RCC mit Lync

Bitte lesen sie vorher die Seite RemoteCallControl

Mit Lync ist es beim Einsatz von RCC nicht mehr möglich, Videokonferenzen zu machen. Siehe auch Release Notes auf http://download.microsoft.com/download/3/9/E/39E717E4-CF01-4666-8A32-EE7AE1FAFAC1/Lync_Server_2010_Clients_RTM_Relnotes.htm
Es gib Hinweise, dass dies geändert wird.

Lange Zeit war unsicher, ob die Funktion "RemoteCallControl " auch mit Lync noch verfügbar ist. Schließlich fördert man damit den teuren Parallelbetrieb von klassischer Telefonanlage und benötigt zusätzliche Gateways und meist auch sehr teure Zusatzlizenzen für die Telefonanlage um am Ende dann doch nur eine Basisfunktion zu erhalten, nämlich dass ich über den Lync Client unterstützt wählen und eingehende Anrufe annehmen kann. In der Regel ist es deutlich günstiger Lync direkt mit einem Gateway an die TK-Anlage oder unter umgehung der TK-Technik an das Amt oder ein Gateway zwischen Amt und TK-Anlage zu schalten. Dann funktioniert auch die Telefonfunktion von unterwegs oder Zuhause (mit installiertem Edge-Server) oder per VPN.

Aber wenn Sie wirklich noch Lync mit RCC betreiben wollen, dann ist dies natürlich weiterhin möglich, wenn gleich die Konfiguration hierzu NICHT mehr komplette per GUI möglich ist. Sie können zwar immer noch bei den Benutzern die RCC-Parameter einstellen, aber eben nicht mehr die Leitwege und nur noch bedingt die "Trusted Applications" und "Trusted Server".

Funktionsweise

Wie bei RCC mit OCS wird auch bei Lync beim Benutzer im Feld msRTCSIP-LineServer eine SIP-URI hinterlegt, an die der Lync Client dann die Anforderung senden kann, damit der SIP-Peer dann das entsprechende Telefon ansteuert. Dies kann je nach Gateway eine generische Adresse wie "SIP:cti@cstahost.sipdomain.tld" sein oder eine individuelle Adresse in der Form "SIP:+495251304613@cstahost.sipdomain.tld". Über einen Leitweg in Lync werden die Server informiert, wohin SIP-Nachrichten an diese Domain zu routen sind.

Umgekehrt muss das Gateway natürlich wissen, welche Benutzer bei Anrufen informiert werden müssen. Die meisten CSTA-Systeme haben dazu eine eigene Benutzerverwaltung oder lesen die Daten aus dem Active Directory aus. Alle Objekte mit einem Inhalt in "msRTCSIP-LineServer" können ja anhand dem Userpart dieser Adresse oder dem Inhalt in "msRTCSIP-Line" oder "Telephone" einer Rufnummer bzw. Extension zugeordnet werden.

Einsatzbereich und Grenzen

Ehe Sie nun voller Elan an die Umsetzung von RCC gehen, sollten Sie noch mal genau überlegen, welche Einschränkungen und Kosten damit verbunden sind. Einige Einschränkungen sind z.B. in den Release Notes (http://download.microsoft.com/download/3/9/E/39E717E4-CF01-4666-8A32-EE7AE1FAFAC1/Lync_Server_2010_Clients_RTM_Relnotes.htm) von Lync aufgeführt. Folgendes ist nicht für RCC-Anwender nutzbar

