Telefonheadset

Skype, Skype für Business (vormals Lync) sind eigentlich Produkte, die auf einem Computer mit richtigem Headset eingesetzt werden. Es gibt aber auch weiterhin Tischtelefone, die zumindest nicht so aussehen wie ein Computer, auch wenn auf vielen ein Linux o.ä. läuft. Aber auch diese Anwendergruppe möchte trotz Hörer (Handset) auch ein Headset nutzen. Diese Seite beschreibt die Technik dazu.

Arbeitsumgebung

Der klassische Telefonie-Anwender hatte in der Vergangenheit ein Tischtelefon, welches über 2-Draht/4-Draht-Leitung an die Telefonanlage (analog/ISDN/proprietär) angeschlossen war oder schon per VoIP mit der TK-Anlage kommuniziert.

Auf der anderen Seite des Telefons gibt es den Hörer, der fast immer mit vier Adern anschlossen ist: Zwei Adern für den Lautsprecher und zwei Adern für das Mikrofon. Komforttelefone haben zusätzlich oft eine Freisprecheinrichtung, d.h. in der Basis eingebaute Lautsprecher und Mikrofone, um ohne Hörer telefonieren zu können. Das geht natürlich nur in Konferenzräumen oder Einzelbüros. Die Taste für "Freisprechen" hat in der Regel dann auch das Gespräch gleich angenommen und beendet, so dass der Anwender nicht erst den Hörer auf die Seite legen musste

Einige Telefone haben aber auch schon einen "Headset-Taster", so dass der Ruf üb er diese Taste analog zum Freisprechen angenommen und beendet werden konnte. Hier am Beispiel des Audiocodes 420 HD (Audiocodes 4XX HD)

Hier sind zwischen Zahlenfeld und Hörer drei Tasten. Stummschaltung, Headset und Freisprechen. Sobald der Hörer abgehoben wird, erfolgt die Tonübertragung natürlich über den Hörer. Damit stellt sich natürlich die Frage, wie ein Headset angebunden wird:

Drahtgebundene Headsets am Telefon

Das Telefon ist per Kabel an den Tisch gefesselt, dann kann es das Headset auch sein. Die meisten Telefone mit direkter Headset-Unterstützung haben einen RJ-9/RJ-10 Port zum direkten Anschluss eines Headsets. Einige Gigaset-DECT-Mobilteile haben sogar einen 3,5mm Klinkenstecker, was aber eher unüblich ist. Die Kabelverbindung zum Telefon verhindert natürlich einen größeren Bewegungsraum des Anwenders aber ist aus vielerlei Aspekten oft die sinnvollste Anbindung. Kabelheadsets ..

  • .... sind nie leer
    da sie keinen Akku haben, funktionieren Sie immer wenn auch das Telefon versorgt wird. VoIP-Telefone können heute per PoE zentral versorgt werden. Ein Funk-Headset für Telefone hat hingegen fast immer eine Basisstation mit eigener Stromversorgung.
  • ... werden selten verlegt
    Gerade Headsets, die auch per Bluetooth mit einem Smartphone genutzt werden, werden oft auch "mit nach Hause" genommen. Das ist nicht schlimm, solange es wieder ins Büro zurück kommt und dann nicht gerade leer ist (-> Akku)
  • ... haben wenige Störfaktoren
    Ein 4 poliges Kabel ist eine dedizierte gesicherte und exklusive Verbindung zwischen Headset und Station. Sicher kann auch hier ein Störgeräusch eingekoppelt werden, z.B. wenn ein Mobiltelefon direkt nebenan funkt. Aber das ist nichts gegen ein mit WiFi/Bluetooth/DECT überlagertes Großraumbüro.
  • ... sind zweckgebunden
    Anwender können diese Headsets meist nicht parallel mit einem Mobiltelefon verbinden oder Musik damit hören. Sie sind einfach zum telefonieren da und auch dahingehend optimiert.

Allerdings sind Sie natürlich an den Ort "gebunden" und sie sollten als mechanischen Schutz eine TrennMöglichkeit haben, d.h. eine Steckverbindung, die sich bei zu viel Zugbelastung trennt. Es kann ja schon mal passieren, dass ein Mitarbeiter sich vom Tisch wegdreht, aufsteht oder irgendwo hängen bleibt. Es gibt entsprechende Steckverbinder, die per Feder oder Magnet die Verbindung aufrecht erhalten, aber bei Überlastung sicher und beschädigungsfrei trennen. Oft merkt der Gesprächspartner auf der anderen Seite dies nicht mal, wenn der Teilnehmer die Verbindung zügig wieder herstellt. Das gilt natürlich nur für "klassische" Kabelheadsets, die direkt Audio übertragen. Das funktioniert nicht mit USB-Headsets. Hier ist eine Kabeltrennung nicht ohne Verbindungsverlust möglich.

Da ich die Anbindung von Headset mit Telefon nicht selbst nutze, kann ich nicht verlässlich beschreiben, welches Headset mit welchem Telefon funktioniert und ob der als EXT auf AUX bezeichnete Zusatzport kompatibel ist oder nur proprietäre Beistellgehäuse unterstützt.

