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OVH Exchange Hosting

Neben dem Eigenbetrieb von Exchange On Premises und dem Exchange Online Angebot von Microsoft gibt es weitere Firmen, die Exchange für Kunden in der ein oder anderen Version hosten. Interessant finde ich dabei die Firma OVH, welche im Frühjahr 2025 gleich mehrere unterschiedliche Angebote für ein Postfach Hosting hat.

Hinweis: Ich habe, abgesehen von einer eigenen Domain keine "Insider"-Informationen oder direkte Kontakte mit den Exchange Administratoren bei OVH. Aber vielleicht ergibt sich dies ja noch.

Wie sich diese Angebote zukünftig entwickeln, müssen wir beobachten. Exchange SE mit SPLA-Lizenzen könnten sich ändern und HostEurope zieht seine IMAP4-Kunden zu Microsoft um, was DomainFactory und Godaddy schon lange gemacht haben.

Produktübersicht

OVH bietet drei verschiedene Mailprodukte an.

Produktname Ausprägungen Beschreibung

Zimbra

https://www.ovhcloud.com/de/emails/zimbra-emails/

Starter
Pro
Business

Das ist ein klassisches POP3/IMAP4-Postfach, Linux-Basierend und sogar mit ActiveSync aber natürlich kein Exchange. Interesssant finde ich, dass es sowohl einen Zimbra-Webzugang als auch einen Roundcube-Zugang gibt. Darauf gehe ich nicht weiter ein.

Microsoft 365 Lizenzen

https://www.ovhcloud.com/de/collaborative-tools/microsoft-365/

Microsoft 365 Business
Microsoft 365 Enterprise

Das zweite Angebot ist einfach CSP-Lizenzen. Sie können über OVH als Vertriebsweg natürlich auch ihre Microsoft 365 Business oder Enterprise-Lizenzen kaufen. OVH stellt wohl sogar eine eigene Verwaltung bereit. Das dürfte dem Angebot von GoDaddy 365 ähneln. Das Postfach liegt dann bei Microsoft und über OVH können Sie ihre DNS-Domain aber auch Webhosting etc. verwalten.

Exchange Angebote

https://www.ovhcloud.com/de/emails/

E-Mail Pro
Hosted Exchange
Private Exchange
Trusted Exchange

Hier wird es dann wieder für die Leser interessant, die eigentlich ein Exchange Postfach kaufen wollen aber den Exchange Server weder selbst (on Premises) betreiben noch das Angebot von Microsoft nutzen wollen.

OVH stellt für das Exchange Angebot auf https://www.ovhcloud.com/de/emails/ eine erste Vergleichstabelle bereit:

 


Quelle: https://www.ovhcloud.com/de/emails/  (Stand 1. Mai 2025)

Hinweis: Keines der vier Angebote enthält eine "Outlook Lizenz" aber Antispam und Antivirus ist inkludiert. Das dürfte aber das gleichen Schutzsystem, welches OVH auch für all ihre anderen Mail-Dienste (Zimbra) nutzt.

Sie können aber eine Outlook Lizenz manuell über OVH "kaufen

Zu jeden Angebot gibt es natürlich noch eine eigene Seite bei OVH

Ausprägung Beschreibung
E-Mail Pro
https://www.ovhcloud.com/de/emails/email-pro/
Das günstiges Angebot mit Exchange im Hintergrund stellt immerhin 15 GB bereit. Das ist schon einmal mehr, als z.B. GoDaddy 365, Domain Factory oder Host Europe mit ihren Exchange Postfächern auf Basis von Exchange Online bereitstellen. Allerdings hostet OVH das Postfach selbst und nicht bei Exchange Online
Hosted Exchange
https://www.ovhcloud.com/de/emails/hosted-exchange

Das größere Angebot enthält eine Exchange Standard CAL und damit kann OVH auch den Zugriff per MAPI/HTTP und ActiveSync bereitstellen. Ab diesem Paket gibt es aber auch die Funktion "AD Sync" Damit ist aber nicht Entra ID Connect zu Microsoft 365 gemeint, sondern ein eigener Sync, um Benutzer aus einem lokalen AD in das OVH-Directory zu replizieren. Allerdings habe ich keine weitere Informationen dazu in der OVH-Hilfe gefunden.

