geschaltet waren:

Wer intern schon per SIP-kommuniziert hat, musste meist ein Gateway (Die Brücke zum Telefonnetz) einbinden, welches die ISDN-Verbindung auf VoIP umgesetzt hat:

Kleinere Firmen konnte auch mehrere S0-Anbschlüsse ( a 2 Leitungen) bündeln. Ab mehr als 4xS0 wurde dann der S2M-Anschluss meist günstiger. Auch hier kann eine Firma mehrere Anschlüsse bündeln um Vielfache von 30 Kanälen zu erhalten.

ISDN weg, SIP kommt. ISDN bleibt ?

Technisch stellt die Telekom weiterhin einen Telefonanschluss bereit, der nun aber über IP in ihr Haus vermittelt wird. Der ISDN-Einschub ihrer TK-Anlage oder eines Gateways wird nicht mehr von der Telekom direkt bedient. Was bedeutet das für Sie als Betreiber eine Telefonanlage?.

  • Telefonanlage kann auch SIP mit Telekom
    Die meisten Telefonanlagen sprechen heut schon SIP. Prüfen Sie, ob sie vielleicht ihre Anlage direkt mit der Gegenstelle bei der Telekom verbinden können.

    Sie sparen sich dann das PRI-Interface einfach ein. Allerdings ist damit eine Konfigurationsänderung verbunden und vielleicht sogar eine Änderung der Lizenz. Es fallen also Kosten für sie an.
  • Telefonanlage kann/soll weiter ISDN nutzen
    Wenn wir mal den Fall ausschließen, dass Sie noch einen anderen Provider finden, der ihnen noch Kupferkabel mit PRII verkauft, dann bleibt ihnen nur die Lösung, die SIP-Verbindung mit einem Gerät anzunehmen und wieder auf ISDN umzusetzen.

    Das ist relativ einfach und solche Gateways gibt es viele. Ich erwarte, dass die meisten meiner Kunden ihre Gateway um bislang aus ISDN uaf VoIP (Skype) zu wechseln, tauschen oder ersetzen werden. Eventuell haben wir daher einige Gateways quasi "über".

Nun ist es ja so, dass die Telekom sie natürlich nicht im Regeln stehen lassen will. Gerade die zweite Option mit einem Gateway um aus VoIP in ihrem haus wieder ISDN zu machen, wird auch von  der Telekom angeboten. Dann "ändert" sich für sie fast nichts. Das stimmt aber so nicht ganz, denn auf der Seite der Telekom wird Geld durch den Wegfall der Baugruppen und Kabel in der Vermittlungsstelle gespart während Sie für das neue Gateway natürlich zuzahlen müssen. Eine Win/Win-Situation. Aber nur für die Telekom.

Sie können natürlich das Gateway auch selbst kaufen und betreiben. Das kann günstiger sein aber die Telekom weist natürlich dann jede Haftung oder Unterstützung erst einmal von sich weg. Da muss man also erst einmal abwägen und prüfen, wie kompatibel die eigene Technik ist. Das kommt mir etwas so vor wie die Fritz!Box am Telekom-DSL-Privatanschluss. Es geht eigentlich fast immer aber wer natürlich den DSL-Router der Telekom für 5€/Monat extra mietet, hat im Problemfall vermutlich weniger sorgen. "Managed Router" eben mit allen Einschränkungen. Das SIP-Gateway der Telekom bleibt nämlich in der Verwaltung der Telekom und sie können nicht selbst in die Konfiguration eingreifen.

SIP SIP Hurra - Direkt SIPTrunk?

Wenn ich aber heute schon z.B. Skype for Business On-Premises betreibe, dann könnte man doch einfach den Mediation Server mit einem Bein ins Telekom-Netzwerk stellen und den SIP-Trunk direkt auf Skype for Business terminieren lassen.

Auf den Ersten Blick dies sehr interessant aus aber einige Dinge fallen direkt auf:

  • IP-Kopplung
    Das NGN der Telekom ist natürlich ein IP-Netzwerk, welches über einen Router in ihre Haus kommt. Ich denke nicht, dass Sie den Router direkt in ihr LAN anbinden sollen. Das NGN ist ja keine persönliche Verbindung zu ihnen sondern kann auch "Internet" sein und ihr Straßennachbar hat vielleicht auch schon einen IP-Anschluss. Irgendwie sollte man da schon etwas Kontrolle mitbringen
  • RTP-Datenströme
    In dem Bild sehen Sie nur die Signalisierung per SIP. Aber die Audio-Daten müssen ja auch vermittelt werden. Ein Skype Server bringt hierzu den Mediation Server mit, damit die RTP-Ströme in der Mitte umgesetzt (Transcodierung, IP-Adresswechsel) werden. Aber dennoch ist das auf jeden Fall zu hinterfragen.

