CLIP und CLIP no Screening - Calling Line Identification Presentation

Das Kürzel "CLIP" (Calling Line Identification Presentation) steht für die Funktion, dass der angerufene Teilnehmer die Rufnummer des Anrufers angezeigt bekommt. Im Privatkundengeschäft finden Sie die Bezeichnung CLIP daher z.B. bei vielen kleinen Telefonanlagen und DECT/GAP-Funktelefonen.

Die Übermittlung einer anderen Rufnummer bei einem ausgehenden Ruf muss immer vom Carrier freigeschaltet werden und kostet oft monatlich zusätzlich. Ob die abweichende Nummer aber auch beim Übergang zu einem anderen Provider genutzt wird, ist nicht sichergestellt. Die Übermittlung einer Rufnummer aus einem ganz anderen Land kann aber muss nicht funktionieren. In einigen Ländern ist dies sogar verboten.

Clip beim gerufenen Teilnehmer

Bei Privatkundenanschlüssen signalisiert die Telekom die Rufnummer des Anrufers über den ISDN-D-Kanal oder bei analogen Leitungen über spezielle Signale vor dem Verbindungsaufbau an das Endgerät. Damit diese Funktion möglich ist, muss beim angerufenen Teilnehmer natürlich die technische Voraussetzung gegeben sein, dass diese Zusatzinformationen bis zum Endgerät gelangen und dort angezeigt werden können. Wird beim gerufenen Teilnehmer z.B. eine Telefonanlage eingesetzt, dann muss diese die Informationen vom Telefonnetz annehmen und an das Endgerät auch in kompatibler Form weiter geben.

Die Funktion CLIP ist bei den meisten Privatkundenanschlüssen ein Standardmerkmal, d.h. wenn der rufende Teilnehmer seine Rufnummer übermittelt, dann wird sie auch bis zu ihnen übertragen. Wenn ihr Telefon diese Informationen nicht anzeigen kann, dann ist das sprichwörtlich "ihr Problem".

User Provided und Network Provided Rufnummer

Aber natürlich stellt sich dann die Frage, welcher Rufnummer sie denn hierbei tatsächlich sehen ?. Als Anschlussinhaber können Sie z.B. eben auch die "Rufnummernunterdrückung" aktivieren, so dass der Angerufene keine Rufnummer mehr sehen kann. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn im ISDN-System gibt es immer zwei Rufnummernfelder, die generiert werden:

  • Network Provided
    Dabei handelt es sich um die Anschlussnummer des Teilnehmers. bei privaten Anschlüssen ist dies meist die erste MSN des Anschlusses. Bei Anlagenanschluss ist es die "Stammnummer". In der Regel ist das die erste Nummer aus dem Rufnummernblock, d.h. wenn Sie wie Net at Work die 05251 304 500-899 haben, dann ist es die "05251 304 5"
  • User Provided
    Alternativ kann ich als Anrufer eine Rufnummer beim Verbindungsaufbau mitgeben, welche zusätzlich zur "Network provided" Number übertragen wird. Allerdings kann jedes System zwischen dem Anrufer und angerufenen System diese Rufnummer ausfiltern, prüfen, modifizieren.

Diese "Funktion" gibt es nicht nur bei Anlagenanschlüssen, sondern auch bei Mehrgeräteanschlüssen. Sie können hier sicher die "MSN" (Multiple Subscriber Number", über welche an einem S0-Bus bis zu 10 MSN konfiguriert werden können. So können gezielt bestimmte Endgeräte angerufen werden. Aber auch umgekehrt wird beim ausgehenden Ruf natürlich die MSN des Geräts mit zur Telekom und weiter übermittelt.

Interessant wir die "Mischform, wenn sie z.B. eine Telefonnummer übermitteln, die in den "Rufnummernplan" passt. Dann kann die Telekom diese "korrekte" Nummer durchaus als "network provided" Nummer weiter geben. Wenn ich also von Paderborn aus mit der 05251304613 aus rufe, kann kann die Telekom diese als Nummer in meinem Bereich 500-899) erkennen und entsprechend als "gültig" übernehmen. So kann ich ihnen meine "Durchwahl" mit anzeigen lassen, selbst wenn Sie von der "Stammnummer" abweicht.

Bei SIP wird eigentlich nur eine Nummer übertragen. Daher ist es vom Gateway abhängig, welche per ISDN gemeldete Rufnummer letztlich beim Anwender erscheint. Bei einem Mediant 1000 wird dies auf dem Trunk eingestellt:

Die Aktivierung sorgt dafür, dass bei eingehenden Anrufen immer die "User supplied" Nummer  der Gegenstelle übernommen wird. Dies ist in den meisten Fällen die passende Einstellung.

Rufnummern und Callcenter, Rettungsdienste etc.

Da sie nun genauer wissen, wie das mit der übertragenen und angezeigten Rufnummer funktioniert und wie flexibel der Anrufende die Rufnummer vorgeben aber leider auch falsch angeben kann, sollten Sie der angezeigten nicht blind vertrauen. Die meisten Endgeräte zeigen nämlich die "User provided" Nummer an, wenn der Anrufer diese vorgibt und die Vermittlungsstelle die Übermittlung zulässt. Die eindeutig den Anschluss identifizierende "network provided" Nummer hingegen sehen Sie an ihrem Privatanschluss dann nicht.