  • Downloading of normalization rules
    Das bedeutet, dass die Rufnummern, die der Client eingibt, nicht über die Lync-internen Normalisierungsregeln des Wählplans auf E164 umgesetzt werden. Die Rufnummer wird also zum RCC-Gateway übertragen, welches dann diese in eine für die TK-Anlage konforme Form bringen muss
  • Video calling für RCC Users
    Das ist sicher die größte Einschränkung, dass ein RCC-Benutzer keine Video-Gespräche führen kann. Fragen Sie mich nicht, ob dies technische Gründe hat oder einfach nicht gewollt ist, aber ich kann mit ein gängiges Szenario vorstellen, bei der diese Einschränkung sinnvoll ist: Stellen Sie sich vor, dass ein Lync User mit einem anderen Lync User eine Videoverbindung hat und dann den dritten Teilnehmer addieren will, der aber nur RCC nutzt. Ohne PC Audio wird das schwer.
    Es gibt allerdings erste Hinweise, dass dies gelockert werden könnte.
  • Transferring conferences to User's own numbers
    Da der RCC-Benutzer ja keine "Voice"-Funktion von Lync nutzen darf, ist er lizenzrechtlich auch von der Verwendung des Mediation Servers ausgeschlossen und kann damit natürlich auch nicht von Lync "angerufen" werden. Wer würde die Gebühren dafür übernehmen? Er kann natürlich per Telefon sich als Teilnehmer in eine Konferenz einwählen.
  • Join From dialog box when joining conferences
    Dieses "Einwählen" in eine Konferenz kann der Lync Client natürlich auch nicht unterstützen, da per RCC zwar das Telefon "ferngesteuert" werden kann aber nach der Verbindung die nachfolgenden Steuersequenzen (DTMF-Töne etc.) nicht mehr per RCC an das Telefon gehen können.

Aber neben diesen ausgewählten funktionalen Einschränkungen gibt es noch finanzielle Fakten, die den Einsatz von RCC mit Lync wirklich auf eine ganz überschaubare Zahl von Umgebungen überhaupt als Option zulassen.

  • Lync Lizenz
    Wer nur RCC nutzt benötigt dennoch eine voll ausgestattet Lync Lizenz und Installation, d.h. mit Lync Servern aber auch dem Lync Client und den Lizenzen für den Lync Client und die CALs
  • RCC-Zusatzsoftware
    Die Verbindung zwischen Lync und TK-Anlage übernimmt in der Regel ein Gateway. Das kann eine Drittsoftware wie z.B. Estos RCC Gateway oder andere sein oder eine Funktion, die von der TK-Anlage gestellt wird. Auf jeden Fall ist dies eine weitere Komponenten die Installiert, Betrieben und natürlich lizenziert werden muss.
  • CTI-Link
    Und weil die Software mit der TK-Anlage sprechen muss, ist auch auf der TK-Anlage eine entsprechende Schnittstelle erforderlich, die in den meisten Fällen ebenfalls nach Benutzern oder Leitungen lizenziert wird.
  • CTI-TK-Lizenz
    Einige Anlagen berechnen dann noch den individuellen Benutzer, welcher die CTI-Funktion nutzt.

"Natürlich" sind diese Lizenzen in der Regel die gleichen, wenn sie gleich die CTI-Software des TK-Anbieters einsetzen würden, welche natürlich noch mehr anlagenspezifische Funktionen (z.B. bildliche Darstellung des Telefons o.ä.) mitbringen kann. Auch hier wird also manchmal mit harten Bandagen gespielt. Sie bezahlen oft nur ein bisschen weniger, wenn Sie den CTI-Client der TK-Anlage nicht nutzen.

Oft fehlt dieser Software dann aber die elegante Integration in Office, Windows, die zentrale Verwaltung per Gruppenrichtlinien und was Lync sonst eben noch so ausmacht. Dies betrifft sowohl die Verwaltung durch den Administrator als auch den Einsatz durch den Anwender. Schauen Sie sich gerne mal die ein oder andere CTI-"Lösung" einer TK-Software an und vergleichen Sie die unterschiedlichen Ansätze.

Parameter beim Server

Zuerst muss in der LYNC-Konfiguration hinterlegt werden, dass Meldungen an eine bestimmte SIP-Domäne eben an einen Server gehen und dieser Server muss natürlich als "Trusted Server" und "Trusted Application" geführt werden. Die Einrichtung ist in der Lync-Dokumentation nur auf der "Migrationsseite" beschrieben:

Wer von OCS migriert, muss zuerst dort den "Trusted Server"-Eintrag entfernen (Siehe auch RCC mit OCS). Erst dann kann man in Lync die vergleichbaren Einträge neu anlegen.

