Deadline 13. Okt 2020

Auch am 13 Oktober 2020 fallen einige Produkte aus dem Support. Sie sollten darauf vorbereitet sein:

Produkt

Anmerkung

Exchange 2010

Fällt nach 10 Jahren aus dem Extended Support und bekommt dann keine Security Updates mehr

Exchange 2016

Fällt aus dem Standard-Support. Es bleiben aber Security Updates. Interessant für Hybrid Bereitstellungen

Office 2010

Fäll komplett aus dem Support, d.h. kein Security Updates. Keine Unterstützung mehr mit Office 365 Diensten

Office 2013

Seit 2018 im Extended Support bist 11. Apr 2023 aber keine Unterstützung mehr mit Office 365 Diensten

nd sie sollten auf Fragen die richtigen Antworten haben.

Nicht schlimm?

Bei Buchhaltungsprogrammen, Steuererklärungssoftware o.ä. haben wir uns ja dran gewöhnt, dass die Hersteller mit dem nächsten Jahr ein Update verkaufen wollen und einige Programme verhindern sogar aktiv die entsprechenden Auswertefunktionen in anderen Jahren. Eine GuV oder EÜR-Rechnung oder auch die Daten einer USt-Voranmeldung unterliegen bei einer klassischen Buchhaltungssoftware nicht wirklich einem Wechsel. Nur die Anbindung an "Elster" ist vielleicht zu aktualisieren. Nur Virenscanner werden noch häufiger aktualisiert und da ist das auch notwendig.

Früher wurde Software alle drei Jahre mit einer Major-Version versehen und die Hand aufgehalten. Die Entwicklung muss ja bezahlt und die Aktionäre glücklich gemacht werden. Mit der Cloud und "Subscription" verkürzen sich auch diese Intervalle auf Jahre oder Monate und jeder Cloud-Anbieter entwickelt seine Lösung immer weiter. Dazu zählt aber sowohl das Backend als auch eine Client-Komponente, wenn der Client nicht eh ein Browser ist.

Solange beide Komponenten Hand in Hand laufen, sind Probleme weniger wahrscheinlich oder schnell gelöst. Microsoft erlaubt aber immer noch, dass Sie Dienste in Office 365 nutzen, während sie auf dem Client noch "klassische gekaufte"-Produkte nutzen.

Das kann auf Dauer nicht gut gehen, da z.B. im Jun 2020 sogar ein Outlook 2010 auf Windows 7 noch mit Exchange Online unterstützt wurde. Das sind 10 Jahre seit Release mit diversen Servicepacks in der Zwischenzeit. Das 2010 SP2 wurde aber schon Mitte 2013 veröffentlicht und seit dem gab es nur noch Security Updates kleine Updates, um die Kompatibilität mit Exchange Online und Exchange 2013/2016 zu erhalten.

Im Oktober 2020 ist aber mit dieser Lebenserhaltung für die 2010er Serie tatsächlich Schluss, auch wenn wir Windows 7 und Office 2010 nach dem Debakel um Windows Vista und Office 2007 richtig lieb gewonnen haben.

Für Firmen stellt sich spätestens nun die Frage, wie lange sie noch mit diesem alten System weiter arbeiten können und wollen, denn Updates und Patches erwarte ich nicht mehr und damit ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein Schadcode eine Lücke ausnutzt und ihr Unternehmen Schaden nimmt.

Inwieweit daraus sogar eine Haftung für den Geschäftsführer entsteht, sollten Sie ihre Juristen und Betriebshaftpflichtversicherungen fragen

Office und Windows

Wer etwas sucht, findet sehr schnell eine Übersicht zum Lifecycle von Produkten und die Aussage ist hier klar und unmissverständlich:


Quelle: https://go.microsoft.com/fwlink/p/?linkid=2111390

  • Alle ROT umrandeten Felder sind schon lange aus dem Support gefallen.
  • Die Lila gekennzeichneten Felder zeigen an, dass Office 2010 zum Oktober 2020 entfallen.

Überraschend kommen diese Aussagen natürlich nicht.

Sonderfall Office 365

Weniger bekannt ist aber die Tatsache, dass für Office 365 andere Zeiten gelten. Hier ist im Oktober 2020 nicht nur Schluss mit Outlook 2020 sondern auch die Office 2013-Versionen sind mit Exchange Online, SharePoint u.a. nicht mehr unterstützt.


