Routingvergleich Exchange 2000/2003 vs Exchange 2007/2010

Wenn alle Leitungen "online" und verfügbar sind, dann werden alle Nachrichten brav übermittelt. Aber was passiert mit den Nachrichten, wenn eine Verbindung mal nicht mehr "online" ist ?. Wenn Microsoft mit Exchange 2007 das Prinzip des Nachrichtenroutings verändert, dann muss es seine Gründe gehabt haben. Ich versuche hier anhand einiger Beispiele die Vorteile aber auch Nachteile des ein oder anderen Routingverfahrens zu erklären. Ich gehe aber nicht mehr auf das Exchange 5.5 Routing ein, welches auf einer GWART basiert

Zum Verständnis sollten Sie können:

Diese Seite ist nur relevant, wenn Sie mehr als einen Exchange Server und mehrere Active Directory Standorte betreiben.

Diese Information bezieht sich auf Quellen der BETA und sind daher nicht als Zusicherung einer Eigenschaft zu verstehen. Zudem kann es gut sein, dass ich auch das ein oder andere missverstanden habe. Korrekturen und Diskussionen bitte einfach zu mir senden. -> Kontakt

Connector "springt"

In diesem Beispiel die die Verbindung zum Standort B etwas "wackelig" und während einmal die Verbindung B-C nicht verfügbar ist, ist danach die Verbindung A-B unpässlich. Der Zeitpunkt, dass beide Verbindungen gleichzeitig "online" sind, ist also gering.

Das Verhalten von Exchange 2003 ist dieses, dass das Links State Routing in diesem Beispiel keinen gültigen Leitweg von A nach C erkennen kann und die Mail an der Quelle liegen bleibt, bis ein Weg verfügbar wird.

Exchange 2007 agiert anders. Die direkte Zustellung nach C funktioniert natürlich auch nicht, aber Exchange 2007 nutzt dann den nächsten Server vor dem Ziel. Server B ist aber erreichbar und puffert die Mail. Wenn dann die Verfügbarkeit umgedreht ist, dann stellt B die Mail zu C zu

Exchange 2007 ist in dieser Situation im Vorteil. Es ist gar nicht mal so untypisch, dass Verbindungen "springen". Während Exchange 2003 die Mails dann nicht mehr weiter bewegt, versucht Exchange 2007 mit jedem Schritt näher an das Ziel zu kommen. Das sieht erst mal gut aus, aber ist nicht "ohne", da es ja auch redundante Wege geben kann und es letztlich auch zu Mehrfachübertragungen kommen kann. Das Ziel ist aber klar überhaupt die Erreichbarkeit bei Problemen zu verbessern, was damit gegeben ist.

Redundante Wege mit Fehlern

Schauen wir uns im nächsten Bild eine komplexere Situation an, bei der es zwei Wege von A nach C gibt und am Anfang das Ziel "C" z.B. aufgrund eines Stromausfalls oder VPN-Fehlers komplett vom Netzwerk getrennt ist. Da helfen auch die redundanten Wege nichts, da es keinen aktiven Leitweg gibt. Exchange 2003 lässt die Mail daher bei A liegen.

Nehmen wir nun an, dass der Administrator den Fehler behoben hat, dann wird die Mail zugestellt. Dabei ist es irrelevant, dass ein anderer Standort ausgefallen ist, da Exchange 2003 alleine den "richtigen" Weg findet.

Nun stellt sich die Frage, was Exchange 2007 in diesem Fall machen würde. Nehmen wir an, dass der obere Transferstandort billiger sei, dann sendet Exchange 2007 seine Mail auf dem Weg zu "C" natürlich an den "nahe stehenden" Server.

ändert sich nun die Netzwerksituation wie vorher, dann liegt die Mail weiter im Transferstandort. Es ist zwar gut zu wissen, dass Sie schon ein Stück näher dran ist, und der Ausfall der Leitung von A zum Transferstandorte keine Auswirkungen hat, aber in diesem Fall hat Exchange 2007 das nachsehen.

Schlimmer ist allerdings, dass gerade in einer größeren Umgebung der Administrator eigentlich nicht mehr sagen, kann wo die Mail nun zwischengelagert ist. Denn es kann ja sein, dass es bald einen anderen günstigen Weg gibt. Irgendwie erinnert mich diese Methode daran, wenn man an der Supermarktkasse steht und flugs mal die Reihe wechselt um vermeintlich schneller am Ausgang zu sein. Allerdings ist auch Exchange 2003 vor solchen Problemen nicht gefeit. Exchange 2003 stellt ja immer an den "nächsten" Hop zu und auch hier kann es passieren, dass nach der Übertragung der Mail die Verbindung gekappt wird. Dann liegt die Mail auch dort fest oder wird sogar wieder zurück über einen anderen Weg geleitet. Exchange 2003 funktioniert auch nur so lange gut, wie die Connectoren nicht "Blinker" spielen.

Hinweis:
Bei Exchange 2000/2003 würde bei solche einer redundanten Verbindung von A nach C der Exchange Server die Mail über eine Zwischenstation seiner Wahl senden.
Bei Exchange 2007 versucht der Server direkt das Ziel zu erreichen. Hier ist es also das TCP/IP-Routing, welches den Weg der Pakete bestimmt. Sie müssen daher noch mehr als bisher auf eine korrekte Konfiguration der IP-Routingprotokolle achten, da ansonsten Exchange vielleicht nur einen Weg nutzen kann und eine direkte Zustellung über den alternativen Weg nicht nutzen kann und irrtümlich die Zwischenstation damit belegt.

Exchange 2007 und Migration

Wenn Sie sich schon Gedanken über die Migration nach Exchange 2007 machen, dann sollten Sie eines sich immer wieder merken.

Exchange 2007 unterstützt kein LinkState-Routing

Entsprechend müssen Sie sich bei der Migration Gedanken machen, wie sie besonders Umgebungen mit vielen Routinggruppen migrieren. In der Microsoft Dokumentation steht hierzu lapidar, dass Sie am besten das LinkState-Routing komplett in der gesamten Organisation deaktivieren. Dann gibt es zwar keine "Probleme" hinsichtlich der Migration, aber andererseits erfahren Sie so natürlich nicht mehr, wenn ein Connector keine Mails mehr zustellt. Schlimmer ist noch, dass die Mails nicht auf alternative Wege umgeleitet werden, sondern sich die Warteschlange immer mehr aufbaut. Überwachung ist demnach angesagt. Siehe auch

Insofern brauchen Sie bei der Migration einer kleinen Umgebung mit einer Routinggruppe nicht sehr viel Rücksicht zu nehmen. Bei der Migration einer größeren Umgebung rate ich ihnen jedoch fachlichen Rat einzuholen oder selbst über Testfelder ihre Umstellung durchzuspielen

Unterstützung durch Net at Work:
Vielleicht nutzen Sie das Know-how meiner Kollegen und mir, um ihre Umgebung auf Exchange 2007 umzustellen. Sie ersparen sich sicher das ein oder andere graue Haar.

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