SMS und Exchange

Die Funktelefone (Handy) haben nun mal ihren Siegeszug angetreten und Tausende, was sag ich, Millionen senden kleine Textbotschaften bis zu 160 Zeichen von Telefon zu Telefon. Aber diese SMS-Nachrichten können auch mit einem Mailsystem effektiv genutzt werden. z.B. für:

  • Information über neue Mails im Posteingang
  • Kurznachricht von einem Kollegen
  • Systemfehler können alarmieren
  • Und vieles mehr

Also wie bekommen wir nun Exchange und SMS gekoppelt ?

Exchange kann von Hause aus kein SMS

Auch Exchange 2007 mit der "Unified Communication" Rolle kann selbst keinen SMS-Versenden. Es funktionieren alle Verfahren die heute schon einen SMS über SMTP (z.B.: an rufnummer@sms.t-mobile.de) versenden
Exchange 2007 kann auch einen eigenen Adressraum (z.B.: sms.firma.intern) per SendConnector an ihr eigenes SMS-Gateway eines Drittherstellers routen.

Exchange 2010 kann mit Windows Mobile 6.5 auch eine SMS über das Telefon senden und empfangen. Diese Funktion ist aber in Windows Phone 7 schon nicht mehr enthalten.
Siehe auch Ex2010 SMS.

Aber auch hier gibt es viele Möglichkeiten und es gibt leider keine "das ist die Beste". Je nach Anwendungsfall und Kosten gibt es eine passende Lösung. Also beschreibe ich die verschiedenen Möglichkeiten, wobei ich mich hier auf die Richtung von Exchange zu SMS beschränke. 

  • SMS per Connector an SMS-Zentrale oder Handy
  • SMS an die Internetadresse des Handys senden
  • SMS per Dienstleister
  • SMS per Freemailer und Regel
  • SMS per Webbrowser

Der umgekehrte Fall, dass jemand per SMS eine Mail auf dem Handy eintippt, damit diese dann in einer Mailbox von Exchange landet, wird kaum jemand extra installieren wollen. Die Leistung eine SMS an jede beliebige Internetadresse zu senden bieten heute die meisten Funknetzbetreiber sowieso. Das ist am Ende dieses Kapitels beschrieben.

Ein häufig dabei übersehenes Problem ist der unterschiedliche Zeichensatz

Sie sollten daher sicherstellen, dass die Mail auch nur gültige Zeichen enthält.

Exchange und SMS-Gateway

Sie installieren Sich selbst einen Übergang von Exchange zu SMS. Dazu benötigen Sie eine Drittsoftware eines anderen Herstellers. Diese Software installiert sich in Exchange als Connector oder als POP3/SMTP Anbindung und nimmt die Mails entgegen und sendet diese an das Funknetz. Beim Connector ist zu beachten

  • Anschaffungskosten für Software und Hardware
  • Telekommunikationskosten für Versand (Basispreis und laufende Kosten)
  • Möglichkeiten des Empfangs von Nachrichten
  • Bestätigung der Ablieferung möglich aber keine Rückmeldung über Versand
  • eigene Administration und Pflege
  • Nutzung von Adressvorlagen

Der Versand an das Funknetz erfolgt dabei immer über eine Hardware, z.B. Modem, ISDN-Karte, Internet oder Funktelefon am Server. Das sind die verschiedenen Alternativen mit ihren Vor- und Nachteilen

Versand per SMS Zentrale (SMSC)

Anwahl zum SMSC über Einwahlknoten über Festnetz per ISDN oder Modem

  • Kein Vertrag mit Provider nötig, da der Provider sich diesen Dienst durch Anwahl an eine entsprechende Nummer und halten der Verbindung bezahlen lässt.
  • geringer Durchsatz
  • Hohe, von der Anzahl der versandten SMS Nachrichten unabhängige Stückkosten (pro SM ca. 2 bis 4 Einheiten = 24 - 48 Pf)
  • z.T. schlechte Erreichbarkeit der Einwahl Zugänge wg. Überlastung (D1 und D2: problemlos, E+: meist, Viag: schwer  Stand Dez 2000)

Hiermit kommen Sie schnell und sicher an D1 oder D2 zum Erfolg und für den gelegentlichen Versand einer SMS ausreichend

Versand per Handy am Server

Durch Anschluss eines GSM Datenadapter oder Mobiltelefonen mit V.24 Schnittstelle an einen PC werden Meldungen wie beim Absetzen über Handy direkt per Funk an das SMSC des Providers geliefert und von dort verteilt.