Ich versuche ein Liste der Lync/Skype für Business zertifizierten Telefone zu führen:

Telefontyp LAN PC-LAN Handset
port
Headset
port
AUX
EXT
Bluetooth USB

Polycom VVX500 (Polycom VVX)

1000MBit

1000MBit

RJ-9

RJ-9

Ja

Nein

  • Headset
  • Kamera

Audiocodes 420HD
Audiocodes 4XX HD

100MBit

100MBit

RJ-9

RJ-9

Nein

Nein

Nein

Audiocodes 430HD

100MBit

100MBit

RJ.-9

RJ.-9

AUX

Nein

Nein

Aastra 6525ip (Aasta 6725ip)

1000MBit

1000MBit

RJ-11

RJ-11

Nein

Nein

  • Tether

SNOM je nach Modell. Siehe SNOM Telefone

 

 

 

 

 

 

 

YeaLink MSXFAQ.DE:Yealink

1000MBit

1000MBit

RJ-9
(4P4C)

RJ-9
(4P4C)

RJ-12
(6P6C)

Nein

  • Offen

Drahtlose Headsets

Heute ist aber natürlich doch "drahtlos" viel schicker und entsprechend gibt es natürlich auch für Tischtelefone schon lange entsprechende Lösungen. Meist kommt hier eine Basis zum Einsatz, die dann neben dem Telefon steht und mit Strom zum Betrieb der Basis und zum Laden des Headset versorgt wird. Interessant wird nun natürlich, wie diese Basis mit dem Telefon verbunden wird.

  • Funkverbindung
    Wenn die Funkverbindung einfach nur ein "Ersatz" für die Drahtverbindung ist, dann ist dies technisch zwar möglich aber nicht effektiv. Wenn das Headset und die Basis nicht mitbekommen, wann telefoniert wird, muss die Funkverbindung permanent bestehen bleiben. Das halten die meisten Akkus, die ja "klein und leicht" sein sollen, nicht aus. Also muss das Headset mitbekommen, wann die Funkverbindung aufgebaut werden soll
  • Rufsteuerung
    Wenn die Mitarbeiter schon drahtlos unterwegs sind, dann erwarten Sie zurecht auch eine Anrufsteuerung am Headset, d.h. die Rufannahme und Beendigung über einen Schalter am Headset. Auch dazu ist ein Steuerungskanal erforderlich. Diesmal aber in die Gegenrichtung von Headset zum Telefon. Entweder bekommt das Telefon elektrisch mit, dass das Headset eine Verbindung anfordert oder das Headset steuert einen Motor, der den Hörer etwas anhebt. Solche Geräte gibt es wirklich unter dem Namen "Handset-Lifter". So kann fast jedes Tischtelefone dann für den Betrieb mit einem Headset tauglich gemacht werden.

Besser ist es natürlich, wenn sowohl Telefon als auch Headset-Basis über entsprechende Schnittstellen zur Ansteuerung verfügen. Es gibt sogar Headsets, die für den parallelen Betrieb mit Telefonen und PC (Dual-Use) geeignet sind. Ich habe hier zwei Basis-Stationen exemplarisch von unten abgebildet:

System Bild

Jabra MT5390 Basis

Dies war mein erstes Jabra Lync-Headset, welche über einen USB-Dongle direkt mit dem PC gekoppelt werden konnte. Als Ablageplatz ist eine große runde Basis dabei, die aber ebenfalls mit dem Headset kommunizieren kann. Hier sehen Sie auf der Unterseite gleich mehrere Buchsen. Von Links nach Rechts:

  • Stromversorgung
  • Anschuss für den Hörer
    Hier wird der Hörer also an die Basis verbunden
  • Anschluss zum Telefon
    Das Kabel, welches bislang vom Telefon zum Hörer ging, kann nun an der Basis eingesteckt werden. Damit ist die Basis schon einmal in den Audiokanal eingebunden.
  • AUX
    Dieser Anschluss erlaubt die Verbindung zu entsprechend kompatiblen Telefonen, damit das Headset auch die Rufannahme und Beendigung steuern kann

Weiter unten gibt es dann noch Schiebeschalter für die Kanal und Pegelanpassen. Auch sind ja nicht alle Telefone gleich

Jabra GN9350 Basis

Ein zweites Headset hat vergleichbare Anschlüsse nach hinten. Auch hier sieht man von links nach rechts:

  • RJ9/RJ10-Buchse zur Verbindung mit dem Telefon
  • RJ9/RJ10-Buchse zum Anschluss des Hörers bei Nicht Benutzung des Headset
  • Strom als Versorgung für die Basis
  • USB für den Einsatz mit VoIP-Software wie z.B. Lync
  • AUX-Anschluss für die Steuerung des Telefons

Jabra Pro 9470

Sicher das Luxusmodell mit Touch-Display und neben USB-Verbindung für PCs auch mit Telefonanschluss und sogar Bluetooth-Partnerschaften.