Aber auch die Signalisierung sieht nur auf den ersten Blick "kompatibel" aus. Es ist wie oft im Leben, dass "SIP" auf dem Datenblatt noch nicht über die Dialekte ausssagt. Da gibt es durchaus Herausforderungen:

  • Mediation Server IP und Firewall ?
    Der Mediation Server ist letztlich auch nur ein "Dienst" auf einem Windows Server und eigentlich für eine "interne" Verbindung ausgelegt. Direkt ins Internet würde ich den Server so nicht stellen und ein Setup mit zwei Netzwerkkarten ist zwar möglich aber nicht gerade ein "übliches Design. Da kann man schon viel falsche machen, z.B. IP-Routen, Bindungsreihenfolgen, DNS-Registrierungen etc. Das Leben ist einfacher mit einer Netzwerkkarte im Skype Server
  • SIP-Dialekte
    Ich habe dem Telekom SIP-Trunk noch nicht auf die Finger geschaut aber der Mediation Server hat schon seine Eigenheiten, z.B.
    • TLS statt Username
      Ein Mediation Server meldet sich nicht mit "Benutzername/Kennwort" an einem SIP Registrar der Telekom an, sondern nutzt entweder eine statische IP-Adresse und üblicherweise eine Absicherung per TLS
    • OPTIONS-Meldungen
      Zudem prüft der Server immer mal wieder über einen "OPTIONS"-Request, ob sein Partner erreichbar ist
    • Codecs
      Auf der "Amtsseite" des Mediation Server spricht Microsoft schon G711 ALay/uLaw aber eben auch nur diesen Codec. Das sollte auch der SIP-Provider sprechen aber vielleicht fordert er ja auch einen "besseren" Codec. Das muss nicht heute sein, das kann auch später passieren
  • FAX und Datendienste
    "Sprache" ist ja einfach aber über ISDN werden heute auch Daten (EuroFiletransfer) übertragen oder Fax. Mit ISDN ist dies und andere Funktionen schon lange Standard. VoIP kann das auch aber auch dazu müssen sich beide Partner auf einen gemeinsamen Standard einigen Skype for Business ist z.B. auf dem Thema "Fax" ungeeignet. T.38 wird nicht angeboten und nicht unterstützt und wer Faxtöne über G.711 überträgt und vielleicht noch nach SILK/RTAudio übersetzt wird eher kein Fax erhalten. Auf das Thema kommt auch die Telekom zu sprechen. Siehe späteren Absatz.

Telekom IP-Gateway

Natürlich stellt die Telekom nicht einfach den ISDN-Anschluss ab. Die Leitung ist ja da und warum sollte man dem Kunden verprellen. Dennoch schreckt den Kunden eine Kündigung schon erst mal, denn nun muss sich der Kunde überlegen, wie er weiter verfährt. Und vor Entscheidungen, die mit Investitionen und Vertragslaufzeiten verbunden sind, drückt man sich gerne mal. In einer Präsentation zum AllIP-Anschluss habe ich folgende Tabelle gefunden, mit der die Telekom drei Endgeräte im Angebot hat, die auf Kundenseite den All-IP-Anschluss terminieren und wieder auf S0 (ISDN Basisanschluss), S2M (Primärmultiplex) oder per SIP zu einer SIP-Anlage weiter gehen. Nebenbei sind diese Router zugleich als Internet-Zugang nutzbar.


Quelle: https://geschaeftskunden.telekom.de/blobCache/umn/uti/354344_1511358579000/blobBinary/business-router-audio-codes.pdf

Die Audiocodes Mediant Serie genießt einen sehr guten Ruf und ist uneingeschränkt mit Skype for Business im lokalen LAN kompatibel und sogar für die Cloud für Direct Connection - Telefonie mit eigener SIP-Anbindung geeignet. Soweit alles richtig gemacht. Zudem kann die Telekom über diese eine Box zugleich auch den Internetanschluss liefert. Sprache und Internet auf der gleichen Leitung. Die Telekom vermietet die Geräte.

Alle Preise sind das Basissystem. Dazu kommen weitere Kosten, wenn Sie diese an Skype for Business oder als SBC einrichten wollen. Von Hause aus wären es nur ISDN-Übergabe-Geräte, die dann zu 100% in der Konfigurationsverantwortung der Telekom stehen dürften. Sie haben vermutlich keinen Zugriff und genau genommen ist das Gerät einfach eine andere Box, die ihnen S2M bereitstellt.

