Exchange NOTFALL - Festplatte voll

Ihr Exchange Dienst  läuft nicht mehr und alles was Sie sehen sind 0 MB Frei auf der Festplatte ?

Nun ja peinlich aber kein Beinbruch in Hinblick auf Exchange. Ihr Exchange Server hat sich nämlich schon rechtzeitig sauber heruntergefahren. Dazu hat Exchange eigens einen reservierten Platz genutzt. Sie können also die Exchange Dienste einfach wieder starten, wenn Sie freien Platz geschaffen haben. Nur wo suchen ?

Kontrollieren Sie Transaktionsprotokolle

Exchange selbst ist ein großer Speicherplatzfresser, was immer dann erst erkannt wird, wenn die Datensicherung nicht läuft. Exchange protokolliert alle Änderungen in der Datenbank und benötigt dazu die so genannten Protokolldateien (EDB*.LOG). Erst eine Datensicherung löscht diese Dateien (Siehe  Datenbankgrundlagen und Backup und Restore).

Diese Protokolldateien werden allerdings immer erst bei einem kompletten Backup gelöscht. Ausnahme: Umlaufprotokollierung ist aktiv, dann werden die Protokolldateien nach 5x5MB umgebrochen. Diese Einstellung ist bei Exchange 5.5 per Default aktiv, bei Exchange 2000 NICHT.

Suchen Sie daher am besten mal nach *.LOG-Dateien mit 5 MByte Größe. Sie werden sicher welche finden. Meist liegen Sie im Verzeichnis MDBDATA. Sie sollten maximal so alt sein, wie ihr letztes Backup. So könnte das aussehen:

ACHTUNG: Verschiedene Anwendungen nutzen Dateien mit der Endung *.LOG". Die Protokolldateien liegen in dem Pfad, der bei der Speichergruppe angegeben ist. Nur diese Dateien sind interessant.  Auch der SRS-Server, Lizenzserver, das Active Directory, WINS nutzen Protokolldateien und die Zugriffe auf einen IIS werden in der Regel auch in LOG-Dateien protokolliert. Diese sind nicht relevant.

Temporäre Lösung: Exchange Transaktionsprotokolle  abschalten

Wenn Sie kein Exchange Backup haben und auch nicht einsetzen wollen, dann sollten Sie Exchange nicht nutzen. Aber bis zur Installation eines Backup können Sie Exchange anweisen, nur die letzten 25 Megabyte an Änderungen zu protokollieren.

Wenn sie ehr gut wissen, wie Exchange funktioniert, können sie die nicht mehr notwenigen Protokolldateien löschen (besser erst verschieben). Dazu sollten Sie aber wissen, welche Dateien Exchange nicht mehr benötigt. Dies können sie mit dem Programm Exchange ESEUTIL auslesen.

Platz bei Windows suchen

Bei Windows gibt es mehrere Stellen, um eventuell überflüssige Dateien zu löschen oder zu komprimieren oder zu verschieben. Einige Verzeichnisse wachsen im laufenden Betrieb, und können vorsichtig geleert oder verlagert werden.

Um den Betrieb wieder schnell erreichen zu können hier einige Möglichkeiten:

  • C:\HIBERNAT.SYS
    Diese Datei ist für den Ruhezustand. Auf dem Server gibt es so was normal nicht, aber vielleicht ist es eine Altlast. Diese Datei kann gelöscht werden. Ist die Datei nicht löschbar, dann ist ihr System tatsächlich mit Ruhemodus konfiguriert. Bitte in den Energieoptionen abschalten.
  • C:\PAGEFILE.SYS
    Notfalls können Sie das Swapfile des Servers kleiner machen oder auf andere Partitionen verschieben. Damit gewinnen Sie auch wieder Festplattenplatz.
  • C:\WINNT\SYSTEM32\LOGS
    Hier hinterlässt der Internet Information Server die Zugriffsprotokolle. Diese können zumindest komprimiert werden. Wenn Sie diese eh nicht auswerten, dann können Sie im virtuellen HTTP-Server die Protokollierung auch ganz deaktivieren.
  • Komprimierung und Verlagerung
    Zwar müssen Sie schon viel Dateien komprimieren, um ausreichend Platz zu gewinnen, aber oft reichen 100-200 Megabyte um bis zum Abend die notwendige Luft zu schaffen. Prüfen Sie, welche Daten sie auf andere Server temporär auslagern können, z.B.: alte Dokumente, Installationsquellen etc. Prüfen Sie auch, ob Sie durch Kompression von Daten (Bitte nicht die Exchange Datenbank !!) Platz gewinnen können. So können Sie Protokolldateien vom IIS-Server aber auch ältere die Exchange Transaktionsprotokolle in der Regel gefahrlos komprimieren. Eine Eingeschränkte Performance ist immer noch besser als ein Server ohne Funktion.
  • Unerwünschte Dateien auffinden
    Schauen Sie mal nach den typischen Endungen (MP3, AVI, MPG, WAV, ISO), welche schnell große Datenmengen vermuten lassen, die nicht wirklich wichtig sind. Eventuell hilft auch eine Suche im Windows Explorer nach großen Dateien. Aber bitte nicht die PRIV1.EDB und PRIV1.STM und PUB1.EDB und PUB1.STM löschen. Auch die Windows 2000 Quotaverwaltung hilft bei der Aufspürung von vielen Dateien eines Anwenders. Quotas zählen ist nicht zu verwechseln mit Grenzwerte durchsetzen.
  • Temporäre Dateien entfernen
    Prüfen Sie, wie viel Platz "Temporary Internet Files" belegt und wie groß nicht zwingend notwendige Profile auf dem Server sind. Vielleicht können Sie auch ein ServicePack uninstallverzeichnis mittlerweile löschen.
  • Tools zur Analyse
    Suchen Sie nach Programmen w    ie Treesize (www.jam-software.com) oder Sequoia (www.win.tue.nl/sequoiaview), mit denen Sie einen besseren Überblick über die genutzten Bereiche haben. Interessant sind auch Tools, die aktiv Verzeichnisse überwachen und bei ungeplantem Wachstum Alarm schlagen.

Soweit die ersten Hinweise zur Wiederinbetriebnahme nach einer vollen Festplatte. Sie sollten aber zukünftig schon zusehen, dass:

  • Ihr Server besser überwacht wird
  • Datenbereiche von System, und Benutzerdaten und Datenbankdaten getrennt werden und Quotas für Anwender eingeführt werden
  • Server ausreichend dimensioniert werden
  • Daten auch "korrekt" gesichert werden

Ansonsten hoffe ich, dass ihnen der Warnschuss eine Lehre sein wird. Zum Glück haben die Exchange Entwickler für den Fall vorgesorgt, in dem sich Exchange rechtzeitig sauber beendet.

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