Logitech CC3000e / Logitech Group

Zugegeben, der Name hätte auch etwas einfacher ausfallen können aber vielleicht ist es auch ein Ziel des Marketings numerisch irgendwo oberhalb der dreistelligen Logitech BCC950 und Polycom CX7000 auf der einen Seite und dem Roundtable CX7000 oder der anderen Seite. Ein kurzer Test fand im kleinen Net at Work Besprechungsraum statt, in dem normalerweise 8 Personen teilnehmen können. Das CC3000e hat den Status "Lync optimized" "Skye zertifiziert" und "Cisco compatible". Vermutlich wird es auch mit anderen Soft-Clients mehr oder minder eingeschränkt funktionieren. Hier liegt der Schwerpunkt auf Lync.

Logitech hat die Plattform aktualisiert und nennt sie nun "Logitech Group"
Sie hat  4 statt 2 Mikrofone, schnellere Kamera, besserer Lautsprecher.

Auspacken und Zusammenbauen

Meine Kollegen fragten schon, ob ich mir einen 17" Notebook gekauft habe, als das Paket auf meinem Tisch abgelegt wurde. So was dann klar, dass der Test nicht am einem Schreibtisch stattfinden sondern in einem größeren Raum durchgeführt werden sollte. Dann kann die Kamera natürlich auch besser ihre Leistung ausspielen. Das Paket enthält folgende Komponenten:

  • Verbindungshub
    Sie dient als Koppelpunkt, um zur Tischstation, Kamera und PC nur jeweils nur ein einziges Kabel zu führen.
  • Tischbasis
    Enthält Lautsprecher, Mikrofonen, Display und unter der Ablage der Fernsteuerung angebrachte Steuerungstasten.
  • Kamera
    Motorisierte Full HD Kamera mit 1920x1080 bis 30fps und 90Grad Öffnungswinkel und 10x Zoom.
  • IR-Fernbedienung
    Zur Steuerung der Kamera (Zoom, Neigen, Drehen), der Lautstärke und des Anrufs. Die Batterie ist eine Standard CR2032-Knopfzelle.
  • Netzteil
    Versorgt alle Komponenten mit 12V/1A. Die Kamera, den Hub und die Tischbasis. Nur die Tischbasis wird im Bereich des Touchpanels leicht warm.

Der Zusammenbau ist problemlos und für übereilige Personen hat Logitech ganz pfiffig in den Innendeckel eine Aufbauanleitung gedruckt: Da sollte dann nichts mehr schieb gehen.

Für eine erfolgreiche Konferenz fehlt nur noch:

  • Großbildschirm oder Beamer
    Damit Sie ihre Powerpoint und das Bild der Konferenzteilnehmer auch den Teilnehmern vor Ort zeigen können.
  • Notebook oder PC
    Mit installiertem Lync Client als Konferenzsoftware.

Die CC3000e ist nur bedingt mobil und dürfte bei den meisten Kunden daher ortsfest installiert werden. Dafür sprechen auch die kleinen Metallhaken, mit denen optional die Steckverbindungen arretiert werden können. Es gibt keine Möglichkeit weitere Mikrofone, Kameras oder Lautsprecher anzuschließen. Die beiliegenden Kabel sind aber durchaus lang genug für eine ordentliche Verkabelung.

Die Basis ist aber stark genug, um einen Besprechungsraum mit vielleicht 4-12 Personen verständlich zu beschallen und die Wortmeldungen zu erfassen.

Anschluss an den PC

Das CC3000e ist kein eigenständiges Konferenzgerät, sondern benötigt einen PC mit Lync Client. Die Kompatibilität mit Skype und insbesondere Cisco habe ich nicht getestet. In dem Paket ist keine CD oder Datenträger enthalten und das habe ich für ein Gerät der "Lync optimized"-Klasse auch nicht erwartet. Schon nach dem Einschalten der Stromversorgung zeigt das LCD abwechselnd die Produktnamen und eine animierte Grafik zum Einstecken des USB-Anschluss an. Die Kamera schaut "in den Raum".

