Video - im rechten Licht

Im März 2020 sind durch Covid-19 viele IT-Ansprechpartner ins Homeoffice umgezogen und hecktisch wurden Arbeitsplätze, VPNs und Programme wie Teams bereit gestellt. Je mehr Wochen die Personen zuhause waren, desto häufiger wurde dann auch mal Video aktiviert. Dabei habe ich schon einige Bilder gesehen, die nicht "vorteilhaft" waren. Auch meine eigene Lernkurve findet sich hier wieder.

Schauen Sie sich doch die Sprecher und Sprecherinnen der TV-Nachrichten an. Meist sind diese einfarbig gekleidet und verzichten auf Muster, die zur zu unschönen Artefakten führen.

Video ist wichtig!

Lange Zeit war "Video" bei eine Konferenz verpönt. Video kostet viel mehr Bandbreite und über den Mehrwert wird oft gestritten. Ich nutze speziell bei Konferenzen und selbst 1:1 Verbindungen mit Kunden gerne auch Video, da ich damit dem Kunden "Näher" bin, ein Stück weit meine Anonymität freiwillig aufgebe und gerade bei Meetings mit wenigen Personen das Bild durchaus Zusatzinformationen bieten kann.

Es hilft mit natürlich, dass ich mindestens zwei Monitore nutze, so dass auf einem Monitor die Teams-Oberfläche samt Video und Steuerungsmöglichkeiten ist, während ich auf dem anderen Monitor dann über die Freigabe z.B. eine Präsentation halte oder mir Notizen machen kann. Gerade bei einem hohen einseitigen Gesprächsanteil eines Sprechers ist es nicht immer einfach, ein Feedback der Teilnehmer zu bekommen. Auch kleine Bilder sind gut geeignet, anhand des Verhaltens die Zustimmung oder Ablehnung zu erahnen und als Sprecher gezielt nachzufragen. Es ist auch durchaus erkennbar, wenn Teilnehmer müde oder unkonzentriert werden und es seine Zeit für eine Pause ist. Unterschätzen Sie daher Video nicht. Aber Video muss natürlich "gut" sein.

Beispiele

Es gibt nämlich sehr viele Setups für eine Videoübertragung. Nicht alle sind entsprechend gut geeignet. Unabhängig von dem Kamera-Setup gelten es natürlich weiterhin die Eckwerte

  • Kleidung
    Ich habe hier extra Bilder mit einem senkrecht gestreiften Hemd gemacht, so dass Sie den negativen Einfluss der Moiré-Muster darauf sehen.
  • Hintergrund
    Teams kann den Hintergrund ausblenden oder durch ein anderes Bild ersetzen. Das ist aber ein aktiver Prozess, der Rechenleistung kostet und vom Anwender eingeschaltet werden muss. Selbst ein verwischter Hintergrund kann stören.
  • Pflege
    Lassen Sie sich nicht täuschen. Ungewaschene Haare, schlechte Rasur etc. sind sichtbar und hinterlassen Eindruck beim Betrachter.

Neben diesen grundlegenden Faktoren ist die Platzierung der Webcam ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Hier ein paar Beispiele:

Szenario Beispiel Beschreibung

"Hals"-Ansicht

Wenn Sie im Homeoffice einen Notebook nutzen, in dessen Deckel eine Kamera verbaut ist und sie einen externen Monitor darüber montiert habe, dann können die anderen Teilnehmer ihre Kinnunterseits bewundern. Das ist vielleicht nicht die vorteilhaftestes Ansicht. Es gibt sogar Notebook, bei denen die Kamera nicht oben sondern untern im Display verbaut ist, was den Effekt noch verstärkt. Diese Bilder zeigen aufgrund der Ausrichtung auch die Deckenleuchte im Wohnzimmer. Zudem wirkt die Farbmischung etwas blass.