Diese Lösungen sind durchaus interessant für Kunden, die ihre bisherige TK-Anlage weiter per ISDN betrieben wollen. Wenn Sie aber ihre Technisch schon VoIP-tauglich ist, sollten Sie vielleicht prüfen, ob Sie ohne diese Systeme auskommen, d.h. dass ihre TK-Anlage direkt mit dem Telekom SIP-Trunk kompatibel ist.

Halten Sie eventuell Ausschau nach gebrauchten Geräten. Eine Firma, die schon eine IP-taugliche TK-Technik hat, kann durch den Wechsel auf einen SIP-Trunk zum Amt ein bestehendes Gateway weg rationalisieren. Es ist dann über. Firmen die weiter mit einem ISDN-Anschluss zum Amt wollen, brauchen genau diese Gateways, die dann nur anders herum betrieben werden.

Eigene SBC

Nach heutigem Stand ist der Telekom SIP-Trunk nicht direkt kompatibel zu Skype for Business, Teams oder Lync. Es muss also ein Vermittler her

Dieses System terminiert auf der einen Seite den SIP-Trunk der Telekom mit deren Besonderheiten und setzt Codecs aber auch Signalisierung auf der anderen Seite für das nachgeschaltete System um.

Wenn natürlich schon ein SIP-Trunk bei ihnen ins Haus kommt und ihre TK-Technik (oder eben Skype for Business) sowieso schon eine Amtsverbindung per IP unterstützt, dann können Sie kreativ werden.

  • Der Übertragungsweg
    Wenn Sie z.B. eh schon einen Internetanschluss von der Telekom haben, dann können Sie sich eventuell die Leitungsgebühr des alten S2M-Anschluss einsparen, wenn der SIP-Trunk über ihre Internetleitung geschaltet wird.
  • Flexible "Verfügbarkeit"
    Eine Kupferleitung mit S2M/PRI/PMX-Anschluss ist schlecht zur Virtualisierung. Ein SIP-Trunk ist aber nur eine IP-Verbindung. Redundante Wege sind hier viel einfacher möglich als doppelte ISDN-Anschlüsse mit Umschaltlösungen.
  • Virtualisierung
    Wer bislang eine physikalische ISDN-Leitung für Skype for Business nutzen wollte, musste ein Gateway verbauten, um zwischen ISDN und IP zu vermitteln. Mit einem SIP-Trunk können Sie nun auch virtuelle SBCs einsetzen. Das eröffnet neue Möglichkeiten bezüglich der Skalierung und Verfügbarkeit.
  • Zentralisierte SIP-Trunks, dezentrale Übergänge
    Auch sind sie geografisch nicht mehr so eng gebunden. Wenn sie mehrere Standorte haben, können Sie mehrere SIP-Trunks parallel an mehrere Standorte aufbauen und doch die gleichen Rufnummern nutzen. Mit ISDN ist das ungleich komplexer oder nur auf enge regionale Grenzen beschränkt.

Ob sie aber all die Funktionen mit einem durch die Telekom gestellten IP-Gateway erreichen können, wäre zu klären.

Der SIP-Tunk als Chance

Je größer eine Firma wird, desto interessanter ist der Kauf eines eigenen SBC, der selbst oder durch einen Dienstleister konfiguriert und betrieben werden kann. Neben der Flexibilität haben Sie auch die Kontrolle bezüglich der Verbindung von ihrem internen LAN mit dem VoIP-WAN des Providers. Ein SBC ist eine auf VoIP optimierte Application Firewall und ist in vielen Umgebungen sogar zwingend erforderlich.

Eine Umgebung ist die Anbindung per SIP an Skype for Business On-Premises, da der Telekom-SIP-Trunk selbst noch nicht für Skype for Business zertifiziert ist. Sie müssen aber nicht nur aufgrund eines "Support-Statements" mit einem SBC die beiden Welten verbinden. Ich bin sicher, dass es auch technische Unterschiede gibt, z.B. bei der Rufnummernumsetzung und Codec-Auswahl. Ohne SBC wird hier erst mal nichts gehen.

Wenn Sie aber vor haben, mit Microsoft Teams zu telefonieren und mit der Option Direct Connection - Telefonie mit eigener SIP-Anbindung liebäugeln, dann ist ein SBC erforderlich. Ob dann aber ein Standort in ihrem LAN der richtige Weg ist, wäre noch zu klären. Warum sollten Sie die Audio-Pakete von der Telekom erst über ihre Internet/WAN-Leitung zum lokalen SBC lenken, der die Pakete dann über das Internet zu Microsoft sendet, damit sie von dort dann wieder über das Internet zum Client laufen. Neben dem langen Weg mit vielen Hops würden die Daten im Extremfall dreimal über ihre Leitung laufen. Nur mobile Mitarbeiter oder Heimarbeiter könnten die Daten würden den letzten Weg ihre eigene Internetanbindung nutzen. Media Bypass ist zwar eine Lösung aber funktioniert nicht immer.

