Ferrari SIP2Lync

Leider spricht Lync kein klassisches SIP, so dass diese Endgeräte nicht direkt an Lync angebunden werden können. Natürlich ist es recht einfach möglich, an Lync einen SIP-Trunk zu einer anderen VoIP-Vermittlung (Gateway oder PBX) herzustellen und daran diese Endgeräte anzubinden. Auch könnten DECT-Basisstationen als klassische TK-Anlagen oder als Analoge Telefone eingebunden werden. All diesen Optionen fehlt aber die Möglichkeit den Status des Endgeräts in Lync anzuzeigen. Von weitergehenden Funktionen wie gemeinsame Buddylisten und Adressbuch oder Kurzmitteilungen ganz zu schweigen.

Ferrari hat mit Aastra DECT-Stationen und einer eigenen Software eine Referenzimplementierung entwickelt, mit der DECT-Telefone über die Software und das Gateway an Lync angebunden werden.

Je mehr Lync als Ersatz für Telefonanlagen dient, desto häufiger wird natürlich auch der Ersatz für DECT nachgefragt. Nicht immer ist der Einsatz klassischer Mobiltelefone mit Lync Client eine passende Lösung. Es gibt einige Anbieter, die interessante SIP-Endstellen hierzu anbieten.

Komponenten und Funktionsweise

Neben der normalen Infrastruktur für Lync sind folgende weitere Komponenten erforderlich:

  • Windows Server mit SIP2Lync
    Auf einem eigenen Server, der auch virtuell sein kann, wird SIP2Lync installiert. Diese Server wird als "Trusted Server" in Lync eingebunden und erhält einen "Local Configuration Store" mitsamt Lync Replication, UCMA und Serverzertifikat.
  • Ferrari Gateway mit SIP2SIP-Lizenz (Staffelung nach Anzahl aktiver Kanäle)
    Zudem muss in dem Umfeld ein Ferrari Office Master Gateway installiert sein. Dieses Gateway übernimmt neben der Lizenzkontrolle auch zum Teil den SIP-Traffic und umkodierungen.
  • Ferrari SIP2Lync Software
    Zusatzsoftware, die vom Gateway die Info bekommt, welche User welche Präsenz haben müssen.
  • SIP-Endgeräte, z.B. Aastra DECT
    Und dann benötigen Sie natürlich noch einige SIP-Endgeräte, weswegen Sie den ganzen Aufbau überhaupt vornehmen.

Diese Komponenten sprechen intensiv miteinander, damit sowohl die Signalisierung von Anrufen in beide Richtungen, die Aktualisierung des Telefonstatus

Die SIP2Lync Software ist dabei der Mittler und meldet sich im Auftrag des Benutzers am Lync Frontend Server an. Eingehende Rufe an den Benutzer werden von Lync also auch an die UCMA-Schnittstelle von SIP2Lync gemeldet. SIP2Lync sendet dann den SIP-Invite über das Gateway weiter zum Endgerät. Bei einer Verbindung werden die Audio-Daten (RTP) vom Endgerät zum Gateway gesendet, welches diese Daten dann zum anderen Endpunkt weiter gibt. Das kann ein Communicator sein, aber auch eine andere Anwendung. (Siehe auch Lync Voice Interoperability)

Die SIP-Endgerät registrieren sich am Ferrari Gateway, welches als Registrar dient aber den Status natürlich weiter zum SIP2Lync-Server meldet. Dieser kann dann wieder per UCMA den Status des Benutzers (Angemeldet, Offline, Abwesend) setzen.

Installation / Setup

Ferrari hat einen ganz passablen Job gemacht, die Installation von SIP2Lync möglichst einfach zu gestalten. Das Setup fordert aber zuerst einmal ein paar Voraussetzungen an:

Die entsprechenden Dateien lädt das Setup direkt vom Internet herunter. Bei mir war die Visual C++ Runtime aber schon installiert, so dass das Setup nur die Optionen "Repair" oder "Remove" vorgeschlagen hat. Ein Repair hat natürlich nichts repariert. Die Installationsroutine bringt die ganzen Bits auf den Server und platziert im Startmenü nur einen einzigen Eintrag:

Denn der Sip2Lync Configurator übernimmt am Ende nicht nur die Einrichtung des SIP2Lync-Dienste, sondern führt Schritt für Schritt durch die Konfiguration der verschiedenen Lync-Einstellungen, bzw. nimmt diese sogar selbst vor.