  • Geringere Stückkosten (pro SMS z.B. nur 3 Pf) als "Festnetz Anwahl"
  • Wesentlich höherer Durchsatz als "Festnetz Anwahl"
  • Sehr hohe Erreichbarkeit (Funknetzversorgung notwendig, Achtung im RZ)
  • Anschaffung eines geeigneten GSM Telefons oder GSM Datenadapters mit SIM-Karte und Vertrag
  • SMS Empfang möglich

Diese Option rechnet sich für kleine und mittlere Mengen schnell. Die Zuverlässigkeit ist für Administrator und Benutzer erfreulich. Aber die Anschaffungskosten sind etwas aufwändiger.

Die Funktion ist hingegen ganz einfach. Testen Sie es selbst. Wenn Ihr Mobiltelefon an ihrem PC angeschlossen ist, als "COM-Port" funktioniert und den GSM 7.05 Standard unterstützt (Das Nokia 6210 konnte das schon), können Sie mit HYPERTERM einfach eine Verbindung zu ihrem Telefon mit 9600Baud aufbauen und folgendes eingeben.

ATZ
OK
AT+CMGF=1
OK
AT+CMGS="PHONENUMBER"
OK
SMS Testnachricht
CTRL-z
OK

So können Sie auch per Skript und mit eigenen Programme einfach eine SMS versenden. "Leider" natürlich nur für 19 Cent pro SMS.

Weitere Infos.

Groß Kunden Zugang / Profi SMS

Über X.25 Festverbindung oder X.31 (ISDN D-Kanal) erfolgt die Kommunikation über das X.25 Paket Vermittlungsnetz Datex-P zwischen Provider und Gateway in beide Richtungen. Bei X.31 ist fast jede ISDN-Karte geeignet.

  • SMS Empfang möglich, sogar mit verschiedenen "Ziel Rufnummern"
  • Eingehendes Zustellen von Nachrichten an Exchange Anwender ist möglich
  • Sehr geringe Stückkosten (Abhängig von Vertrag mit Provider / Mengenkontingent)
  • Sehr hoher Durchsatz
  • Sehr hohe Erreichbarkeit
  • Vertrag mit Provider mit monatlichen Grund Kosten notwendig
  • Beantragung bei Provider notwendig (nicht im Laden zu kaufen)

Ehe Sie diese Option auswählen, sollten Sie sich genau informieren. Die Vertragsbindungen und Bedingungen der einzelnen Provider sind genau zu prüfen.

Nicht alle Hersteller haben ein eigenständiges SMS-Gateway sondern bietet eine "Unified Messaging" Software an. Ein teurer Weg, wenn sie nur eine Lösung für SMS suchen. Hier sind einige Links ohne Wertung. 

Wenn Sie ein SMS-Gateway an Exchange angebunden haben, dann ist in der Regel auch der Rückkanal möglich, d.h. Sie können über das Handy auch an die Exchangebenutzer eine Nachricht senden. Meist senden Sie dazu eine SMS in einem geeigneten Format einfach an die Rufnummer des SMS-Gateway. Das funktioniert natürlich nur, wenn das SMS-Gateway auch angerufen werden kann, d.h. in der Regel ein Funktelefon angeschlossen ist. Nutzt das SMS-Gateway einen Wählzugang, dann ist dieser Weg verbaut.

Am Ende dieses Artikels finden Sie eine Beschreibung, wie Sie per Handy direkt an jede beliebige Internetadresse eine Nachricht senden können.

Versand über Funknetzprovider

Die meisten Funknetzprovider bieten heute Übergänge vom Internet zu SMS an. D.h. sie können einfach eine Mail an "telefonnummer@funknetzbetreiber.de" oder ähnlich senden. Diese Nachricht  wird dann per SMTP über das Internet an den Rechner des Funknetzproviders gesendet und dort per SMS an den Telefonteilnehmer. 

Wenn Sie heute sowieso schon eine Anbindung von Exchange an das Internet haben, benötigen Sie überhaupt nichts zusätzlich. Keine Hardware, keine Software, keine Installation. Einfach Internet Mail. Zur Kür gehört in diesem Fall natürlich das Bereitstellen eines eigenen Formulars, um den Anwender die Adressierung einfacher zu machen. Auch können Sie in diesem Fall nicht die Möglichkeiten zusätzlicher Adressvorlagen in Exchange nutzen.