Wie wäre es, wenn sie den SIP-Trunk direkt zu einem SBC nahe der Cloud" schalten?.

Davon würden gerade geografisch verteilte Firmen profitieren. Eine weitere Lösung wäre natürlich direkt auf die Telekom zu verzichten und die Rufnummern einfach zu Microsoft zu portieren.

Eine allgemeingültige Empfehlung kann ich ihnen hier leider nicht geben. Es ist zeit für ein Gespräch. -> Net at Work und MSXFAQ

Zumal es ja nicht nur PC-Telefone und Smartphone-Apps gibt. Auch Telefone in Aufzügen, Türsprechstellen, DECT-Infrastrukturen etc. sind noch lange nicht Vergangenheit.

FAX mit Telekom SIP-Trunk?

Eine Sonderfunktion nimmt das Fax ein. Natürlich ist es möglich, über VoIP-Verbindungen auch Fax-Dokumente zu übertragen. Allerdings muss man dabei schon eingie Randbedingungen beachten. Interessant ist folgender Abschnitt, den ich in einem Kündigungsschreiben gefunden habe:

Fax-- Funktion *1
Dem Kunden wird im Netzknoten für die SprachBox eine Fax-Funktion überlassen, mit der er eingehende Faxe entgegennehmen und für einen bestimmten Zeitraum speichern sowie sich über eingegangene Faxe durch einen Anruf oder eine SMS benachrichtigen lassen kann. Je SprachBox kann eine Fax-Funktion überlassen werden.
Die Fax-Funktion speichert eingehende Faxe mit einem Umfang von jeweils bis zu zehn Seiten DIN A4. Die Faxe werden 21 Tage nach Speicherung bzw. sieben Tage nach Abfrage automatisch gelöscht. Die Faxe können vom Kunden auch vorher gelöscht werden. Es werden maximal 30 Faxe gespeichert. Die Abfrage der Faxe erfolgt dadurch, dass der Kunde die Rufnummer eines Anschlusses eingibt, zu dem anschließend die Faxe gesendet werden.

Hier dürfte die Zielgruppe wohl eher die kleine Firma sein, denn 30 Faxe sind für eine Firma mit S2M-Anschlus doch recht wenig. Aber es gibt auch andere Quellen und die Aussagen sind hier zwiespältig von "Aktuell wird T.38 anscheinend nicht unterstützt" über "T.38 geht zwischen Telekom-SIP-Nutzern" und letzte Meldung war, dass im 1. Quartal T.38 generell gehen sollte. Hier ist im Moment der Einrichtung zu prüfen, ob T.38 schon angeboten wird. Ich würde es von meiner Seite selbst anbieten, damit es bei Aktivierung durch die Telekom auch genutzt wird. Fa über G.711 ist doch sehr eingeschränkt, was Geschwindigkeit (4800-9600 Baud) und Zuverlässigkeit angeht.

Wenn sie Fax nutzen, dann ist natürlich ein SBC die optimale Lösung um sowohl SIP-ATA-Adapter für analoge Faxgeräte einzubauen als auch Fax-Server mit SIP-Support einzubinden

So können Sie ziemlich zuverlässig auch weiter "richtige" FAX nutzen.

Daten zum Telekom SIP-Trunk

Bislang habe ich mir folgende Information zum SIPTrunk der Telekom gesammelt.

