Boot2Teams

Die Arbeit mit Team verändert auch die Nutzung des Computers. Früher habe ich natürlich mit Norton Commander / Midnight Commander auf dem PC hantiert. Später dann mit dem Windows Explorer und per Browser auf Wikis und Sharepoint-Seiten. Die Arbeitsweise war aber immer durch Applikationen getrieben, d.h. ich habe z.B. Word gestartet und habe dann die Datei geöffnet oder das geschriebene Dokument irgendwo gespeichert. Und genauso habe ich mit Excel meine Tabellen kalkuliert, mit dem Skye for Business Clients gechattet und telefoniert. Die Liste können Sie selbst weiterführen.

Neue Arbeitsweise, neue Werkzeuge

Mit Teams ändert sie die Arbeitsweise dergestalt, dass ich in einem Team mit einem Client arbeite, der alle Kommunikationsformen zusammenfasst. Mit Teams klicke ich mich nicht mehr durch Verzeichnisse auf Dateiservern, SharePoint Seiten oder lokale Laufwerke sondern ich bewege mich in einem Teams welcher durch Kanäle thematisch gegliedert ist. In jedem Kanal gibt es Chat und Konferenzmöglichkeiten, Dateiablagen und weitere als Tab integrierte Datenbereiche und Applikationen.

Wenn ich aber quasi alles in Teams machen kann und dazu der Teams Client eh als Vollbild-Applikation gestartet wird, dann frage ich provokativ, warum der entsprechende Arbeitsplatz überhaupt ein vollwertiges Windows Betriebssystem mit Office Produkten und Windows Explorer braucht?. Könnte man dem Anwender nicht einen Client geben, der quasi nach dem Start direkt Teams startet?. So komme ich auf den Namen "Boot to Teams" oder als Kurzform Boot2Teams.

Ich sage nicht, dass dass sie morgen die meisten Windows Desktops ersetzen können. Es wird immer auch solche Clients brauchen. Aber wenn Sie die verschiedenen Arbeitsplätze in Firmen anschauen, dann gibt es sehr wohl viele Stationen, für die eine eingeschränkte fokussierte Lösung sogar ein Vorteil sein kann. Ich spreche dabei nicht von den Produktions-PCs, auf denen auch heute schon nur eine Branchenanwendung läuft.

Allerdings muss man hier schon sehen, dass ein Wechsel in Teams zwischen Tabs auch immer die App startet. Die Lösung muss also schon noch etwas optimiert werden. Speziell Anwender die tatsächlich mit "Alt-Tab" mit den Fenstern jonglieren, werden mit Teams als Desktopersatz noch nicht warm werden.

Teams-Station

Es scheint auf den ersten Blick gar nicht so schwer zu sein, eine "Teams-Station" bereit zu stellen. Sie können dabei sogar auf unterschiedliche Anforderungen von Arbeitsplätzen eingehend. Denken Sie an:

  • Tablets mit Teams App
    Die App für Teams auf Android und IOS ist sehr gut nutzbar. Ich könnte mir vorstellen, dass es zukünftig sogar noch größere Geräte gibt, die dann mit einer Bluetooth-Tastatur und Maus als PC-Ersatz bestehen können.
  • ThinClients
    Schon heute gibt es es minimalistische Clients, die nur als Terminal in Verbindung mit einem Windows Terminal Server, Citrix oder VMWare Horizon Servern im Hintergrund betrieben werden. Das eigentliche Windows System läuft im Datacenter und es werden nur Bildschirmausgaben und Eingaben per Tastatur/Maus übertragen. Für Audio und Video ist dies keine optimale Lösung.
    Die meisten ThinClients nutzen aber einen Linux-Unterbau und starten einfach nur einen RP/ICA-Client mit zentrale Konfiguration. Es sollte daher auch möglich sein, einfach einen Browser auf dem ThinClient zu starten, der sich mit Teams verbindet
  • ChromeBook
    Eine besondere Art dieser "Thin Clients" sind Chromebooks, die primär für den Einsatz mit Google-Diensten vorgesehen sind. Vereinfacht ausgedrückt sind es PCs, die einen Browser starten. Sie können damit aber genauso gut mit Teams genutzt werden.
  • Raspberry und Co
    Wer keinen zugestopften abgesicherten ThinClient oder Tablet verwenden will, aber 300€-500€ für ein einfaches Notebook zu viel sind und auch ein Intel NUC und andere PCs den Kostenrahmen strapazieren, könnte einen RaspberryPi zusammen mit einer Tastatur und HDMI-Monitor einsetzen.

Gerade weil Microsoft nicht nur Teams Clients für Windows, MacOS, Linux, IOS und Android liefert, sondern auch ein Browser ein vollwertiger Client ist, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für einen zukünftigen Arbeitsplatz.

Geeignete Clients

Ich habe verschiedene Clients mit Teams betrieben. Ein Raspberry 4 (4GB) ist aus meiner Sicht zu schwach und wenn Sie noch Gehäuse, Netzteil, Kamera, Speichermedium addieren, dann kommen Sie schon nahe an einen kleinen PC, der nicht viel mehr kostet aber deutlich mehr Leistung hat. Allerdings hat der dann vermutlich keine GPIO-Pins und andere "Bastelsensoren".

Es gibt aber schon Notebooks ab ca. 250€ oder Mini-PCs, die hinter einen Monitor passen und alles zusammen noch diesseits von 400€ liegt. Interessant finde ich auch den Ansatz, so genannte "Thin Clients" nativ mit Teams zu betreiben. Damit könnten einige Arbeitsplätze auf Terminal Server oder sogar Windows Virtual Desktops verzichten, wenn Sie mit Teams arbeiten können.

Running MS Teams natively on IGEL OS alongside WVD
https://www.youtube.com/watch?v=0-o8VQS38Po
https://www.youtube.com/watch?v=3X0IKKu5eZY
Das zweite Video zeigt, dass der Igel wohl einen Intel Core2Duo P8400 mit 2,2GHz und 4 MB Ram hat und auf Igel-Linux 11. Die CPU wurde 2008 released!

Interessant könne hier z.B. eine Linux-Distribution sein, die direkt einen Chromium-Browser ohne weitere Anmeldung startet, bei dem man die Startseite vorgeben oder sogar erzwingen kann. Es gibt auch einige Distros, die aber selten aktuell oder oft schon nicht mehr am Leben sind. Mit "Neverware CloudReady OS" gibt es zumindest einen kommerziellen Ableger, der für Firmen vermutlich auch die bessere Wahl ist.

Zwischenstand

Noch ist es nur eine Idee, einen Client direkt in Microsoft Teams zu booten und das darunter liegende Betriebssystem samt Dateimanager etc. zu verbergen. Die Möglichkeiten einer Erweiterung von Teams durch eigene Apps, Connectoren usw. dürfte den Einsatzbereich weiter ausdehnen. Schon heute gibt es ja mit Teams für "Firstline"-Mitarbeiter oder Bluecollar-Worker oder Healthcare ganz interessante Ansätze. Viele proprietäre Lösungen könnten z.B.: durch Teams als Basis mit geringen Erweiterungen ersetzt werden.

Ich werde die Situation weiter beobachten.

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