"Stirn"-Ansicht

Das ist dann die umgekehrte Konstellation bei der Sie eine externe Webcam auf einem großen externen Monitor installiert haben und nach unten gerichtet ist. Gerade die Herren mit etwas lichterem Haar sind hier im Nachteil. Durch die Ausrichtung lässt sich manchmal auch "tief blicken", was eher nicht erwünscht ist.

Schreibtischlampe

Auch dieses Bild sehe ich manchmal von Teilnehmern im Homeoffice oder abends in Firmen. Die Raumbeleuchtung ist aus oder gedimmt und nur eine Schreibtischlampe, bevorzugt noch klassische "Glüh"-Birne" beleuchtet den Teilnehmer vorne von einer Seite. Der Schattenwurf der Nase ist nur ein Nachteil dieses Setup. Die geringe Lichtstärke sorgt für ein schlechtes Bild, da die Kameras mit längeren Belichtungszeiten arbeiten müssen.

Fenster

Hier ist gut zu sehen dass der Blick nach außen dafür sorgt, dass das Gesicht unterbelichtet ist. Wir sollten uns immer gewusst machen, dass selbst durch wollen gestreutes Sonnenlicht viel heller ist, als eine Bürobeleuchtung. Das Bild könnte besser werden, wenn nun von vorne eine Lichtquelle die Person beleuchten würde, was aber unpraktisch ist. Dann kommen wir schon in Richtung eines Video-Setups mit Frontlicht Links/rechts und eine Backlight. Dann würde man Fremdlicht aber sowieso aussperren.

Das Bild könnte vermutlich einfach durch eine Verschiebung der Kamera auf die andere Seite verbessert werden, so dass das Fenster nicht mehr im Bild ist.

KonferenzCam im Homeoffice

Wer nun glaubt mit einer teuren Raumkamera im heimischen Office eine bessere Wahl zu treffen, kann sich auch irren. Solche Kameras versuchen selbst den Sprecher zu erfassen und zu zoomen aber sind für größere Räume. Wenn der Mensch dann aber nur 30-50cm entfernt sitzt, dann passt die Entzerrung der Optik nicht und das Bild zeigt im schlimmsten Fall einen "Dreieckmensch" mit zu kleinem Kopf und entsprechend vergrößertem Rumpf.

Seitenansicht

Ideal wäre es, wenn die Person direkt in die Kamera schaut. Im kommerziellen Bereich werden dazu Teleprompter genutzt, was im Homeoffice so nicht möglich ist. Wenn Sie auf die Webcam im Bildschirmrahmen verzichten, können Sie eine separate Kamera z.B. seitlich in Augenhöhe montieren.

Ausrichtung

Hier ist die Kamera zum einen recht weit weg von unten auf den Mensch gerichtet. Das Setup dürfte auf einen großen Monitor hinaus laufen, bei dem ein Notebook mit Webcam an der Seite auf dem Tisch steht. Damit ist der Abstand sehr groß und wenn sich die Person im Stuhl etwas zurücklehnt, rutscht sie quasi nach unten aus dem Bild. Im unkenntlich gemachten Hintergrund können Sie noch die Deckenleuchte erahnen. Wäre die noch eingeschaltet, bekäme die Kamera direktes Gegenlicht.

Licht und Hintergrund

Hier sitzt ein Mitarbeiter im Büro, was relativ unruhig werden kann. Die Glastür links sorgt für Reflexionen auf ein Fenster, so dass bei wechselnden Wolken und Sonne das Bild gestört wird. Auch ist nicht auszuschließen, das eine unbeteiligte Person im Spiegelbild sichtbar wird. Bei geöffneten Fenster könnte Wind die Pflanze im Hintergrund bewegen.

Etwas weit weg

Dieser Teilnehmer macht fast alles richtig. Einfarbige Kleidung und Hintergrund, so dass keine Software etwas unkenntlich machen muss, keine Reflexe oder ablenkende Hintergründe und die Person sollte einfach für eine Software auch erkennbar sein.

