LyncWizard

Das schon auf Busy - Besetzt aufgeführte Programm ist eine reine Clientsoftware, die mit dem  den Lync Communicator 2010/2013 arbeitet und erfordert keine Veränderungen auf dem Server. Allerdings ist es kein Lync AddIn, welches sich in den Communicator integriert, sondern ist ein eigenständiges Programm, welches auch selbst in der Taskleiste erscheint und sich wohl einfach von der Seite an den Communicator anbindet.

Die Software ist mittlerweile (Stand Mai 2019) komplett kostenfrei

Die Software 0.6.5 funktionierte bei mir auch mit Teams 2.1 (Stand 21. Feb 2024)

Installation

Die Installation ist nach dem Download (<1 MB) schnell erledigt. Nach dem obligatorischen "Willkommens"-Schirm muss man nur den Pfad bestätigen bzw. anpassen und dann OK drücken.

Am Ende kommt noch ein Bestätigungsfenster. Mehr gibt es nicht zu tun.

Start

Das Programm verankert sich im Startmenü. Nach dem Start sieht man eigentlich erst mal nur ein kleines weiteres Icon in der Statusleiste, über dessen Kontextmenü weitere Einstellungen vorgenommen werden können

Übrigens hat die Farbe des Icons nichts mit dem Lync-Status zu tun, sondern zeigt den Verbindungsstatus zur Kontaktsuche

  • Grau: nicht verbunden
  • Gelb: nicht lizenziert, nicht Konfiguriert
  • Grün: Verbunden und Idel
  • Rot: Beschäftigt. Kontaktdaten werden abgefragt

Lokale Konfiguration

Über die Einstellungen können insgesamt fünf Reiter erreicht werden:

  • Einstellungen der Sprache, wenn nicht sowieso die Systemsprache genutzt werden soll und die Position für die Popup-Meldungen für eingehende Anrufe
    #
  • Einstellungen zur Kontaktsuche
    Hier ist gut zu sehen, dass E.164-Rufnummern erwartet werden und per Default nur die Vorwahlen +41/+417/+423 überhaupt angefragt werden. Dies liegt natürlich daran, dass der Provider tel-seach.ch nur diese Nummern rückwärts auflösen kann.

  • Besetzt-Anruf aktivieren
    Damit wird überhaupt erst die Behandlung von Anrufen bei aktivem Telefonat aktiviert.
  • Kurzwahltasten
    Ich weiß wirklich nicht, warum Microsoft dieses Feature noch nicht in den Standard des Communicators eingebaut hat. für alles gibt es unter Windows Hotkeys und "Windows-C" ist sogar noch frei für "Call". Solange müssen diese Lücke eben Drittprodukte füllen.
  • Programme
    Neu mit der Version 2 ist die Möglichkeit, mit bestimmten Anrufern eine URL oder ein Programm zu verknüpfen. So könnte z.B. beim Anruf der VoIP-Türstation per Browser das Videobild angezeigt werden oder Nummern gegen eine eigene Kundendatenbank angefragt werden oder der passende CRM-Call oder Kontakt geöffnet werden.
  • Lizenz
    Hier kann die "Testversion" dann zu einer Vollversion gemacht werden.

    Hier sind einfach nur die SIP-Domains und ein passender Key einzutragen. Ohne Lizenz ist das Produkt im Rahmen eines Tests komplett funktionsfähig. Es zeigt lediglich durch Farbe und im Balloon dies an.

Alles in allem ein übersichtliches Setup mit für die Schweiz und Liechtenstein passenden Voreinstellungen.

Zentrale Konfiguration

Lync erlaubt über ein "Inband Provisioning" auch Parameter an Clients zu senden. Dieser Weg wird aber sehr selten genutzt und die wenigsten Lync Administratoren wissen davon. Seit Windows 2000 aber sollte jeder Administrator schon einmal etwas mit Gruppenrichtlinien zu tun gehabt haben. Professionelle Programme nutzen die GPOs, damit die Firma zentral Vorgaben machen kann. Auch Lync Wizard unterstützt die Konfiguration durch Gruppenrichtlinien und der Entwickler stellt sogar eine ADMX-Vorlage passend bereit. So können Sie den Lync Wizard einfach zentral konfigurieren, zumindest solange die Clients Mitglied ihrer Domäne sind.

Sollten Sie dennoch auch unabhängige Heimarbeitsplätze haben, dann lässt sich die Konfiguration weiterhin z.B. per Registrierung verteilen. Sie finden die Einstellungen unter "[HKEY_CURRENT_User\Software\LyncWizard.com\Lync Wizard\v2.0\]" oder natürlich unter "Polices" für die Gruppenrichtlinien oder HKEY_LOCAL_MACHINE, wenn Sie die Richtlinien auf den Rechner selbst anwenden.

Rufnummern nachschlagen (auch LDAP)

Eine ganz besondere Funktion ist die Möglichkeit von Lync Wizard, die Rufnummer von eingehende Rufe in verschiedenen Quellen nachzuschlagen. Die ersten Versionen haben dazu per HTTP spezielle Webservices in der Schweiz und Liechtenstein abgefragt. Seit der Version 1.1.9 kann LyncWizard aber auch LDAP-Anfragen durchführen und seit Version 2.0 kann dies per GUI konfiguriert werden.