Sobald man den USB-Anschluss einsteckt, fährt die Kamera um ca. 90 Grad nach rechts und schaut 45 Grad auf den Boden. Eine klassische "Schlafposition", die auch andere Konferenzprodukte nutzen um die Inaktivität zu zeigen und sicher auch um Staubablagerungen auf der Linse zu reduzieren. Eine Schutzkappe liefert Logitech mit, aber die wirkt so billig aus Plastik, dass Sie wohl eher als Transportschutz gedacht ist. Es dauert ein paar Sekunden bis Windows sich dann die verschiedenen Treiber zusammen gesammelt hat.

Am Ende ist zu erkennen, dass ein mehrere USB-Geräte hinter verschiedenen Hubs gibt. Steckt man die Kamera z.B. nicht ein, dann erscheint Sie nicht in der Liste. Steckt man sie nachträglich an, dann erkennt der PC ein neues USB-Device. Es scheint fast so, als ob die "Spinne" zumindest zum Teil auf USB-Technik basiert. Die Verbindungskabel haben aber 6 Adern und die Steuerung der Kamera und Stromversorgung der Basis für 12V werden besser nicht über USB geführt. Über diesen Hub umgeht Logitech die Längenbeschränkung von USB auf 5m.

Der Rand um das Bedienfeld der Lautsprecherbasis kann die Farbe ändern und während des Verbindungsaufbaus blinkt sie blau. Im Ruhezustand ist die Beleuchtung aus. Nach der Installation der Treiber wird ein Neustart gewünscht. Ich konnte alle Tests aber ohne Neustart durchführen.

Lync Einrichtung

Was mit Lync "zertifiziert" ist, muss per Einstecken ohne weitere Treiber oder CD funktionieren. Das ist auch hier der Fall und Sie könne in Lync direkt das CC3000e als Audio und Video-Gerät auswählen.

Beim ersten Einstecken war die Kamera nur als generisches "USB-Videogerät" zu sehen. Später aber dann doch sauber deklariert. Mehr gibt es in Lync gar nicht einzustellen.

Das Vorschaubild hier habe ich absichtlich "verpixel". Das Bild ist in natura nicht so schlecht.

Audio

Die meisten Konferenzen sind immer noch "Audio-Konferenzen" auch wenn der Anteil mit Video sicher immer stärker wächst. Die Basis kann zwar kein analoges Telefon abbilden, aber wenn im Konferenzraum eh ein PC steht und per Software kommuniziert wird, ist das kein Problem. Laut meiner Testgegenstellen war die Verständlichkeit der Sprache sehr gut, unabhängig davon, ob ich nun direkt neben dem Gerät oder 3 Meter auf einem entfernten Platz gesessen habe. Die Mikrofone können mit einem Tastendruck stummgeschaltet werden, wobei sich die Farbe der umrandung dann auf rot wechselt.

 

Wenn ich es recht gesehen habe, sind links und rechts an der Tischstation die öffnungen (Magenta) und an der Vorderseite (Grün) sind die IR-Empfänger zu sehen. Ebenso ein IR-Empfänger an der Vorderseite der Kamera.

 

Umgekehrt war die Verständigung auch laut und deutlich. für meinen Geschmack ist der Lautsprecher sogar etwas laut aber dafür lässt sich die Lautstärke per Fernsteuerung oder an der Box selbst ändern. Da bei werden die Tasten an den PC gemeldet und steuern dort die Audioeinstellungen. Es ist also keine direkte Steuerung des Lautsprechers sondern eine indirekte Beeinflussung über den PC.

 

Vermutlich war es dem fehlenden Reboot geschuldet, dass an Anfang die Lautstärkeregelung nicht gegriffen hat.

Kamera

Die HD Kamera ist eine ganze andere Leistungsklasse, als übliche WebCams. Das wird schon bei der Größe und dem Optik sichtbar. Zudem kann um ca. 90 Grad nach Links und Rechts motorisiert geschwenkt werden und ausreichend stark nicken. Sie nimmt echtes HD Breitbild auf, auch wenn dies bei Lync in einer Konferenz nicht so entscheidend ist. Wenn die Aufnahme aktiv ist, leuchtet auf dem Sockel der Kamera eine helle blaue LED. Wenn Sie vergessen den Schutzdeckel abzunehmen, blinkt die LED blau.