  • Autorisierung mit Username/Kennwort
    Die SIP-Session muss von ihrem Endpunkt zur Telekom initiiert werden. Damit ist keine Bindung an eine IP-Adresse oder einen Hostnamen vorhanden. Das bringt Flexibilität.
    Der Username ist dabei ihre Stammnummer und das Kennwort steht in ihren Unterlagen.
  • Registrar
    Registrar: "sip-trunk.telekom.de:5060/TCP"
    SIP-Proxy:"reg.sip-trunk.telekom.de:5060/TCP"
  • SIP/TLS möglich
    Ihre Gegenstelle muss dazu aber zwei Zertifizierungsstellen der Telekom vertrauen
    Shared Business CA 4 https://www.telesec.de/de/sbca/support/ca-zertifikate/category/96-shared-business-ca-4
    Deutsche Telekom Root CA 2 https://www.telesec.de/de/public-key-infrastruktur/support/root-zertifikate/category/58-deutsche-telekom-root-ca-2
  • RTP Portrange
    Hierzu habe ich noch keine Informationen
  • STUN/TURN
    Beim SIP-Trunk gibt es keinen STUN/TURN Support. Sie werden immer eine direkte geroutete Verbindung zwischen dem externen Interface des SBC und den Gegenstelle bei der Telekom nutzen. Nur am IP-Privatanschluss können Sie den Hostnamem "stun.t-online.de" als STUN-Server nutzt
  • NAT
    Die Telekom unterstützt den Betrieb eines SBC hinter einer NAT-Anbindung über die Funktion "Symmetrisches RTP". Wenn die Kandidaten im SDP-Paket aus einem privaten Netzwerk kommen, dann werden Sie durch die IP-Adresse ersetzt, von der das SIP-Paket gekommen ist. Sie müssen also nur sicherstellen, dass Pakete an diese öffentliche IP-Adresse wieder beim SBC landen. (1:1 NAT) Siehe dazu auch SBC mit NAT.
  • VLANs
    Die Telekom überträgt Daten und Voice über die gleiche WAN-Stecke im gleichen VLAN und steuert die Priorisierung über QoS-Tags
  • Codecs
    Werden in der Reihenfolge "G711A, G711U, G722, G729" angeboten
  • Rufnummern
    Alle Rufnummer werden im E164-Format erwartet. Das kommt mir entgegen, da ich auch möglichst früh versuche die Rufnummern ins E.164-Format zu bringen.
  • CLNS (Clip No Screening)
    Es können beliebige Rufnummern übermittelt werden. Das Dienstmerkmal ist gesondert zu beantragen und kostet monatlich ca. 12€
  • CLIR Nummernunterdrückung
    Möglich.
  • Fax über G.711
    Die Aussagen sind hier zwiespältig von "Aktuell wird T.38 anscheinend nicht unterstützt" über "T.38 geht zwischen Telekom-SIP-Nutzern" und letzte Meldung war, dass im 1. Quartal T.38 generell gehen sollte. Hier ist im Moment der Einrichtung zu prüfen, ob T.38 schon angeboten wird. Ich würde es von meiner Seite selbst anbieten, damit es bei Aktivierung durch die Telekom auch genutzt wird. Fa über G.711 ist doch sehr eingeschränkt, was Geschwindigkeit (4800-9600 Baud) und Zuverlässigkeit angeht.
  • DTMF über RFC283
    Das macht Lync und Skype for Business genau so. Hier muss also nichts umgesetzt werden.

Es gibt viele Dinge, die sinnvoll sein aber speziell die Anmeldung mit Username/Kennwort macht es unmöglich mit dem Telekom-SIP-Trunk eine direkte Verbindung zu Skype for Business oder Teams aufzubauen. Hier ist also immer ein SBC zur Umsetzung erforderlich. Ich habe auch noch keinen Weg gefunden, wie sie selbst das Kennwort ändern können. Zudem konnte ich noch nicht testen, ob sich mehrere SBCs gleichzeitig anmelden können und wie die Rufe dann verteilt werden.

Einschätzung

Der Schritt der Telekom zum SIP-Trunk war zu erwarten. Ich habe eigentlich schon viel früher damit gerechnet aber auch das NGN muss aufgebaut und betrieben werden. Da ist es für die Telekom sicher einfacher erst einmal viele DSL-Kunden auf "AllIP" umzustellen, und damit genügsamere Kunden als Piloten auf das NGN zu schalten. Aber langsam dürfte die kritische Schwelle erreicht sein, bei der viele Kunden schon VoIP nutzen und die Provider viele "Gateways" für Verbindungen zu Firmen mit ISDN-Anschluss betreiben müssen.

Zudem kostet der Betrieb von zwei Plattformen (ISDN und Netzwerke) natürlich viel Geld für die Übertragung von Daten. Mittlerweile können Sie davon ausgehen, dass auch die IP-Netzwerke mit QoS parametrisiert sind, so dass getrennte "Voice-Netzwerke" nicht mehr erforderlich sind. Also Weg mit der ISDN-Technik.

Privat-Anwender haben aber nicht wirklich einen Hebel um unterschiedliche Anbieter und Preise auszuhandeln. Bei Firmen kann das aber etwas anders sein, Hier kann es schon interessant sein die Leistung "Internet" und die Leistung "Voice" von einem Dienstleister zu beziehen. In dem Umfeld kann dann auch ein Wechsel des TK-Providers durchaus interessant sein. Es muss ja nicht immer die Telekom sein, wenn alle Dienste sowieso "virtuell" sein.

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