PrivatPC Backup - Datensicherung tut not!

Eine Mail an die Kontakt-Adresse der MSXFAQ hat mir mal wieder in Erinnerung gebracht, dass Datenverluste nicht nur Server Administratoren plagen. Eine Mail einer Leserin hat mich dazu gebracht, etwas ausführlicher zu antworten und diese Information wollte ich meinen Leser nicht vorenthalten.

Die Frage

From: <nicht veröffentlich>
To: <kontakt@msexchangefag.de>
Sent: Wednesday, May 01, 2013 12:33 PM
Subject: Bitte um Hilfe


Sehr geehrter Herr Carius,

ich bin durch das Suchwort "cluster auflösen" auf Sie gestoßen. Mein Problem ist, dass ich kein versierter User bin und nun nicht weiter weiß.

Ich hatte eine Menge Musik von Schallplatten auf den PC geladen und wollte sie irgendwann einmal digitalisieren oder wenigstens so auf CD brennen, da wir keinen Plattenspieler mehr haben. Nach einigen Monaten waren sie - bis auf geringe "Restbestände" auf einmal weg, ebenso wie eine ganze Datei für mich wertvoller Fotos. Ich hatte sie nicht gelöscht, da war ich mir sicher. Mit dem Programm PC Inspector File Recovery habe ich sie zwar wieder gefunden und konnte sie auch zurück in "Meine Bilder" bzw. den Media Player bringen.- Aber sie heißen nun "cluster ..", und ich weiß nicht, wie ich sie in Fotos bzw. Musik zurück verwandeln kann.

Könnten Sie mir einen Tipp geben?

Mit freundlichen Grüßen

xxxxx (76 Jahre alt)

Überlegungen

Ich habe mir die Mail einige Zeit angeschaut und mich dann entschieden, der Absenderin ausführlich und hoffentlich verständliche Worten zu antworten. Zum einen wurde ich sehr höflich gefragt und mit ausreichend Informationen versehen. Zudem ist es mir ein willkommener Anlass das Thema wieder einmal in Erinnerung zu rufen. Entsprechend habe ich darauf geantwortet:

Antwort

Hallo Frau xxx,

Leider hat das Wort „Cluster“ mehrere Bedeutungen. In meiner Welt ist das ein Verbund mehrere Server in Firmen um Ausfälle zu minimieren.

In ihrem Fall bezieht sich das Word „Cluster“ aber auf eine Speichereinheit auf ihrer Festplatte, also dem Speicherplatz ihrer Daten. In der Regel besteht so ein „Cluster“ aus 512 Bytes (also 512 Werten zwischen 0 und 255). Es passen also 512 „Buchstaben“ in so einen Cluster. Oder wenn man Musik entsprechend speichert dann sind das vielleicht 0,1 Sekunden.

Bei ihnen sind wohl nun ein paar Informationen „verloren“ gegangen. Leider höre ich das immer wieder, denn die meisten Menschen übersehen einfach, dass auch ein PC oder ein Bauteil auch mal kaputt gehen kann. Und meist ist es der zentrale Datenspeicher (Festplatte). Diese kleine Kiste speichert nämlich ganz viele Informationen auf ganz wenig Platz und dreht sich sehr schnell (quasi so schnell wir ein Automotor bei Vollgas. Und das die ganze Zeit in der der PC eingeschaltet ist.

War auch immer die Ursache war, kann ich aus der Ferne nicht sagen, aber etwas hat auf ihrer Festplatte Daten gelöscht. Wenn sie das selbst waren, kann der „Papierkorb“ helfen. Wenn es etwas anderes war (Virus, Fehler o.ä.) dann kann eine Rettung klappen, muss aber nicht.

Das ist wie ein Buch. Wenn Sie etwas „normal“ löschen, dann wird im Inhaltsverzeichnis einfach der Verweis gelöscht aber nicht die Seite selbst.

Programm können solche „unverbundenen Seiten“ wieder finden und im Inhaltsverzeichnis einen Eintrag addieren.  Oft wissen Sie aber nicht, wie lange die Datei war, d.h. wie viele Seiten zusammen gehören. Und oft finden Sie auch die Kapitelüberschrift nicht mehr. Und dann machen Sie eben solche „Cluster“-Namen. für normale Anwender sind die Datei eigentlich nicht nutzbar.

Schlimmer ist es, wenn die Festplatte „langsam“ kaputt geht. Dann wurden die Seiten im Buch verschmiert oder Teile des Inhaltsverzeichnisses oder beides. Dann helfen so Reparaturen nicht mehr, dann sollte man ganz schnell das, was noch lesbar ist, auf eine andere Festplatte sichern, oder von einer Datensicherung wieder herstellen.

Ich „befürchte“ aber, das Sie noch nie ihren PC gesichert haben. Dann merken Sie sich das zumindest für „danach“ vor. Ich bin persönlich immer erschrocken, wie viele Privatpersonen ihrem PC wichtige Erinnerungen (neben Musik eben auch Bilder der Digitalkameras) anvertrauen aber nie eine Kopie davon ablegen. „echtes“ CDs, Schallplatten oder Fotonegative halten sehr Lange. PCs sind nach 3-5 Jahren schon Alteisen und Festplatten.

