Exchange 2019/SE Sizing

Viele Firmen nutzen zwar Exchange Online aber es gibt auch weiter Firmen die nach Exchange 2016 neue Exchange 2019 Server aufbauen und diese im Herbst 2025 auch zu Exchange SE migrieren werden. Diese Seite fasst neuerungen von Exchange 2019 und SE hinsichtlich der Planung zusammen.

Ist was neu?

Sie könnten schon fragen, was denn mit Exchange 2019 sich verändert hat. Exchange 2019 scheint ja nur ein Service Pack für Exchange 2016 zu sein, um den Support-Zeitraum zu verlängern und den Kunden noch einmal Geld aus der Tasche zu ziehen. Dem würde ich in Teilen zustimmen, denn anders als bei der Excange 2013/2016-Koexistenz kann bei Exchange 2016/2019 ein Frontend der einen Version problemlos auf den Frontend der anderen Version zugreifen und auch sonst scheint fast alles gleich zu sein.

Eine wesentliche Änderung hat sich aber schon ergeben, da Exchange 2019 eine MetaCacheDatabase (MCDB) ermöglicht. Damit können sie weiterhin sehr große und günstigere HDDs für große Postfächer und insbesondere Archive verwenden aber in Kombination mit einer SSD für die Metadaten eine Geschwindigkeitssteigerung erreichen. Das ist natürlich nicht weiter relevant, wenn ihr Server etwas kleiner ist und sie eh schon "Full Flash" laufen oder die Daten in einem Storge-System ablegen, welches selbst mit Caching und unterschiedenen Storage-Levels die schwache Leistung von HDDs hinsichtlich IOPS versteckt.

Auf der anderen Seite wachsen Postfächer immer weiter und während Exchange 2000 sogar ein Limit von 16 DB für die ganze Postfachdatenbank hatte, bewegen wir und heute bei Postfachgrößen jenseits der 100 GB. Ob das natürlich immer sinnvoll ist, steht auf eine anderen Blatt. Viel zu oft senden Anwender interne Dokumente als Anlage anstelle eines Links auf den Dateiserver, SharePoint-Server oder wo sonst das Dokument liegt.

Ich versuche Kunden davon zu überzeugen, dass Mail zumindest intern kein "Dateiserver" oder "Dokumentarchiv" sein soll und Benutzer-Postfächer mit mehreren GB eher ein Zeichen für eine ineffiziente Arbeitsweise sind

Alles wie bei 2016

Ansonsten hat aber aber nicht viel geändert und die Grundprinzipien eines Exchange 2016 sind auch für Exchange 2019 und vermutlich auch Exchange Server SE weiter gültig. Das spiegelt sich auf darin wieder, dass Microsoft seine "Preferred Architecture" immer nur leicht anpasst. Früher waren Server mit 128GB so eine magische Obergrenze. Wer mehr speicher benötigt hat, musste dann deutlich teurere Motherboards und Speicherriegel einsetzen. Ich erwarte daher, dass Microsoft in Zukunft ihre "Preferred Architecture" immer mal wieder an Hardwareänderungen anpasst.

Es könnte natürlich sein, dass die in "Preferred Architecture" beschriebenen Systeme ziemlich genau die Server sind, die Microsoft in Exchange Online Zig-tausendfach einsetzt und da sind "Leistung pro Euro" hat schon wichtiger. Ein doppelt so starker Server kostet meist mehr als doppelt so viel aber ein kleinerer Server kostet oft nicht viel weniger, da Strom, Rackeinbau, Logistik, Betriebskosten etc. nicht linear abfallen.

Sizer 2019

Wenn Sie mögen, können Sie gerne das aktuelle Excel-Sheet nutzen, mit dem Sie ihren Exchange Server hinsichtlich CPU und IOPS prüfen können. Wie bei allen anderen vorherigen Modellen ist die Verwendung aber alles andere als eingängig oder einfach. Kleine Änderungen an Stellschrauben können das Ergebnis grundlegend ändern. Wer den Sizer einfach startet und bei Tier-0 mal 1000 Postfächer einträgt, erhält einen 8 Knoten Cluster, der JBOD nutzt und die Datenbanken auf 2TB beschränkt. Wenn Sie ein RAID (statt DAG) verwenden, empfiehlt Microsoft sogar eine 200GB Obergrenze für Datenbanken.

Mit Exchange 2019 hat Microsoft die ISO-Datei nur per Download aus dem Volumenlizenzportal bereitgestellt und damit war der Sizer im Support-Verzeichnis auch nicht mehr erreichbar. Im Exchange 2019 CU2-ISO und CU5-ISO war er aber enthalten und im Nov 2024 habe ich sogar einen regulären Downloads gefunden:

Exchange Server 2019 Sizing Calculator
https://www.microsoft.com/en-us/download/details.aspx?id=102123

Exchange Server SE

Bislang hat Microsoft geschrieben, dass Exchange Server SE im Grunde ein Exchange 2019 Server mit CU15 ist, der alle danach erschienenen Security Updates enthält und natürlich eine abgewandelte Lizenzvereinbarung (Subscription statt Kauf). Ich erwarte daher keine fundamentalen Änderungen und Microsoft hat schon mit der "Preferred Architecture" für Exchange 2019 damals geschrieben, dass Sie die Hardware so groß dimensioniert haben, dass auch die nächste Exchange Version darauf laufen würde und ein Inplace-Update möglich sei. Nun wissen wir alle, dass es keinen Exchange 2022, 2023 oder 2024 Server geben wird und der im Herbst 2025 mit Exchange Server SE die nächste Version kommt.

Wenn Sie heute einen neuen Exchange 2019 Server planen und entwerfen, dann sollte er so auch für Exchange Server SE funktionieren.

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