Private Exchange 
https://www.ovhcloud.com/de/emails/private-exchange/
Laut Tabelle wird die Postfachgröße auf 50 GB fixiert und die Infrastruktur wäre "Privat". Mehr ist aber nicht zu erfahren. Ich könnte mir vorstellen, dass OVH für den Kunden entweder eigene Datenbanken oder sogar eigene Exchange Server aufzieht, die dann auch z.B. in einer eigenen ADSite stehen und damit ein eigenes Zertifikat bekommen können. Wenn es ein eigener Server ist, können Kunden auch die OWA-Funktion anpassen, z.B. Logo und Farben an das Corporate CI anpassen.
Technisch könnte man das für OWA natürlich auch über einen ReverseProxy/WebApplication Firewall bereitstellen, die URLs zu CSS/GIF-Dateien umschreiben kann.
Trusted Exchange"
https://www.ovhcloud.com/de/emails/trusted-exchange/

Dieses Angebot wird erst ab 2000 Postfächern nutzbar. Ich vermute, dass OVH dann für diesen Kundenkreis einfach einen separaten Active Directory Forest mit Exchange mit einer DAG für diesen Kunden aufbaut. Bei diesem Modell sollte es auch kein Problem sein, den Wechsel auf Exchange SE im Herbst 2025 umzusetzen.

Bei allen Angeboten müssen Sie als Kunde sich nicht um den Betrieb von Exchange und etwaige Updates kümmern. Das übernimmt OVH für sie.

Bitte fragen Sie mich nicht nach Details der Lizenzierung. OVH als großer Kunde wird sicher andere Gesprächsebenen zu Microsoft haben, um die Exchange Lizenzen für das Hosting zu kaufen und an die Kunden weiter zu vermieten und diese auch quasi monatlich anzupassen

Analysen

Natürlich habe ich mich für die Hintergründe interessiert. Exchange ist ja durchaus "gesprächig" und über die Hilfe-Seiten finden wir sehr einfach heraus, wie z.B. Clients konfiguriert werden müssen. Damit haben wir natürlich den Zugangspunkt für eigene Recherchen, auch wenn wir z.B. noch keine Domain kennen und damit auch keine Autodiscover-Abfragen machen können.

Bei den beiden Angeboten "Private Exchange" und "Trusted Exchange" kann jeder Kunde seinen eigenen DNS-Namen für die Exchange Zugangspunkte verwenden. Da ich keinen Kunden mit diesem Angebot kenne, kann  ich hier nicht weiter schauen. Für die beiden anderen Angebote können wir aber einfach mal mit EWS experimentieren und aus dem Antwortheader, auch wenn es ein 401-Fehler ist, Rückschlüsse ziehen.

E Mail Pro

Ich habe einfach mal mit "1" angefangen und direkt einen Treffer gelandet.

Invoke-WebRequest https://pro1.mail.ovh.net/ews/exchange.asmx -ErrorVariable e
$e.innerexception.response.headers

Der Header verrät, dass da ein Frontend-Server einfach mal "CAS6" heißt und am 1.5.2025 mit der Build-Version 15.1.2507.44 gelaufen ist. Das ist laut Liste damals ein Exchange 2016 Nov 20214 Update gewesen.

Das April-Updates war also noch nicht installiert und OVH hatte damals auch noch nicht den Wechsel auf Exchange 2019 angegangen. Das wird interessant, wie sich dies im Sommer weiter entwickelt, wenn Exchange 2016/2019 aus dem Support laufen.

Hosted Exchange 

Unter ex1.mail.ovh.net und anderen Nummern habe ich erst einmal nichts gefunden aber Google liefert mit dann "https://ex4.mail.ovh.net" als Hostname und auch hier hat ein Exchange Server reagiert:

Auch hier ist es die gleiche Exchange 2016 Version und der Name "CAS8" ist auch nicht so weiter von CAS6 entfernt. Ich vermute einfach mal, dass die Infrastruktur von "E-Mail Pro"  und "Hosted Exchange" die gleiche Topologie nutzt. Allerdings lösen beide Namen auf unterschiedliche IP-Adressen auf. Wenn ich aber auf https://ex4.mail.ovh.net/ zugreife, dann werde ich auf "https://cluster4.adfs.ovh.net/" umgeleitet.