Ich habe das oben bei der Konfiguration schon mit einem Bild gezeigt. Wichtig ist, dass Sie einmal den LDAP-Server selbst konfigurieren müssen:

Die Angaben für User/Password sind nur erforderlich, wenn der LDAP-Server nicht anonym oder mit den Windows Anmeldedaten erreichbar ist und der LDAP-Filter kann mit "{0}" als Platzhalter für die "Calling Party Number" genutzt werden. Auch den LDAP-Query und den BaseDN können Sie natürlich anpassen. Über einen eigenen Filter auf alternative Felder können Sie sogar verschiedene Schreibweisen abfangen, indem Sie im LDAP-Server unterschiedliche Schreibweisen in die Felder addieren.

Weiterhin müssen Sie aber in der Reihe der Suchanbieter noch einen LDAP-Eintrag addieren wie z.B. hier in dem Beispiel:

Erst dann sucht Lync Wizard auch im konfigurierten LDAP-Server.

Es macht übrigens nicht viel Sinn, als LDAP-Server ihren Domain Controller zu nutzen, da diese Adressdaten sowieso schon im Lync Adressbuch vorhanden sind. Interessanter ist hier die Nutzung eines eigenständigen LDAP-Servers, der mit Daten aus verschiedenen Quellen, z.B. CRM, ERP etc. gefüllt wird oder als Proxy zu anderen Datenquellen dient.

Dies kann z.B. ein ADAM/AD LDS-Server sein, den Sie mit anderen Programmen aus anderen Quellen mit Daten füllen. Es gibt auch verschiedene LDAP-Proxy-Server, die per LDAP gefragt werden können, aber die Daten z.B.: aus einem SQL-Backend beziehen.

Achtung:
Stellen Sie unbedingt sicher, dass die LDAP-Felder, die sie hier abfragen auf dem LDAP-Server auch indexiert sind. Das Feld "TelephoneNumber" ist es bei einem Active Directory in der Regel nämlich nicht, aber kann über das Schema geändert werden.

Action URLs

Seit der Version 2.0 gibt es mit den Action URLs einen weiteren interessanten Funktionsblock. Abhängig von eingehenden Rufnummern kann Lync Wizard im Kontext des Anwenders ein Programm starten oder eine URL aufrufen.

Diese Option eröffnet eine ganze Menge von Möglichkeiten, z.B.

  • Direktzugriff auf eine Web-Lösung
    Stellen Sie sich vor ein Kunde ruft an und ihr Browser öffnet sich gleich mit dem richtigen Datensatz ihrer CRM oder ERP-Anwendung ?
  • Türsprechstelle
    Mehr und mehr Firmen nutzen als Hausklingel eine SIP-taugliche Anlage, die einen INVITE sendet. Zwar kann das Video bislang noch nicht in Lync eingespielt werden, aber das ist auch gar nicht schlimm. Lync würde das Video eh erst zeigen, wenn die Verbindung angenommen wurde. Viel interessanter ist es, beim eingehenden Ruf dieser bekannten Nebenstelle direkt in einem Browser auf die WebCam zu gehen und das Bild schon vorher anzuzeigen.

Sicher fallen ihnen noch ein paar weitere Anwendungsfälle ein. Bedenken Sie aber, dass diese Funktion nur nutzbar ist, wenn der angerufene Anwender in Lync angemeldet und der PC gestartet ist. Eine Automatisierung ist nicht sinnvoll. Manchmal kann es den Anwender auch stören, wenn er mitten in der Arbeit durch ein Browserfenster unterbrochen wird. Dafür kann der Anwender diese Funktion natürlich auch abschalten.

BUSY im SIP

Natürlich wollte ich wissen wie das Add-on sich im SIP-Stack niederschlägt. Hier sehen sie den Trace auf dem Client, indem zuerst "+40ANRUFER1" eine Verbindung zu mit aufbaut und die Verbindung angenommen wird. Während die Verbindung schon steht kommt nun ein zweiter Anruf von "+49ANRUFER2" herein. Der eingehende Ruf wird auch an den Client signalisiert. Der Communicator zeigt auch kurz den eingehenden Ruf an.

Sie sehen das am "13:08:44:365 Out RINGING" und mit dem "183 Session Progress" wird sogar schon ein Early Media Handshake eingeleitet ehe dann ca. 0,4 Sek nach dem ersten INVITE ein "605 Decline Everywhere" gesendet wird. Das ist also ein "486 Busy Here", der nur den aktuellen Endpunkt terminiert, sondern den Ruf auf allen Endgeräten abbricht.

Hier sieht man die Einschränkung einer Client-Erweiterung, die den Ruf immer erst dann ablehnen kann, wenn er am Client schon signalisiert wird. Der Anwender darf sich in dem Zuge eben nicht davon stören lassen, dass ein Zweitanruf kurz aufblitzt. Er wird leider auch nicht in "verpasste Anrufe" geloggt.

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