Hinweis: Nutzen Sie Windows Update, um die soeben installierten Windows Komponenten auf den aktuellen Stand zu bringen. Das waren im Aug 2012 schon gleich wieder 160 MB

Konfiguration

Die Konfiguration gliedert sich in drei Schritte, die Sie am besten auf dem Server selbst ausführen, während Sie als Lync Administrator angemeldet sind. Sie benötigen umfangreiche Rechte weil einige globale Einstellungen in Lync addiert werden

  • Preparation
    In der Phase werden Softwarevoraussetzungen und Lync Einstellungen durchgeführt
  • Service
    Hier wird der eigentliche lokale SIP2Lync Service konfiguriert
  • Userverwaltung
    Zuletzt lesen Sie die Benutzer aus Lync aus und definieren Sie deren Verwendung durch SIP2Lync

Die Einrichtung wird durch den Assistent schon vorbildlich unterstützt. Einzig die etwas verspiel wirkenden Animationen müssten für eine Verwaltungssoftware nicht sein, zumal über RDP oder Fernwartung davon nur Ruckeln ankommt. Aber das ist rein kosmetisch.

Preparation - Installation

Der SIP2Lync Assistent unterstützt Sie bei der Einrichtung und den Voraussetzungen. Bitte landen Sie die UCMA-Runtime nicht vom Internet herunter, da Sie auch bei der Lync Installation enthalten ist. Starten Sie nun besser das Lync Setup

  1. Lync Setup Starten (Deployment Wizard wird installiert)
  2. Deployment Wizard „Install or Update Lync Server System – Install Local Configuration Store” starten
    Damit wird der lokale SQL-Service und der Replikationsdienst eingerichtet
    Weitere Setupschritte im Deployment Builder sind nicht erforderlich, da auf dem Server ja keine weiteren Lync-Rollen installiert werden.
  3. Updates installieren
    Es ist immer eine gute Idee, alle Server mit Lync-Funktionen auf dem gleichen Patchstand zu halten. Dies betrifft Windows Updates aber auch SQL-Updates und natürlich die Lync Updates.
  4. Start Services
    Danach sollten Sie aber den Server durchstarten oder zumindest die Lync Dienste starten. Hier ist der Replicationsdienst wichtig, damit die CMS-Datenbank RTCLOCAL auch aktuell ist. Dieser ist per Default noch "deaktiviert". Aber SIP2Lync bietet per GUI schon die Aktivierung an und prüft, ob die Replikation funktioniert.

    Der Status kann auch mit " Get-CsManagementStoreReplicationStatus" überprüft werden.
  5. Tools und utilities
    Ich habe mir angewöhnt auf jedem Server mit Lync Komponenten auch das Lync Resource Kit und den Microsoft Netzwerkmonitor zu installieren.

Danach sind die Voraussetzungen für den nächsten Schritt erfüllt:

Preparation - Provisioning

Nachdem die Voraussetzungen geschaffen wurde, ist im Hintergrund auch die Lync PowerShell vorhanden und der SIP2Lync Configurator kann für Sie di erforderlichen Einstellungen übernehmen.

  • Trusted Application Pool
    Zuerst ist die Einrichtung des SIP2Lync-Servers als Trusted Application erforderlich. Hier sehen Sie, dass auch Exchange UM eine solche Applikation ist.
  • Die Replikation des Lync CMS muss natürlich ebenfalls gegeben sein.
  • Application Pool Certificate
    die GUI kann sogar Zertifikate anfordern und installieren. Automatisch geht das natürlich nur, wenn es eine CA im Active Directory gibt, der angemeldete Benutzer ausreichend berechtigt ist und es das Template "WebServer" gibt. Ansonsten ist eine "Manuelle Installation" erforderlich. Alternativ können Sie übrigens auch den Lync Deployment Wizard nutzen, der auch Zertifikate anfordern, installieren und binden kann.
  • TrustedApplication und Port
    zuletzt muss noch der Trusted Application Pool installiert werden.

All die hierzu erforderlichen PowerShell-Befehle führt der SIP2Lync Assistent für sie aus. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie nicht als "lokaler Administrator" angemeldet sind, sondern einen Domänen-Account nutzen, der auch in Lync die Einstellungen vornehmen darf.

Service

Die Einstellungen unter Service sind relativ schnell erklärt:

  • Settings
    Hier ist im wesentlichen das Ferrari-Gateway einzutragen
  • Presence Numbers
    Hier können Sie Kurznummern eingeben, über deren Anwahl ein Teilnehmer seinen Status manuell beeinflussen kann. Das ist insbesondere nützlich, wenn jemand nur ein solches Gerät verwendet und nicht parallel einen Lync-Client im Einsatz hat. Ich habe hier exemplarisch die gleichen Codes eingesetzt, die auch Audiocodes SPS verwendet. Sie sind in ihrer Wahl natürlich frei.
  • State -Service
    Hier sehen Sie den Status der aktuellen Clients. Voraussetzung ist aber, das der SIP2Lync-Dienst natürlich installiert ist.
  • State - Configuration
    Dieses Fenster erreichen Sie, wenn Sie oben auf "Configurator" klicken., Es zeigt ihnen einen Teil der Protokolldateien