 

Der Server cluster4.adfs.ovh.net steht zumindest netztechnisch sehr nahe am ex4.mail.ovh.net. Die "Hosted Exchange"-Anmeldung scheint hier über einen Federation Service zu gehen, während pro?.mail.ovh.net einfach eine Anmeldung in Exchange anfordert.

Ich weiß natürlich nicht, welcher "Kunde" und welche Domain den Server ex4.mail.ovh.net nutzt und ob dieser Kunde vielleicht über ADFS sogar eine Anmeldung über ein lokales Active Directory durchführt. Sie sollten diese Aussage also nicht überbewerten.

Offene Fragen

Hier endet erst einmal die Analyse, die ich von extern allein mit anonymen Zugriffen ausführen konnte. Vielleicht kaufe ich mir einfach mal ein entsprechendes Postfach für einige Monate, um etwas weiter hinter die Kulissen zu schauen. Aber wenn der Anbieter sein System im Griff hat, dann kann man allein per OWA und Outlook nicht allzu viel sehen. Bis Exchange 2016 war ein "Hosting"-Betrieb durch andere Anbieter auch noch offiziell unterstützt. Exchange 106 hat dies zumindest dahingehend unterstützt, dass wir mit Adressbuchansichten und anderen Einstellungen die verschiedenen Kunden halbwegs von einander trennen konnten. Nur beim Transport konnte Exchange mit Bordmittel keine Separierung erreichen. Hier musste ein Hoster notfalls einen eigenen Transport Agenten schreiben, um Mals zwischen den Kunden in der gleichen Organisation einmal über das Internet zu routen und nicht als "intern" zuzustellen. Einen eigenen Bereich zum Thema Hosting finden Sie auf Hosting

  • Exchange SE
    Damit wird es natürlich interessant, wie OVH sich im Sommer 2025 neu aufstellt. Natürlich kann man Exchange 2016 auf Exchange SE über eine "Swing-Migration" aktualisieren aber schon mit Exchange 2019 hat Microsoft den Support für "Hosting" eingestellt. Ich weiß auch nicht, wie Microsoft dies lizenzrechtlich sieht, wenn eine Firma Exchange kauft um die Dienstleistung dann weiter zu verkaufen. Leider bin ich in den Gesprächen nicht dabei.
  • ADSync oder Provisioning
    Je mehr Benutzer ich in Exchange Hosting bei einem Anbieter betreibe, desto drängender ist die "Provisioning"-Frage, d.h. wie lege ich die Benutzer beim Provider möglichst automatisch an und wie erfolgt die Authentifizierung. Es gibt laut Tabelle einen "AD Sync"-Service, der angeblich die lokalen Benutzer aus einem Active Directory samt Kennwort in die Exchange-Umgebung bei OVH synchronisiert. Details dazu habe ich aber auch nicht gefunden.
    OVH stellt eine REST-API zum automatischen Management der Cloud-Ressourcen zur Verfügung. Auf https://eu.api.ovh.com/ finden Sie umfangreiche Beschreibungen. Allerdings gibt es keine API für Postfächer.

Ganz allgemein bin ich natürlich schon neugierig, wie OVH hier die Grenzen von Exchange 2016 für das Hosting ausgedehnt hat. Aber anscheinend ist das "Geheimwissen" und man möchte ja nicht andere Firmen ermutigen, als Wettbewerber aufzutreten.

Nur das "Trusted Exchange"-Modell dürfte nahe am Standard sein. Ich könnte mir schon vorstellen, dass man als Kunde dann sogar ein VPN zu den "eigenen" Exchange Servern aufbauen könnte und vielleicht einen Betrieb als Ressource Forest nutzen kann.

Ich werde die weitere Entwicklung, insbesondere zum Supportende von Exchange 2016 genau beobachten und die Seite ggfls. aktualisieren.

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