Hindernisse mit Hintergrund

Wird nachgeliefert

Teilnehmer, die ihren Hintergrund durch den PC ersetzen lassen, sollten die Bilderkennung beachten. Wer z.B. Rauch Richtung Kamera bläst, verschwindet teils oder ganz, da die Software den Kopf nicht mehr erkennen kann. Das passiert natürlich auch bei anderen Hindernissen, z.B. Kaffeetassen, Wasserflaschen etc.

Statischer Hintergrund

Ein einheitliches Hintergrundbild kann zwar noch nicht per Richtlinie vorgegeben oder verteilt werden, aber ist eine elegante Möglichkeit, viele Probleme des Hintergrunds zu umgehen.

Ein weißer Hintergrund ohne Struktur ist weniger geeignet, da dann an den Rändern sehr klar die Artefakte zu sehen.

Zu wenig Licht

Solche Bilder habe ich in weltweiten Meeting gesehen. Wenn es auf der anderen Seite noch Nacht ist, dann schalten Teilnehmer oft das Raumlicht nicht ein. Speziell, wenn es ein kurzes Meeting ist und man danach weiterschlafen will. Teilweise habe ich schon Teilnehmer mit Notebook im Bett gesehen, in deren Brille sich das blaue Notebook-Display gespiegelt hat. Das sind dann schon gespenstische Bilder.

Heller Hintergrund

Auch dieses Beispiel zeigt eine ungünstige Platzierung des Teilnehmers direkt vor einem Fenster, welches noch einen Lamellenvorhang als Sonnenschutz hat. Diese Webcam hat natürlich überhaupt keine Chance, das Gesicht korrekt abzubilden.

Kamera und Treiber

Manchmal gibt es aber Effekte, die ich mir noch nicht erklären kann. Ich habe bei mir sowohl eine Microsoft Lifecam Cinema als auch eine Microsoft Lifecam Studio. Nur die Studio liefert "FullHD" aber in der Microsoft FotoApp ist das Bild vergleichbar. In Teams allerdings nicht.

Ich habe hier zwei "fast" identische Kameras verwendet, die aber sehr unterschiedliche Bilder geliefert haben.

Kamera Microsoft Lifecam Cinema
max. 1280x720 (720p)
Microsoft Lifecam Studio
max. 1920x1080 (1080p)

Microsoft Teams

Foto App

Das Bild in Teams der "Lifecam Studio" (rechts) ist deutlich heller das das blasse Bild der "Cinema". In der Windows 10 FotoApp allerdings ist die Helligkeit der Bilder allerdings vergleichbar.

Meine Empfehlung

Der perfekte Ort einer Kamera wäre natürlich in der Sichtachse aber ich habe noch keinen Monitor gesehen, der ein Loch im Display hat. Smartphones sind hier weiter, wobei es hier eher um die Maximierung der Anzeigefläche geht und daher die Kamera in ein "Loch" oder "Notch" verschoben wird. Sie können aber viel erreichen, indem sie die Kamera auf Augenhöhe statt "oben drauf" oder "unten drunter" platzieren. Vor allem vermeide ich, wo immer es geht, die eingebauten Kameras in Notebooks. Die Qualität ist zwar an sich nicht schlecht aber der Blickwinkel ist quasi immer die "Hals"-Ansicht.

Starten Sie in Teams ein "MeetNow" im Kalender oder planen Sie in Outlook einen Teams-Termin ohne weitere Teilnehmer. Wenn sie dann das Meeting mit Video starten sind sie der einzige Teilnehmer und sehen sich auch selbst im Vorschau-Dialog.

Wenn Sie das Meeting als alleiniger Teilnehmer starten, dann sehen Sie auch sich selbst. Für den Konferenzleiter, der üblicherweise ja zuerst im Meeting ist, ist das noch einmal die letzte visuelle Kontrolle: 

 

Wobei es sich jedes Mal wieder komisch anfühlt, sich selbst im Bewegt-Bild zu sehen. Aber im Meeting ist das dann alles gleich wieder vergessen.

Also machen Sie ihr Video "schick" und dann ab ins nächste Meeting.

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