Ein "Facetracking" hat die Kamera selbst nicht. Sie kann auch nicht selbst dem aktiven Sprecher folgen. Die Funktion "Facetracking" von Lync 2013 funktioniert auch nicht, da es im Konferenzraum ja keinen "Kopf" direkt vor der Kamera gibt. Insofern sollten Sie erst einmal davon ausgehen, dass ihr Gegenüber einen quadratischen Teilausschnitt zu sehen bekommt.

Breitbild gibt es bei Lync aktuell (Feb2014) nur, wenn die Funktion "Videospotlight sperren" aktiviert wird. Nur sehen dann alle Teilnehmer nur noch dieses eine Breitbild. Umso wichtiger ist dabei die Funktion mit der Kamera die Personen per Kamerasteuerung und Zoom heran zu holen. Der Schwenkbereich von +/- 90 Grad horizontal ist ebenso wie der vertikale Bereich von +/-45Grad ausreichend. Der optische Zoom wird am Ende durch einen digitalen Zoom erweitert.

Hinweis: Diese Bilder geben die Qualität der Kamera nicht mal ansatzweise wieder, da sie für die Anzeige auf der Webseite "kleingerechnet" wurden. Wer genau hinsieht, erkennt an der Anordnung des Net at Work Logo zur Schrift, dass das Bild horizontal gespiegelt ist. Das ist aber eine  Besonderheit der Lync "Video Preview", damit Sie als Anwender das Gefühl haben in einen Spiegel zu schauen. Die Konferenz ist dann wieder korrekt.

Zoomstufe Beispielbild

Kein Zoom

Maximaler optischer Zoom
(Bis der Motor verstummt)

Maximaler digitaler Zoom
(Kein Motor hörbar)

Wenn die Kamera ein Objekt heran gezoomt hat und sie dann die Kamera bewegen, dann ist natürlich die Geschwindigkeit viel zu hoch. Zwar hat die Bewegung eine Abstufung, d.h. am Anfang bewegt sich die Kamera langsamer und wenn der Knopf gedrückt bleibt, dann wird die Geschwindigkeit erhöht. Beim maximalen Zoom ist die Bewegung aber immer noch zu schnell. Zudem fällt dann auf, dass die Getriebemechanik doch ein größeres Spiel hat. Wer die Bewegungsrichtung wechselt, wird hier ein Rucken bzw. Bewegungsunterbrechung spüren. Dies dürfte aber eher ein Problem werden, wenn die Kamera sehr weit von den Personen entfernt aufgestellt ist. Wenn die Kamera z.B. Unter dem Monitor etwas von der Tischkante entfernt steht, dann ist die Grundstellung schon optimal.

So kann sie fast alle acht Teilnehmer problemlos erfassen und muss gar nicht geschwenkt oder gezoomt werden.

Ich bitte den "Kabelverhau" zu entschuldigen. Bei einer permanenten Installation sollte man das Netzteil natürlich nicht in die Tischsteckdose anschließen.

Zudem bietet es sich an, dieses System mit einem kleinen Mini-PC zu koppeln, der dann mit der CC3000e eine unabhängige Konferenzlösung darstellen kann. Eigentlich fehlt dann nur noch eine angepasste Software, die aus einem Lync Client auf einem PC ein kleines Room System macht.

Unstimmigkeiten

Ich konnte bei meinen Tests eine winzige Unstimmigkeiten feststellen. Hier die Schritte zum Nachstellen:

  1. Windows 7 Patchstand 21. Feb 2014 und Lync 2013 Client 15.0.4551.1007 MSO 10.0.4551.1007  32bit
  2. Ich starte ein "Meet Now"-Meeting
    Das Meeting ist aktiv und der PC ist Teilnehmer und Audio ist aktiv
  3. Anruf eines weiteren Teilnehmers
    Ich starte parallel einen zweiten Audiocall, z.B. Um jemand zu sprechen und dann in das Meeting zu ziehen. Der Meeting-Anruf wird solange "gehalten".
  4. Ich beende den Audiocall
    z.B. weil derjenige nicht ins Meeting kommen kann. Auf dem CC3000e steht dann als Status "onHold". Das ist soweit korrekt, da meine Konferenz ja noch "on hold" ist.
  5. Wiederaufnahme der Konferenz
    Dann gehe ich in die Konferenz zurück. Audio und Video sind wieder richtig geschaltet aber auf dem Display steht nun wieder der Name des Partners, den ich vorher angerufen hatte.