Quelle: https://go.microsoft.com/fwlink/p/?linkid=2111390

Das bedeutet nicht, dass die Produkte nicht mehr funktionieren müssen. Ich habe bislang noch nicht gehört, dass Microsoft aktiv auf seinen Servern den Zugriff unterbindet. Aber bei der Entwicklung wird nicht weiter darauf Rücksicht genommen und früher oder später könnten Funktionen nicht mehr möglich sein. Microsoft schreibt dazu:

MC198427 (Dec '19) Office 2016 for Mac and Office 2010 will reach their end of support on October 13, 2020. After this date, Microsoft will no longer provide technical support, bug fixes, or security updates for Office 2016 for Mac and Office 2010. You will still be able to use these versions of Office, but over time, organizations may face an increase in security risks and compliance issues.
Quelle: https://docs.microsoft.com/en-us/lifecycle/announcements/office-2016-mac-office-2010-end-of-support

Das ist ein Risiko, was ich als beruflicher Nutzer von Office 365 nicht eingehend würde. Mit einer Office 365 E3-Lizenz habe ich ja automatisch auch die Berechtigung die jeweils neueste Version von Office einzusetzen. Microsoft nennt die dann "Microsoft 365 Apps for Enterprises". Nur wer noch kleinere Pakete wie Office 365 E1 oder Essentials o.ä. einsetzt, muss dann umdenken.

Exchange 2016 Server - Extended Support

Etwas differenzierter ist zum 13. Oktober der Status von Exchange 2016, Ja Exchange 2016! nicht 2013/2010, zu sehen. Auch diese relativ "neue" Version ändert dann ihren Status:

Auf den ersten Blick bedeutet dies, dass es keine "Feature Updates" mehr geben wird, sondern "nur" noch Security Updates. Ob das ein Problem für sie ist, müssen Sie selbst entscheiden. Es gibt Firmen in unserem Kundenkreis, die Sicherheitsrichtlinien zum Betrieb von Software haben und da ist z.B. festgeschrieben, dass die Software aktiv vom Hersteller unterstützt werden muss. Das betrifft nicht nur das Stopfen von Sicherheitslöchern sondern auch die Unterstützung aktueller Clients. Dies gilt insbesondere bei größeren Firmen, die nicht nur einen Exchange Server mit einer überschaubaren Anzahl von Clients haben, sondern bei denen Messaging eine Infrastrukturplattform ist, mit der ganz viele unterschiedliche Clients und andere Server arbeiten.

Mit Exchange 2016 gibt es aber eine kleine Besonderheit. Wer heute Office 365 mit ADSync einsetzt, braucht nach aktueller Support-Aussage einen lokalen Exchange Server, um die Empfänger korrekt zu verwalten. Wer einen voll lizenzierten Exchange 2016 oder Exchange 2019-Server betreibt, ist fein raus. Für all die anderen Kunden ohne vorherige lokale Exchange Umgebung hat Microsoft einen Exchange Hybrid Server kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dieser Server durfte keine Postfächer oder öffentliche Ordner tragen sondern nur für das Provisioning und Mailrouting zwischen Exchange Online und On-Premises-Systemen genutzt werden. Aber er war kostenfrei und wurde über den Hybrid Configuration Wizard auch automatisch mit einer Lizenz versehen.

Dieser Server ist aber im Grund immer noch ein Exchange 2016 Server. Microsoft hat nie den Schritt gemacht und hier einen Exchange 2019 Server lizenziert. Diese Kunden stehen nun natürlich ab dem 14. Oktober 2020 etwas im Regen, da Microsoft für Exchange 2016 keine Funktionsupdates mehr vorsieht. Das ist zumindest die übliche Aussage aus den Support Statments. Für Microsoft bedeutet das nun natürlich:

  • Doch Exchange 2019 als Hybrid Server lizenzieren?
    Microsoft könnte ja ganz einfach den Hybrid Server auf 2019 anheben. Auch wenn der Server kostenfrei ist, bedeutet das für Kunden aber eine Updateinstallation über "Swing Server", da Inplace Updates nicht möglich sind und Exchange 2019 hat deutlich höhere Systemanforderungen. Für einen reinen Hybrid-Server würde ein Bruchteil der CPU, RAM und Disk-Anforderungen reichen.
  • Exchange 2016 mit Updates versehen
    Ein anderer Plan könnte sein, dass zumindest die Hybrid Server weiter mit den erforderlichen Funktionsupdates versehen werden, damit sie mit Exchange Online weiter funktionieren. Das würde aber bei Microsoft natürlich weiteres Personal binden, um den Exchange 2016-Codezweig weiter zu pflegen und zu testen. Vom "Support-Statement" ganz abgesehen wäre schwer vermittelbar, wenn die breite installierte Exchange 2016 Basis davon nicht auch profitieren könnte.
  • Exchange Provisioning ohne lokalen Servern
    Die Erfordernis eines lokalen Exchange Servers zum Provisioning ist durch Microsoft selbst vorgegeben. Microsoft könnte alternative Wege zur Verwaltung von Exchange Empfängern in der Cloud trotz aktiviertem ADSync aufzeigen, z.B. durch eine "Lokale Exchange PowerShell" oder direkt ein Provisioning in der Cloud. Bis zum 14. Okt. 202 dürfte da aber nichts kommen