Die meisten Festplatten haben eine „Selbstdiagnose (SMART) genannt (http://de.wikipedia.org/wiki/Self-Monitoring,_Analysis_and_Reporting_Technology) und http://de.wikibooks.org/wiki/Computerhardware:_HDD:_Ausfall und http://www.heise.de/newsticker/meldung/Google-Studie-zur-Ausfallursache-von-Festplatten-147178.html und http://www.aud24.net/pi/index.php?StoryID=105&articleID=125074

Für Privatanwender kann z.B. http://panterasoft.com/hdd-health/ z.B. das melden, ob die Festplatte wirklich kaputt geht. Das sollten Sie mal ausführen

Sollte die Festplatte „kaputt gehen“, dann ist Eile geboten. PC ausschalten, Ersatzfestplatte oder Sicherungsfestplatte besorgen und die Daten, die noch da sind möglichst schnell kopieren

Erst dann kann man versuchen mit Reparaturprogrammen noch was „wieder herzustellen“. Und so den Schaden minimieren. Er wird aber in den meisten Fällen nicht ganz zu beheben sein. Aber da ist dann langsam auch das Ende für den Laien gekommen und man sucht sich einen vertrauenswürdigen Dienstleister. Machen Sie sich aber vorher klar, wie viel diese „Rettung“ kosten darf. Normalerweise nehmen Firmen diese Dienste in Anspruch und entsprechend gehoben sind die Preise. (aber auch anspruchsvoll). Ich habe dazu z.B. http://datenrettungblog.com/2010/08/27/datenrettung-gunstig-schuler-studenten-privat/ gefunden

Ich hoffe ich konnte ihnen etwas erklären was da passiert ist, aber helfen kann ich vermutlich nicht, da ich kaum Chancen sehe, aus den „Cluster“-Dateien wieder die Daten herzustellen. Wenn die Festplatte aber in Ordnung ist und sie Windows 7 nutzen, dann könnte die Funktion "Vorherige Version" helfen, eine irrtümliche Löschung rückgängig zu machen. Microsoft beschreibt das auf Vorherige "Versionen von Dateien: Häufig gestellte Fragen" (http://windows.microsoft.com/de-de/windows7/previous-versions-of-files-frequently-asked-questions)

Happy End ?

Ich kann leider noch nicht sagen, ob die Dame in welchem Umfang wieder an ihre Daten gekommen ist. Aber unabhängig davon sollte so ein Vorfall einfach wieder mal eine Erinnerung daran sein, dass jeder PC einmal ausfallen kann und auch private Rechner für die Besitzer wichtig Informationen enthalten kann. Vielleicht interessiert sich das Finanzamt u.a. Stellen nicht dafür, weil Sie keine Firmendaten dort lagern aber Familienbilder, eigene Musik und andere Daten sind durchaus für jeden Einzelnen ein wichtiges Erinnerungsstück. Gerade die Bilderflut lädt dazu ein, diese Bilder zu sammeln und gar nicht mehr "entwickeln" zu lassen und ein ein Fotoalbum einzukleben. Dann lassen Sie diese doch als Foto-Buch oder "echtes Bild" von einem Bilderdienst ausgeben.

Und für unter 100 Euro bekommen Sie heute schon USB-Festplatten, die in der Regel viel mehr Daten halten können, als ihr aktueller PC vorhält. Wobei auch hier gilt, das ein einstelliger Prozentanteil pro Jahr "unbrauchbar" wird und ein Sturz, Druck o.ä. schnell ein Totalausfall hat.

Meine Sicherungsstrategie ist mehrstufig.
Ich arbeite produktiv auf einem primären Notebook. Der ist quasi mein "digitales Leben" auf dem alle Daten (per Bitlocker Verschlüsselt) vorliegen. Dann habe ich einen Windows 2011 Home Server, der mir den Notebook komplett elegant sichert und dessen Speicher per RAID1 redundant ausgelegt sind. Ein RAID ist aber kein Backup. Der Home Server selbst sicherst sich auch noch einmal auf eine eigene USB-Festplatte die ich im Mittel wohl einmal im Monat anschließe und den Home Server sich sichern lasse. Damit sollte ich ein "Vollbackup" des Notebooks mit verschiedenen Versionen auf
Zuletzt habe ich mit Syncback ein Programm, das nicht nur meine Webseite per FTP hoch lädt, sondern auch die Datendateien auf Netzwerkshares bei Net at Work repliziert, die per DPM ebenfalls "gesichert" werden.
Die MSXFAQ liegt in der "Cloud" beim Webhosting Providern und ist einfach eine "Kopie", die ich einfach wieder herunterladen und so neu aufsetzen kann. Damit sollte ich schon gut vorgesorgt haben.

Weitere Links