PRTG Lizenzierung
100 Sensoren kosten nichts und danach?. Wie rechnet sich das für Paessler oder was habe ich als kleine Firma davon? Diese Seite soll dazu ein paar Hintergründe geben.
Was ist "Kostenlos"?
"There is no free Lunch" ist ein geläufiger Spruch im englischen Sprachgebrauch und geht von der pessimistischen Annahme aus, dass alles einen Preis hat. In der neuen App-Welt kenne Sie vielleicht den Spruch "Wenn es nichts kostet, sind deine Daten der Preis". Fast alle "kostenfreien" Apps und Dienste refinanzieren sich durch Werbung oder Weitergabe der Benutzerprofile und viele hoffen darauf, dass Sie irgendwann gekauft werden oder sich das Modell trägt.
Oft fängt es aber auch mit viel Idealismus an. Einzelpersonen lösen ein Problem für sich und stellen ihre Arbeit öffentlich, denn es kostet ja nicht mehr, wenn andere Personen auch die Software nutzen. So haben Lösung wie MRTG, Nagios u.a. alle einmal angefangen. Auch die MSXFAQ ist eigentlich "kostenlos" und sicher stecke ich viel "unbezahlte" Zeit dort hinein. Aber Rückmeldungen und Hinweise von Lesern zu Fehlern oder Missverständnissen und natürlich den werblichen Charakter für die Dienste von Net at Work stehen auf der "Einnahmeseite", auch wenn Sie nicht in Euros zu beziffern sind.
Paessler entwickelt schon viele Jahre an PRTG und schon immer gab es eine "Testversion" in Form einer kostenfreien und in der Anzahl der Sensoren beschränkten Version. Wer mehr Sensoren braucht, muss das Produkt wechseln oder eine entsprechende Lizenz und Wartung kaufen.
Sensoren
Beim der selbst betriebenen PRTG-Installation müssen Sie die Anzahl der Sensoren lizenzieren, die sie gleichzeitig nutzen. Sie können gerne mehr Sensoren einrichten aber diese werden dann "Pausiert" und ist daher nicht sinnvoll. Kaum jemand wird einen Sensor anhalten um einen anderen Sensor zu starten. Die wäre keine lückenlose Überwachung und Datensammlung. Allerdings müssen wir einmal die verschiedenen Komponenten von PRTG in Zusammenhang bringen:
Komponente | Kosten | Beschreibung |
---|---|---|
Core Server |
0€ |
Der eigentliche Betrieb des zentralen Servers, der die komplette Konfiguration vorhält, die Daten einsammelt, in einer Datenbank speichert und für die Anzeige durch einen Administrator oder die Alarmierung durchführt, ist in jeder "Paessler PRTG Network Monitor"-Lizenz einmal enthalten. In der Regel installieren sie aber auch nur genau einen Monitoring-Server. Ansonsten könnte ein Wechsel zu "Paessler PRTG Enterprise Monitor" interessant sein, wo wirklich nur die Sensoren gezählt werden- |
Probe |
0€ |
Die aktiven Komponenten, die selbst die Prüfungen aktiv vornehmen oder Daten per Push annehmen, kosten auch nichts. Die meisten kleinen Installationen haben eine Probe, die auf dem Core-Server einfach mitläuft. Wenn Sie mehrere Standorte haben, dann können Sie weitere Probes dezentral installieren die vor Ort lokal die Prüfungen vornehmen und nur die Ergebnisse an den Core Server übermitteln. |
Gerät/Device |
0€ |
In der PRTG-Konfiguration legen Sie eine Hierarchie mit Knoten und am Ende dem "Gerät" an und dem dann die Sensoren angesiedelt werden. Ein Gerät kann ein reales physikalische Gerät mit einer IP-Adresse sein. Es kann aber auch einfach nur ein Platthalter zur Gruppierung von Services sein. |
Sensor |
Lizenz |
Ein Sensor ist aus PRTG-Sicht eine einzelne Prüfung zum darüberliegenden Gerät. Wenn Sie ein Gerät einrichten, dann versucht PRTG schon einige Sensoren automatisch einzurichten, z.B. ein einfacher "PING" um zu sehen, ob das Geräte erreichbar ist und bei Routern und Switches auch SNMP-Abfragen. Jeder Sensor zählt. |
Kanal |
0€ |
Ein Sensor kann aber nicht nur einen Status (Up, Down, Error, Warning Paused) einnehmen, sondern auch numerische Wert in verschiedenen Kanälen erfassen und darstellen. Diese Kanäle werden nicht lizenziert. |
Wenn Sie mehr als 1000 Geräte haben und damit vermutlich auch die 10.000-Sensoren überschreiten, dann ist die "Enterprise Monitoring"-Lizenz eine Option.
- PRTG Pricing
https://www.paessler.com/prtg/prtg-network-monitor#pricing - PRTG Enterprise Monitor
https://www.paessler.com/prtg/prtg-enterprise-monitor
Lizenzen sparen?