New-CsTrustedApplicationPool `
    -Identity cstapool.msxfaq.de `
    -ComputerFqdn cstagate.msxfaq.de`
    -Registrar csta-Registrar-1 `
    -Site csta `
    -TreatAsAuthenticated $true `
    -ThrottleAsServer $true

Der folgende Befehl ist nur für Enterprise Server erforderlich. Beim StandardServer entfällt dies.

New-CsTrustedApplicationComputer `
    -Identity cstagate.msxfaq.de`
    -Pool pool.msxfaq.de

Als Zweites bzw. Drittes muss dann die Anwendung passende generiert werden. Hier am Beispiel einer Anwendung, die dann per TCP sich verbindet

New-CsTrustedApplication `
    -ApplicationID csta-ExternalServer `
    -TrustedApplicationPoolFqdn cstapool.msxfaq.de `
    -Port 5060 `
    -EnableTcp

Zuletzt fehlt noch der Leitweg, der je nach Einstellung (TCP oder TLS) zu generieren ist. Beim Einsatz von TCP muss einen IP-Adresse hinterlegt werden. Bei TLS ist ein FQDN erforderlich, der auch im Zertifikat des Systems vorhanden sein muss.

$tcpRoute = NewCsStaticRoute `
    -TCPRoute `
    -Destination 192.168.1.2 `
    -Port 5070 `
    -MatchUri cstahost.msxfaq.de

Set-CsStaticRoutingConfiguration -Route @{Add=$tcpRoute}

Nun weiß der Lync-Server auch, wie er die SIP-Pakete an die besondere Domain zu routen hat. Voraussetzung ist natürlich, dass die Gegenstelle für das SIP-Paket auch damit etwas anzufangen weiß. Dies kann direkt die TK-Anlage sein oder auch eine Middleware wie z.B. das Gateway von Estos RCC Gateway. Wobei hier erst die Version 3.0 für Lync freigegeben sein soll.

Zudem sollte auf eine Besonderheit von Lync geachtet werden:

Some remote call control scenarios require a TCP connection between the Front End Server or Director and the PBX. Although Lync Server 2010 no longer uses TCP port 5060, during remote call control deployment you create a trusted server configuration, which associates the RCC Line Server FQDN with the TCP port that the Front End Server or Director will use to connect to the PBX system. für details, see the CsTrustedApplicationComputer cmdlet in the Lync Server Management Shell documentation.

Parameter beim Benutzer

Nun können Sie auch die Einstellungen beim Benutzer vornehmen. Dort wo sie ansonsten "Enterprise Voice" eintragen können sie nun zwei andere Optionen auswählen:

  • Remote Call Control
    Damit kann der Anwender das normale Tischtelefon steuern, wenn RCC funktioniert und die korrekte Daten in "msRTCSIP-LineServer" eingetragen wurden
  • Remote Call Control Only
    Diese engere Einstellung erlaubt dem Anwender nicht mehr, per PC zu Telefonieren, PC-Audio ist also unterbunden. Sofern alle Clients dann Lync sind, was über den Client Version Filter erzwungen werden kann, erspart man sich so die bisherige Konfiguration auf dem Client bezüglich Telephony Mode (Siehe auch RCC mit OCS)

Sie sehen hier, dass Sie die Auswahl zwischen "Remote Call Control" und "Remote Call Control Only" haben

Auf die weiteren Besonderheiten und Konfigurationen von RCC mit Lync gehe ich hier nicht weiter ein, da Sie sehr anlagenspezifisch sind und ich bislang noch keine Anforderunge hatte, Lync als RCC-Client zu betreiben.

Bitte nutzen Sie daher solange die offiziellen Dokumente

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