Ontrack PowerControls 6

Beschreibungen zu älteren Versionen finden Sie im Archiv.

Es kann passieren, dass PowerControls mit verschiedenen Exchange 2010 Datenbanken mit einem AppCrash unsanft beendet wird. Fragen Sie dann bei Ontrack nach einer neueren Version. Version 6.02 sollten Sie mit Exchange 2010 mindestens einsetzen.

Was macht PowerControls ?

Nachdem ich schon die früheren Versionen von PowerControls immer mal wieder getestet habe, habe ich mir auch wieder die aktuelle Version 6 genauer angeschaut. Kroll Ontrack muss natürlich immer wieder ein Update nachliefern, wenn Microsoft an den Datenbank etwas verändert. Das ist der Nachteil von Produkten, die direkt an die Datenbank gehen aber auch der Vorteil, wenn der Zugriff per ESE.DLL nicht mehr möglich ist oder der Betrieb auf dem laufenden Server nicht erlaubt ist. Die Version 6 unterstützt nun auch die Exchange 2010 Datenbanken, welche sich seit Exchange 2007 ja erneut geändert haben (z.B. Wegfall Single Instance Store)

PowerControls 6 ist aber mehr als "nur" ein Desaster Hilfsmittel um möglichst viele Mails aus einer nicht mehr nutzbaren Datenbank zu retten. Wenn Sie ihren Exchange Server korrekt sichern, dann sollte bei einem Datenbankdefekt immer ein Restore mit den passenden Transaktionsprotokollen das primäre Mittel der Wahl sein. Aber neben dem reinen Desaster-Tool hilft PowerControls auch bei den üblichen "Verlusten", z.B. indem einzelne Mails aus Sicherungen recht einfach restauriert werden können. Zwar gibt es seit Exchange 2003 mit der Recovery Storage Group ein Verfahren, auch einzelne Mails zu holen, aber dieser Web belastet den Hauptserver und holt das komplette Postfach zurück.

Mit der Zunahme der Sicherungen per Schattenkopien oder per "Disk Cloning" (z.B. DPM) eröffnet sich mit PowerControls aber ein ganz neuer Weg. So ist es problemlos möglich, sich die Datenbank einer Schattenkopie einfach zu öffnen und einzelne Mails wieder zurück zu spielen. Mit dem VSS-SDK oder mit DiskShadow (Windows 2008) ist es sogar sehr einfach, solche Schattenkopien auf dem produktiven Server für Eventualitäten vorzuhalten.

Seit der Version 5.0 gibt es PowerControls auch als besondere Version mit Auditing. Es ist sicher schon länger ein "Problem", wenn jemand mit der passenden Software einfach eine beliebige Exchange Datenbank einfach so öffnen kann. Jeder weiß, dass der Schutz eines Servers nicht allein auf dem "nichtvorhandensein" von Trickprogrammen beruhen darf. Zugangsschutz zum Server, Verschlüsselung (Bitlocker, IPSEC) und sichere Administrator Kennworte sind hier viel wichtiger. Aber mit der KOAS-Version (Kroll Ontrack Administrative Services) protokolliert PowerControls alle Aktivitäten gesichert mit. So kann ein Admin nicht mehr ganz so einfach Postfächer anschauen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Die Entwicklung von FirstView ist nur eine logische Konsequenz um das Wissen der Inhalte. Wenn PowerControls und der Extract Wizard alleine aus den Datenbanken die einzelnen Mails extrahieren kann, dann kann eine Auswertesoftware wie FirstView hier auch Berichte und Analysen durch führen.

Auch wenn PowerControls ja "nur" direkt auf die Exchange Datenbank zugreift, um Inhalte zu extrahieren, so kann man PowerControls natürlich auch für Migrationen missbrauchen. Normalerweise migrieren wir Exchange Postfächer ja über einen neuen Server neben dem alten Server. Ein Inplace Update war nur noch von Exchange 2000 nach 2003 möglich und nicht immer ist ein zweiter Server vorhanden. Dann ist es durchaus denkbar, mit PowerControls die Inhalte allein aus der Datenbank des alten Servers in einen neuen "frischen" Server zu übertragen. Wenn lokale Profile und Rechte nicht relevant sind, kann damit z.B. auch ein Small Business Server ohne langen Parallelbetrieb umgesetzt werden.