PRTG lizenziert nur die Anzahl der Sensoren und in der üblichen Abstufung 500/1000/5000 könnten Sie meinen, dass sie mit wenigen Sensoren hinkommen. Das Problem ist dabei, dass es unterschiedliche Sensoren gibt und verschiedene Einsatzzwecke. Wenn Sie z.B.: Server und Dienste überwachen, dann ist ein "PING"-Sensor einfach und schnell erstellt. Wenn Sie aber 100 Server und Services per PING anfragen, dann sind das 100 Sensoren und sie haben nur wenig Aussagekraft. Weitere Sensoren für CPU-Last, Disk-Füllgrade etc. pro Server lassen die Anzahl schnell steigen und es ist ganz natürlich, dass Sie über die Sinnhaftigkeit eines Sensors nachdenken.
Sie könnten sich ja einen "Windows Server Sensor" wünschen, bei dem ein Sensor pro Server die Erreichbarkeitsteste per PING, HTTP, SMB, LDAP und die Messwerte für CPU, DISK, LAN, RAM als eigene Kanäle vereint. Sie könnten dann noch weitere Sammel-Sensoren für die Dienste auf dem Server (DNS, DHCP, Exchange, SQL) erstellen, so dass ein Server vielleicht nur 2-3 Sensoren "kostet". Dies ist sogar relativ einfach mit eigenen "PRTG - Custom Sensor" möglich. Allerdings kann PRTG gleiche Sensoren unterschiedlicher Geräte vergleichen, was nicht mehr auf Kanäle herunter geht.
Sobald Sie mit PRTG ihre Switche überwachen, werden die Sensoren noch mehr. Ein Etagenswitch mit 48 Ports wird von PRTG mit 49 Sensoren erfasst. Ein Sensor ermittelt das Gerät selbst und pro Port wird ein eigener Sensor angelegt, um in den Kanälen dann Wert für Paket/In, Paket/Out, Bytes/In, Bytes/Out, Errors, Retransmit etc. zu erfassen. Das ist der richtige Ansatz für WAN-Verbindungen oder Links zu Servern. Aber benötigen Sie wirklich pro Port einen Sensor, wenn an dem Port nur ein Desktop hängt? Welchen Mehrwert hätten Sie, wenn Sie für jeden Client auch solche Netzwerkdaten erfassen würden? Müssen Sie nicht vielleicht erst den Betriebsrat fragen, da Sie so auch die Arbeitszeit am Gerät erkennen können? Umgekehrt können Sie aber auch nur dann z.B. die Übertragung von großen Datenmengen (z.B. Trojaner, Verschlüsselung, Datenausleitung) ermitteln. In PRTG ist aber kein Sammelsensor, der in einem Sensor jeden Port als "Kanal" anlegt und einfach nur die Datenmenge erfasst.
Es gibt keine pauschale Antwort, ob Sie durch "Sparsamkeit" beim Sensor auf der einen Seite die Lizenzkosten von PRTG etwas drücken können aber das durch einen Informationsverlust nicht an anderer Stelle bezahlen.
Je nach Preisstaffel kostet ein Sensor zwischen 1,46€ (10.000er) - 3,20€ (500er) pro Jahr. Wer hier einen unternehmenskritischen Exchange Server mit 10 Sensoren (Ping, CPU, DISK, LAN, RAM, Exchange-DB, ExchangeWeb, Exchange Queues, AV-Dienste, Backup) überwacht, muss mit Kosten von 15-32€/Jahr für die PRTG-Sensoren für diesen einen Server/Service rechnen. Wenn ich das in Relation zu den Anschaffungskosten für einen Server mit RAM, DISK und die "Drum herrum"-Kosten für Strom, Abwärme, Wartung etc. setze, dann sind dies immer noch akzeptable Kosten. Wer im Serverraum hingegen mehrere Switche mit vielen Ports hat und jeden Port entsprechend detailliert überwachen will, für den können schnell 50 Sensoren pro Switch die Kosten stark steigen lassen.
Leider unterscheidet PRTG hier nicht zwischen "einfachen" und "Advanced" Sensoren. Ich würde schon gerne von allen Ports die Daten per SNMP auslesen lassen und bei Servern auch immer einen PING als Erreichbarkeits- und Latenzzeit-Test einrichten. Aber der Mehrwert dieser Sensoren ist geringer als die aufwändigere Überwachung von Servern und Services. Ein toter Port, wenn es nicht grade der Link zum Server oder WAN ist, ist weniger interessant als ein nicht funktionierender Service.
Letztlich bleibt es ihnen überlassen wie intensiv Sie einzelne Systeme und ihre Details erfassen möchten oder müssen.