  • keine Anschaffungskosten für Software, Hardware oder Installation.
  • keine gesonderte Administration und Pflege.
  • Kosten wie bei Internet Mail Verkehr.
  • Empfang von SMS über Internet denkbar.
  • Geht nur, wenn Empfänger den Empfang frei geschaltet hat.
  • Kosten zahlt Empfänger (relativ hoch).
  • Bestätigung je nach Provider unterschiedlich.

Problem hierbei ist eher, wenn SMS-Nachrichten an viele Provider zu senden sind. Der Anwender muss sich die Adresse des Empfängers merken. Je nach Provider unterscheiden sich die Adressen im Aufbau. Auch beim Versand ins Ausland gelten andere Regeln. Das der Empfänger die Kosten übernimmt und sich eigentlich kaum vor Mails schützen kann, wird dieser Weg nur sehr selten eingeschlagen. Er funktioniert, wenn die Rufnummer des Teilnehmers nicht öffentlich ist und der Missbrauch gering bleibt.

Hier die Adressen der Provider in Deutschland zur Aktivierung der SMS per Mail

Versand über "Dienstleister"

Nachdem Option 1 nun anhand der hohen Einstiegskosten für viele Anwendungen  nicht zum Einsatz kommt, aber Option 2 aufgrund der laufenden Kosten beim Empfänger nicht interessant ist, gibt es nun eine weitere Möglichkeit:

Es gibt im Internet mittlerweile Provider, die einen Übergang von Internetmail nach SMS als Dienstleistung anbieten. Die Sache funktioniert so, dass wir bei der zweiten Option eine Mail an "Rufnummer@dienstleister.de" gesendet wird. Der Provider übermittelt die Nachricht dann in das entsprechende Funknetz.

Der Provider wiederum rechnet das Volumen ab und stellt es in Rechnung. Anhand der Absenderadresse kann er feststellen, von welcher Firma die Mail gekommen ist und die Kosten zuordnen. Natürlich besteht auch hier die Gefahr eines Missbrauch, da Absenderadressen gefälscht werden können. Aber wenn Sie als Absender eine feste IP-Adresse haben (bei Standleitungen üblich), dann kann auch dies als Authentifizierung genutzt werden. Alternativ wäre die Möglichkeit eines Kennworts, welches mit übertragen werden muss.

Das Geschäft scheint sehr unstet zu sein, da Links oft sehr schnell unbrauchbar werden. Im Zweifel müssen Sie einfach etwas weiter suchen oder in Google nach SMS und MAIL suchen und die eingeblendeten Anzeigen studieren.

Fragen sie mal ihren Internetzugangsprovider, ob solch eine Dienstleistung nicht auch von ihm direkt angeboten wird. Es gibt mittlerweile auch Dienstleister, die genau diese Möglichkeit durch Werbung finanziert anbieten. Die senden daher die Mail dann an Rufnummer@werbesmsdienstleister.de und dieser sendet diese per SMS mit Werbung weg. Oftmals haben diese Firmen aber Limits gesetzt, dass der Dienst nicht missbraucht wird. z.B. dass nur eine bestimmte Anzahl von Nachrichten pro Zeiteinheit von einem Absender oder an einen Empfänger gehen können. Dies ist vorab zu prüfen, damit ihr System weiterhin als "zuverlässig" gilt. Nichts ist schlimmer, wenn ein später ein Anwender sich beschwert, dass das Mailsystem nicht richtig läuft, in Wirklichkeit aber der fremde Dienstleister SMS-Nachrichten verliert, blockiert oder verspätet sendet. Immer dran denken: "Sie bekommen die Leistung, für die Sie bereit sind zu bezahlen". Auch das Internet ist nicht kostenfrei oder prinzipiell billiger als konventionelle Dienste.

Versand über Freemailer

ähnlich wie die Freischaltung eines SMS-Zugangs über den Funktelefonprovider funktionieren Freemailer. Es gibt viele Anbieter im Internet, welche eine Mailbox im Internet kostenfrei bereitstellen. Diese Mailboxen können sie meist per POP3 oder Webbrowser bearbeiten. Zusätzlich bieten einige die Option, sich über neue Mails per SMS benachrichtigen zu lassen. Einige bieten diese Leistung kostenfrei an, andere nur bei Nutzung eines Profikontos. 