Standardeinsatz

Ich denke die meisten MSXFAQ-Leser wissen, wie man eine Software per Installer auf den PC installiert und dann die Datenbanken öffnet. Die Beschreibung auf den vorigen Versionen ist schon recht ausführlich und der weiteren Verbesserung beim öffnen von Dateien hat sich auch auf der GUI nicht so viel getan, dass ich darauf weiter eingehend muss.

PowerControls greift zwar direkt (Readonly) auf die EDB-Dateien zu, bzw. kann direkt von Sicherungsbändern die Datenbanken extrahieren, aber beim Zurückschreiben der gewünschten Mails ist MAPI erforderlich. Daher muss auf dem PC auch Outlook installiert sein. Damit verbietet sich der Einsatz auf dem Exchange Server selbst. Nur mit Exchange 2007 ist es möglich, auch Outlook und PowerControls auf dem Exchange Server zu installieren. Der ideale Platz für PowerControls ist aber eine Workstations, so dass Sie ohne Belastung des Servers die Datenbanken öffnen und Mails extrahieren können. Bei der Auswahl des umfangs gibt es keine Überraschungen:

Danach muss man nur noch die Lizenz in meinem Fall nach "C:\Program Files\Kroll Ontrack\Ontrack PowerControls\license.ini" kopieren und die wohlbekannte Oberfläche ist verfügbar:

Der Assistent bittet um die Angabe der Quelldateien (z.B. defekte EDB-Datenbanken auf einem Netzwerkshare) um dann aus diesem die Postfächer und Inhalte zu retten.

PowerControls bedient also weiterhin den Markt der Datenrettung von Mails aus Exchange Datenbanken, die Exchange selbst nicht mehr öffnen möchte. Zudem kann man mit PowerControls auch mehrere zusammengehörige Nachrichten suchen. Aber das ist nicht alles.

PowerControls und Schattenkopien

Viel interessanter ist der Einsatz in Verbindung mit Schattenkopien. Diese Funktion, die viele Administratoren nur als "Vorherige Version" des Dateisystems kennt, ist auch für Datensicherungen von Exchange geeignet. Eine passende Software kann auf der Festplatte bis zu 512 "Schattenkopien" anlegen, die zwar keine "Clean Shutdown"-Datenbank bereit stellen, aber einen korrekten Schnappschuss einer Datenbank ermöglichen. Und eben diese 512 Schattenkopien können als Laufwerk, Netzwerkfreigabe oder Mountpoint einer Festplatte bereit gestellt werden.

Ein Backup wird natürlich erst daraus, wenn die Daten geprüft und dann auf einen anderen Datenträger kopiert werden und zuletzt Exchange davon erfährt, damit es seine Transaktionsprotokolle abschneiden kann.

Aber selbst wenn dieser Weg nicht als Sicherung genutzt wird, so kann man als Administrator z.B.: mehrmals am Tag eine Schattenkopie anlegen lassen und so über Monate hinweg die Zwischenstände der Datenbank mit einem geringen Mehrbedarf der Festplatte vorhalten.

Und nun kommt PowerControls zum Einsatz, welches eben solch einen Schnappschuss einfach öffnen kann. PowerControls liest einfach nur "ReadOnly" die Datenbanken an und erlaubt ein Extrahieren der Inhalte. Wenn Sie z.B. einen NetApp-Filer haben, dann gibt es dort eine ähnliche Möglichkeit. Ein Snapshot der Datenbankpartition kann man ebenfalls mit PowerControls als Quelle für einen Export hernehmen. Sehr viele andere SAN und iSCSI-Lösungen erlauben Snapshots.

Für Sie als Administrator bedeutet das, dass Sie mit Schattenkopien sehr viel mehr Zwischenstände vorhalten können, als mit einem gewöhnlichen Backup und dass sie ohne ein zeitintensives Restaurieren in eine Recovery Storage Group sehr einfach und schnell versehentlich gelöschte Nachrichten wieder herstellen können.

Weitere Links