Subscription
Am 1. Juli 2024 hat PRTG sein Lizenzmodell auf "Subscription" umgestellt. Anstatt wie bisher die Software zu einem höheren Preis "kaufen" und dann jährlich eine geringe Wartung zu bezahlen, gibt es PRTG nun nur noch als "Mietversion". Der Schritt überrascht mich nicht, denn nahezu alle Hersteller wechseln ihr Modell um kontinuierliche Einnahmen zu erzielen und damit die Weiterentwicklung und Korrekturen zu finanzieren. Soweit, so logisch, verständlich und erwartet.
Es dürfte den ein oder anderen Admin aber bitter aufstoßen, dass die Mindestvertragslaufzeit für neue Verträge mindestens drei Jahre beträgt und dann immer um 1 Jahre verlängert wird. Auf allen "Reseller"-Seiten, die ich ca. zehn Tage danach kontrolliert habe, sind die neuen Preise schon aufgeführt aber oft ohne die Details zur Mindestlaufzeit und dem Subscription Modell. Ein Schuft, wer böses dabei denkt. Da damit auch alle früheren Preise quasi getilgt sind, ist ein direkter Vergleich der Kostensteigerung nicht mehr einfach möglich.
Mit dem Update ist eine Preiskorrektur verbunden, die im direkten Vergleich schon mächtig aussehen kann. Wer z.B. den jährlichen Wartungspreis mit der Subscription vergleicht, muss im ungünstigsten Fall wohl mit bis zu 370% Steigerung rechnen. Allerdings wird bei der Berechnung der anfängliche Kaufpreis oft nicht mit einbezogen, der bei der Subscription nicht anfällt. Dennoch dürfte eine gewisse Preiserhöhung jeden treffen.
Um auch die Kunden zur Subscription" zu bewegen, die bisher "gekauft" haben, erwarte ich in Zukunft eine neue Version 5 mit Funktionen die eine "alte" Version nicht mehr bekommt.
Alternativen?
Ich sehe schon den Aufschrei in Foren über die Preiserhöhung und den Abkehr von einem Kaufmodell, bei dem ich unter Verzicht auf Wartung und Updates das einmal installierte Produkt quasi sehr lange, und damit auch immer günstiger, betreiben kann. Das Thema "Monitoring" ist aber nicht mit Microsoft 365 oder Office, Adobe oder anderen Märkten mit wenigen Anbietern zu vergleichen. Bei Monitoring tummeln sich schon eine fast unüberschaubare Menge an Produkten und zudem versteht jeder Hersteller auch etwas anderes unter "Monitoring". Die wenigsten meiner Kunden nutzen nur ein System PRTG, sondern auch weitere Produkte oder Programme, weil es unterschiedliche Stärken und Schwächen gibt. Für die Konsolidierung von Syslogs und Eventlogs ist PRTG nicht meine erste Wahl. Da schaut man dann eher Richtung Graylog, ELK-Stack, Splunk etc. Wenn ich große lange Datenbestände auswerten will, dann lohnt ein Blick auf Grafana. Im direkten Vergleich zum Monitoring kennen Sie sicher auch Produkte wie Zabbix, Nagios, Icinga, CheckMK, WhatsUp, Hostmon und viele andere.
Sie können gerne herumschauen aber werden feststellen, dass viele sogar "irgendwie" Open Source sind, aber auch hier sich die Entwickler natürlich über Enterprise-Versionen, z.B. Nagios Core vs. Nagios XI oder Supportverträge gegenfinanzieren müssen. Lösen sich von der idealistischen Ansatz, dass ein "Freak" im Keller eine geniale Software aus Spaß entwickelt, kostenfrei bereitstellt, supportet, patched und von einem seltenen "Danke" sich ernähren kann. Das geht immer nur eine begrenzte Zeit bis sich Lebensumstände ändern. Darauf sollten Sie nicht ihre Firma abhängig machen. Einige Produkte können Sie natürlich aus den Quellen selbst kompilieren aber das ist sicher nichts für den normalen Betrieb. Für Windows Administrator ist natürlich der Wechsel zu Linux für die meisten Alternativen eine weitere Herausforderung.
Letztlich müssen Sie selbst bewerten, welche Software ihre Anforderungen an eine Überwachung in Anbetracht der Gesamtkosten am besten erfüllt. Wenn mein Exchange Server, mein DC oder anderes System ein Problem hat, dann will ich das schnell wisse und dann ist mir das auch problemlos die 5-15€ für ein paar Sensoren wert.
Weitere Links
- PRTG Plattform
- PRTG - Custom Sensor
- PRTG:Sensorplanung
- PRTG Pricing
https://www.paessler.com/prtg/prtg-network-monitor#pricing - ACHTUNG: PRTG WIRD GIERIG! - Neue
Subscription-Modelle und Preisänderungen
https://www.mekos.de/tech-talk-uebersicht/achtung-prtg-wird-gierig/ - Reddit: PRTG The rumours were true
https://www.reddit.com/r/prtg/comments/1dpxci2/the_rumours_were_true/?rdt=35208