Das ist zusammen mit dem kleinen Spiel in der Mechanik der Kamera aber kein echtes Problem.

Telefonieren (mit Bluetooth)

Das CC3000e hat selbst keinen analogen oder ISDN-Anschluss um eigenständig als Telefon zu funktionieren. Die dazu erforderliche Touch-Bedienung oder 10er Tastatur ist dementsprechend auch nicht vorhanden. Aber es kann per Bluetooth mit einem Telefon verbunden werden und dann als leistungsfähige Freisprecheinrichtung dienen. Einfach lange den Bluetooth-Button drücken oder die NFC-Funktion nutzen. Sie können die Basis sogar per Bluetooth mit einem PC verbinden. Hier am Beispiel von Windows 7.

Das Logitech  CC3000e könnte dann sogar mit Lync als einfaches "Headset" (ohne Video) genutzt werden. Ich würde in dem Fall aber immer die USB-Verbindung vorziehen.

Ausschalten ?

Ich habe keinen "Schalter" gefunden, um das System auszuschalten. Nach ca. 30 Min ohne Meeting dreht sich die Kamera aber zur Seite. Auch wenn Sie den USB-Anschluss ausstecken, wird die Kamera weg geschwenkt. Ansonsten habe ich aber keine weiteren "Einsparungen" gesehen. Wer also unbedingt die letzten Watt Stromverbraucht sparen möchte, könnte das CC3000e z.B. zusammen mit dem Fernseher über eine gemeinsame schaltbare Steckdose steuern. Auf der anderen Seite dürfte der erste Konferenzleiter einer "Audio Only" Konferenz dann verzweifelt nach dem Einschalter suchen.

Es dürfte daher einfacher sein, das Gerät einfach wie ein Fernseher im "betriebsbereit"-Mode zu belassen. Ein USB-Kabel wird jeder Einstecken können um dann problemlos qualitativ hochwertige Konferenzen abhalten zu können.

Einschätzung

Die Luft wird immer enge für die bislang für Konferenzen eingesetzten kommerziellen aber teuren Lösungen. Logitech hat mit der Logitech BCC950 schon vorgemacht, dass es durchaus Sinn macht, die klassische PC-Web-Kamera mit USB-Lautsprecher links liegen zu lassen und für Konferenzen spezialisierte Geräte einzusetzen. Während die BCC950 sich primär für den Kleingruppen-Raum oder "Katzentisch" beim Chef eignet, ist die CC3000e eine richtig schicke und leistungsfähige Lösung für die üblichen Konferenzräume mit 6-12 Sitzplätzen.

Natürlich gibt es für diese Räume mit dem Roundtable oder dem CX7000 auch noch leistungsfähigere aber eben auch um ein vielfaches teurere Geräte. Vom Lync Room System wollen wir gar nicht erst sprechen. Auch wenn auf den ersten Blick knapp 800€ Listen-VK sie zögern lassen, so ist dies im Vergleich zu einem Roundtable (über 2000€) und CX7000 (über 7000€) schon fast wieder ein Schnäppchen.

Das Gesamtsystem kann auf ganzer Linie überzeugen, sieht hochwertig aus und dürfte den weiteren Einsatz von Lync als professionelle Konferenzplattform sicher fördern. Insofern ist der Werbespruch "Video für Every Conference Room" durchaus ernst zu nehmen. Ich sehe schon wieder die Diskussionen der Netzwerker über Bandbreite und QoS aufkommen. Aber auch darauf gibt es Antworten.

Ende Februar 2014 listen verschiedene Vergleichsportale das CC3000e schon mit Preisen zwischen 731 und 799€ Euro, aber mit noch unbekanntem Liefertermin. Schade, dass ich meine Version nicht gleich abkaufen konnte sondern für andere Tests zurückschicken musste.

Andere Kameras

Mittlerweile gibt es noch andere "USB-Kameras", die mit Lync funktionieren aber in einer ähnlichen Leistungsklasse spielen und sich deutlich von den USB-WebCams mit Preisen unter 100€ abheben. Die Liste ist sicher nicht vollständig und ich habe diese Kameras nicht selbst getestet.

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