Aber mittlerweile gibt es auch ein Statement om 10 Aug 2020  dazu:

We want to assure you that we are still committed to delivering a solution that will allow these lingering servers to be removed, but it will not arrive before Exchange Server 2016 enters Extended Support. For this reason, we want to make our recommendation for this scenario clear. Our broad recommendation is to keep Exchange Server 2016 in production use until such point as we release a solution that allows those servers to be removed. As explained earlier, Extended Support still provides security and time zone updates and so keeping them in production and ensuring they are properly patched does not increase your risk profile in any way.
Quelle: https://techcommunity.microsoft.com/t5/exchange-team-blog/exchange-server-2016-and-the-end-of-mainstream-support/ba-p/1574110

Microsoft bestätigt damit, dass sie an einer Lösung ohne lokalen Exchange Server arbeiten, die aber nicht bis zum Stichtag fertig ist und Sie bis dahin Exchange 2016 so weiter pflegen, damit sie keine Angst um ihre Sicherheit und Funktionsfähigkeit haben müssen.

Beim Thema Sicherheit hätte ich eh weniger Angst, da der Extended Support für Exchange 2016 noch bis 14.10.2025 läuft.

Aber wichtig ist schon die Kompatibilität zu Exchange Online. Beachten Sie aber, dass Sie das neueste CU installieren sollten. Microsoft plant im Dezember 2020 das CU19, welches danach dann der einzige Stand ist, für den es weiter Sicherheitsupdates geben wird.

Exchange 2010 -Keine Updates

Der 13. Oktober ist aber auch für Exchange 2010 noch ein Stichtag. Eigentlich sollte der Extended Support für Exchange 2010 schon am 14. Jan 2020 auslaufen. Da haben die Nachzügler aber noch mal Glück gehabt, dass Microsoft das Ende noch einmal verlagert hat. Microsoft hat wohl erkannt, dass sehr viele Kunden mit ihrer Migration noch nicht fertig sind und wollte diese bei Sicherheitslöchern nicht im Regen stehen lassen.

After investigating and analyzing the deployment state of an extensive number of Exchange customers we have decided to move the end of Extended Support for Exchange Server 2010 from January 14th 2020 to October 13th 2020. Our commitment to meeting the evolving needs of our customers is as strong as ever, and we recognize discontinuing support for a product that has been as popular and reliable as Exchange Server 2010 can be an adjustment. We also know that some of you are in the midst of upgrades to a newer version of Exchange Server On-Premises, or more transformative migrations to the cloud with Office 365 and Exchange Online. With this in mind, we are extending end of support to October 13th 2020 to give Exchange Server 2010 customers more time to complete their migrations. This extension also aligns with the end of support for Office 2010 and SharePoint Server 2010.
Quelle Microsoft Extending End of Support for Exchange Server 2010 to October 13th, 2020
https://techcommunity.microsoft.com/t5/exchange-team-blog/microsoft-extending-end-of-support-for-exchange-server-2010-to/ba-p/753591

Die Verschiebung hat zudem den Charme, dass das Ende von Exchange 2010 auch mit dem Supportende von Sharepoint 2010 und Office 2010 zusammengefällt. Aber auch diese Verlängerung ist irgendwann vorbei und es sieht nicht so aus, also ob sie nach dem 13. Oktober 2020 noch Security Updates erhalten werden.

Das sollte ihnen wirklich eine Warnung sein. Der Betrieb von Systemen, die nicht mehr aktualisiert werden, ist nicht nur leichtsinnig sondern auch gefährlich. Welche Haftungsansprüche gegenüber dem Betreiber im Schadensfall gestellt werden können, werde die Juristen zu klären haben.

Exchange 2013

Nur zur Sicherheit möchte ich darauf hinweisen, dass Exchange 2013 seit 10. April 2018 schon im "Extended Support" ist und damit noch nicht Sicherheitsupdates bekommt. Sie können mittels einem Exchange 2016 Hybrid Connector Server natürlich immer noch in die Cloud migrieren.

Der Extended Support endet regulär am 11.04.2023. Das ist natürlich noch etwas hin aber auch dieser Termin kommt für viele Administratoren und Firmen vermutlich schneller als erwartet. Eine Migration zu Exchange 2019 oder Exchange Online sollten Sie hier in den Jahren 2021/2020 einplanen.

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