Für unseren Zweck kann diese Technik genutzt werden, um einer Person eine Internetadresse mit SMS-Empfang zu erlauben. Es ist keine Lösung, um von einem Exchangeserver wahlfrei Personen per Funktelefon erreichen zu können. Jeder potentielle Empfänger muss ein entsprechend konfiguriertes Postfach betreiben. Aber dies z.B. vollkommen ausreichend, wenn nur wenige Personen der eigenen Firma per SMS erreichbar sein sollen, z.B. Administratoren oder Vertreter.

Wir richten dazu diesen Leuten ein Postfach bei einem der Freemailer ein und konfigurieren die Regeln so, dass alle eingehenden Nachrichten per SMS gemeldet werden und dann gleich wieder gelöscht werden. Und schon haben wir ein persönliches SMS-Gateway, welches meist billiger ist als jede andere Option und zudem muss niemand unserer Rufnummer wissen, da wir bei einem Handywechsel einfach die Rufnummer in der Regel ändern.

Achten Sie aber auch hier auf die "Beschränkungen" des Übergangs. Jede SMS-Nachricht kostet den Provider bares Geld, also muss er auch hier abwägen und sinnvolle Grenzen ziehen. 

Versand über Webbrowser

Es gibt im Internet natürlich massenhaft Systeme, die SMS kostenfrei senden. Meist haben sie aber den Nachteil, dass die SMS mit Werbung ergänzt wird und die Eingabe der Nachricht nur per Webbrowser möglich ist. Damit haben wir natürlich keinerlei Exchangeverbindung. Keine Info in "gesendete Objekte", keine Infos über Status und andere Dinge. Und jeder Benutzer muss online eine Internetverbindung nutzen können und sich zudem viele Werbebanner auf diesen "kostenfreien" Seiten ansehen. Die Kosten für unnütz übertragene Bilder zählen wohl auch nicht. Eine Lösung aus Sicht von Exchange kann man dies nicht nennen.

Handy an Mailadresse

Der Vollständigkeit halber sei hier auch erklärt, wie man von Handy per SMS eine Mail versenden kann. Bitte lesen Sie dazu aber auch die Anleitungen ihres Telefonprovider, welche aktueller sein können.

Eine Mail an eine Internetadresse ist aus Sicht eines Handyabsenders nur eine SMS-Nachricht. Wurde diese mühsam eingetippt, dann wird Sie einfach an eine "besondere" Rufnummer gesendet. Der Empfänger hinter der Nummer ist kein Telefon, sondern ein Computer, welcher die 160 Zeichen entgegen nimmt und die Mailadresse daraus extrahiert. Damit das funktioniert, muss eine SMS etwa der Form entsprechen:

benutzer@domain.de Nachricht

Als erstes ist die Mailadresse des Empfängers einzugeben. Wenn Sie das "@"-Zeichen nicht finden, können Sie auch einen "*" verwenden. Nach der Mailadresse kommt ein Leerzeichen und dann der Text. Aufgrund der Beschränkung von 160 Zeichen einer SMS, sind kurze Mailadressen sehr hilfreich. Diese Nachricht wird dann je nach Funknetzprovider an die passende Rufnummer gesendet

  • D1: 8000
  • D2: 3400
  • e-plus: 7676245
  • Viag: 6245

 Eventuell ist es notwendig, dass Sie ihren Anschluss erst für diesen Dienst frei schalten müssen.

Microsoft SMS Sender

Mit dem kostenlosen Programm SMS Sender, einem Add-On für Microsoft Windows XP, können Sie SMS-Textnachrichten am Rechner erstellen und über ein angeschlossenes GSM-Handy versenden. Zusätzlich bietet Ihnen SMS Sender die Möglichkeit, Telefonnummern von Ihrem Handy auf den PC zu importieren.

Zusammenfassung

Alle Wege führen nach Rom soll man ein  Feldherr gesagt haben. Bei SMS-Anbindungen gibt es gleich mehrere Wege mit unterschiedlichen  Hindernissen. Ich hoffe Sie finden für sich die passende Lösung. Preise, Zuverlässigkeit etc. habe ich absichtlich außen vor gelassen, da sich diese Parameter permanent ändern und ich nicht jede Woche diese Seite anpassen kann.