Users

Zuletzt müssen Sie natürlich noch all die Benutzer aus Lync dem SIP2Lync-Server bekannt geben, die er verwalten soll. Das geht relativ einfach, das SIP2Lync die aktuellen Lync-Benutzer und AD-Konten einfach ausliest und sie die Objekte zum Import einfach auswählen und importieren. Wenn Sie in Lync die Rufnummern und Extensions sauber gepflegt haben, ist der Prozess in Sekunden erledigt. Sie können aber auch bei der Rufnummernkonfiguration eigene Anpassungen vornehmen.

Office Master Gateway

Dreh und Angelpunkt der Lösung ist natürlich das Gateway, welches die verschiedenen Verkehrsströme koordiniert. Es bedient sich der SIP2Lync-Software, um den Lync Status zu setzen und Rufe zu vermitteln. Die RTP-Kommunikation aber wird durch das Gateway als B2BUA (Back to Back User Agent) umgesetzt. Das "normale" SIP-Endgerät registriert und spricht immer mit dem Office Master Gate, welches die Daten dann zum eigentlichen Endpunkt weiter gibt.

Damit das Office Master Gate aber als B2BUA agieren kann, muss es natürlich auch SIP2SIP umsetzen. Bislang hat das OfficeMaster Gate immer nur zur Anbindung von Lync an ISDN-Telefonleitungen gedient und hat SIP2PSTN umgesetzt und das kann es immer noch. Um nun den SIP-Stack und das Routing nicht neu zu schreiben, hat Ferrari einen Trick angewendet: Mit der passenden SIP2SIP-Lizenz erscheinen neben den ISDN-Anschlüssen auch noch zwei PCM Anschlüsse, die sich wie ISDN-Verbindungen verhalten, aber nur virtuell vorhanden sind. Eine Audio-Verbindung wird nun aber einfach zweimal umgesetzt.

Entsprechend muss im Office-Mastergate natürlich auch das Routing konfiguriert werden. Aufgrund der sehr individuellen Einrichtungen bestehender OfficeMaster Gateway bei Kunden und ihnen möchte ich kein "HowTo" bereit stellen, da das Risiko einer Störung anderer Routings nicht zu unterschätzen ist.

Bitte konsultieren Sie die Ferrari Dokumentation zur Einrichtung des Routings auf dem Office Master Gate oder erfragen Sie eine individuelle Konfiguration.

Endgeräte

Nun fehlen nur noch die Endgeräte, die sie per SIP an das Gateway anbinden müssen. Hierbei sind zwei Funktionen zu unterscheiden, die im Gateway zu hinterlegen sind.

  • REGISTERED
    Der SIP Client meldet sich am Gateway und so bekommt das Gateway auch den Port für die Pakete zum Telefon. Das ist z.B. erforderlich, wenn hinter einer IP-Adresse mehrere Clients angebunden sind, wie das z.B. beim HT502 und anderen Geräten der Fall ist. Jeder "Benutzer" hat einen eigenen SIP-Port
  • SIP-Trunk
    Wenn ein Gerät aber mehrere Teilnehmer hinter dem gleichen Port "multiplext", d.h. den INVITE auch auswertet, dann entspricht dies einer Trunk-Verbindung

In den Endgeräten sind dann folgende Daten zu nutzen:

Parameter Wert Beschreibung

Registar

IP- Officemaster Gate

Das SIP Endgerät nutzt das Office-Master Gateway als Registrar

Port/Protokoll

5060 TCP oder UDP
5061/TCP

Die meisten einfachen SIP Endgeräte werden kein SIP/TLS unterstützen und wenn, dann wäre immer noch die Frage der Zertifikate und deren Vertrauensstellung zu prüfen. Da das OfficeMaster im Gegensatz zu Lync auch UDP unterstützt, könne so auch diese Geräte genutzt werden.

Codec

G.711

Das ist der normale Audio-Codes mit 64bit, 8KHz Abtastung und keine Kompression. So wie er auch im ISDN eingesetzt wird. Siehe auch Codec

DTMF

RFC2833

Sollte das Endgerät DTFM-Töne z.B. zur Steuerung von Audiokonferenzen oder Voicemail senden, dann muss dies nach RFC2833 Standard erfolgen. Vergleiche auch DTMF

Vielleicht haben Sie es aber schon bemerkt: An keiner Stelle kommen Credentials zum Einsatz. Es bietet sich an, solche "SIP-Only" Gerät vielleicht in einem eigenen VLAN zu betreiben, so dass niemand anderes sich einen Zugang erschleicht

Weitere Links