Sie können sicher noch weitere Headsets mit vergleichbarer Ausstattung finden. für einen "guten" Betrieb eines Headsets an einem Tischtelefon sind immer zwei Faktoren relevant:

  1. Headset-Vorbereitung am Telefon.
    Es ist immer von Vorteil, wenn das Telefon einen extra Ausgang für ein Headset hat, damit sie nicht erst das Hörer-Kabel durch die Basis umleiten müssen. Oft ist mit dem Anschluss auch ein eigener Taster verbunden.
  2. Anschlüsse an der Headset Basis
    Zumindest bei Funk-Headsets ist es unerlässlich, dass das Telefon dem Headset mitteilen kann, dass es die Funkverbindung herstellen muss. Wünschenswert ist dann auch der "Klingelton" im Headset statt am Telefon und die Rufsteuerung über das Headset

Nicht alle Headsets haben alle Funktionen und es gilt auch immer einen Budget-Rahmen zu beachten.

Beispielkonfigurationen

Lösung Pro Nachteil

Telefon ohne Headset-Support

Wenn das Telefon gar keine Unterstützung für ein Headset hat, dann bleibt immer noch die Option das Headset in die Anschlussleitung des Handhörers einzubinden. In der Regel macht diese Anbindung nur mit kabelgebundenen Headsets Sinn.

  • Günstig
  • Einfach
  • Kein Netzteil
  • Zuverlässig
  • Keine Rufsteuerung am Headset
  • Anwender muss Hörer "daneben" legen oder teurer Headset-Lifter erforderlich
  • Kaum für Funk-Headsets geeignet

Telefon mit Headset-Ausgang

Wenn ein Telefon einen Anschluss für ein Headset hat, hat es meist auch eine Taste für die Rufsteuerung per Headset.

  • Einfache Bedienung
  • Günstig
  • Bedienung am Telefon
  • Primär für kabelgebundene Headsets
  • Nicht optimal für Funkheadsets. Dort muss die Funkverbindung entweder permanent bestehen oder über einen separaten Tastendruck auf und abgebaut werden
  • Nicht für USB-Headsets

Optimierte Headset Lösung per Kabel

Die Audio-Verbindung kann hier per eingeschleifter Basis ins Hörerkabel oder über einen extra Eingang erfolgen. Bei dieser Konstellation gibt es aber auch eine Steuerleitung, über den das Headset z.B. die Rufannahme und das Ende steuern kann. Viele Telefone haben dazu einen AUX-Anschluss o.ä.

  • Funkverbindung nur aktiv, wenn telefoniert wird
  • Lange Laufzeit
  • Rufannahme und Steuerung am Headset
  • Headset und Telefon müssen "passen"
  • Lösung ist eher "teuer"
  • ggfls. Adapterkabel erforderlich
  • Umschalten auf Hörer bei eingeschleifter Basis ist knifflig

Funkbasis im Telefon

Optimierte Headset Lösung per Funk/USB
Wenn das Telefon selbst modern genug ist, um direkt ein Headset per Funk (z.B. Bluetooth) oder USB anzubinden, dann können nicht nur Audio sondern auch die Steuerungsdaten per Funk übertragen werden.

  • Günstiges "Standard Headset"
  • Steuerung am Headset
  • Keine Kabel
  • Telefon muss Headset-Betrieb unterstützen
  • Kompatibilität zu prüfen

Sie sehen, dass es durchaus unterschiedliche Anschlussvarianten,. Telefone und Headsets geben kann und es nicht immer einfach ist, eine technisch funktionierende und für den Anwender zufriedenstellende Kombination zu finden. Die technische Kompatibilität können ihnen sicher die Vertriebsleute der Geräte nennen aber über die Akzeptanz durch den Anwender wird letztlich am Tisch entschieden. Wohl dem, der aus anderen Projekten hier schon Erfahrungen beisteuern kann. Das Thema "User Adoption" darf hier nicht unterschätzt werden.

Viele Probleme, die Sie mit Headsets an Tischtelefonen haben, sind mit PC-basierten Headsets gar nicht mehr aktuell, auch wenn es hier ebenfalls eine große Auswahl an Headsets gibts

Noise cancelling

Wenn ein Telefon-Headset auch per Strom versorgt wird, können hier natürlich auch moderne Signalprozessoren zur Echo-Unterdrückung und ggfls. Außengeräuschreduzierung (Noise Cancelling) eingesetzt werden.
Da viele Tischtelefone aber mit einem Kabel-Headset betrieben werden und hier auch mal 2-4m „Kabel“ als Antenne wirken, kann die Sprache durch Einkopplung anderer Sender gestört werden. Den meisten Lesern wird sicher die Wirkung eines Mobiltelefons in der Nähe eines Audiogeräts bekannt sein. Auch hierfür gibt es spezielle RF-Filter. Z.B. http://www.headsetexperts.com/Plantronics_27170-01_p/27170-01.htm )
Schon der Preis zeigt, dass es sich dabei kaum um Hochtechnologie handelt, sondern eher um ein Gehäuse mit Stecker und Buchse und einem Tiefpass aus einer Spule und Kondensator, um eben nur die „Sprache“ (0-8kHz) passieren zu lassen.

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