Rettungsdienste  und Polizei nutzen natürlich die "Network provided" Number", so dass der Anschluss von dem der Anruf ausgeht, immer ermittelt werden kann. Ich weiß aber nicht, inwieweit diese Dienste zusätzlich auch die "User provided" Number auswerten.

Aber wir gehen nun natürlich mal von der "guten" Nutzung mit OCS aus, bei der wir dem angerufenen Teilnehmer die korrekte Nebenstelle mitteilen wollen und bei einer Weiterleitung auf das eigene Zweittelefon (Mobil oder Zuhause) die Rufnummer des weitergeleiteten Anrufers und nicht des eigenen Anschlusses angezeigt wird.

Rufnummern extern anzeigen (CLIP no screening)

Wenn sie mit ihrem OCS-Server in die weite Welt hinaus rufen, dann haben Sie natürlich eigene Vorstellungen bezüglich der übermittelten Rufnummern. Normalerweise übermittelt OCS seine Rufnummern über SIP an das Gateway, welches dann die Rufnummern für die TK-Anlage wieder normalisiert und weiter gibt. Und da kann zweierlei schief geben:

  1. Sie übergeben eine "falsche Rufnummer" und der Anrufer sieht nur die "Stammnummer
    Die Telefon sorgt per Default dafür, dass die angezeigte Rufnummer "gültig" ist. wenn Sie als glauben, sie könnten eine beliebige (falsche) Rufnummer übermitteln, dann sieht der Anrufer einfach ihre "Stammnummer".
    Übergeben Sie einfach die richtige Rufnummer und schon sieht der angerufene Teilnehmer auch ihre korrekte Nummer
  2. Sie übergeben eine "falsche Nummer" und die Gegenseite sieht diese falsche Nummer
    Auch dies ist möglich, besonders wenn Sie auf der Telekom-Seite die Funktion "CLIP no Screening" aktiv ist. dann erlaubt der Provider die Übermittlung eigener Rufnummerndaten. Der Angerufene bekommt diese dann angezeigt. Übermittelt werden aber beide Daten.
  3. Sie übergeben die richtige Nummer aber die Gegenseite sieht nur die Stammnummer
    In diesem Fall kann es sein, dass ihr Anschluss das Feature "CLIP no Screening" nicht konfiguriert hat oder es kann auch sein, dass die TK-Technik beim angerufenen Teilnehmer die "User provided" Nummer ignoriert und per Default die "Network provided" Nummer auswertet.

Richtig wäre natürlich, das Sie die gewünschte Nummer senden und die Gegenseite die richtige Nummer sieht. Die Funktion, eine "eigene Rufnummer" zu senden (bei aktiviertem CLIP no Screening) ist nützlich, z.B. Um eine Supportrufnummer statt einer individuellen Nummer zu verwenden. Zudem ist dies eine Voraussetzung, wenn Sie eine eigene Vermittlungsstelle betreiben wollen. Allerdings sollten sie dann sicherstellen, dass die vorgegebene Rufnummer "immer" die richtige Nummer ist, damit ihre Partner Sie identifizieren, auflösen und zurückrufen können.

Rufweiterleitung und Clip no Screening (CLIP)

Bei der Quellnummer von OCS nach extern können Sie nicht davon ausgehen, dass hier immer nur "interne" Rufnummern erscheinen. Wenn jemand seine Rufe nach extern(z.B. Mobil) weiterleitet, dann erscheint als Anrufer die externe Rufnummer. Diese muss ebenfalls korrekt "normalisiert" werden. Zudem muss der Amtsanschluss "CLIP no Screening" unterstützen, damit diese fremde Rufnummer übermittelt werden kann.

An sehr vielen Stellen kann dabei die gewünschte Rufnummer manipuliert oder verworfen werden, z.B.:

Stelle Beschreibung

Es kann durchaus sein, dass der Anrufer selbst die Rufnummer nicht korrekt an seine nächste Vermittlungsstelle sendet oder gar die unterdrückung der Rufnummer anfordert.

Die erste Vermittlungsstelle kann ebenfalls "schuld" sein, wenn hier die "User provided" Nummer verworfen und nicht weiter geleitet wird.

Wenn beide Nummern von TDM-Netz zu ihrem Anschluss gemeldet werden, dann entscheidet ihre TK-Technik, welche Nummer sie intern weiter gibt. Normale Telefone könne ja auch nur eine Nummer anzeigen.

Auf das Gateway, welches die Verbindung zwischen klassischem TDM und OCS herstellt, muss eine der beiden Rufnummern übernehmen und per SIP weiter melden. Ein Audiocodes-Mediant Gateway nutzt z.B. die "Network Provided" Number als Default.

Die folgende Beschreibung gilt z.B. für die Weiterleitung des Telefonat an einen Zeitanschluss (Simultananruf). OCS leitet den Ruf nun auch an meine Zweitnummer (z.B. Mobiltelefon) weiter. Damit ich auf meinem Mobiltelefon natürlich nicht die uninteressante Paderborner Büronummer sehe, sollte die Rufnummer des Anrufers weiter geleitet werden.

Stelle Beschreibung

OCS sendet tatsächlich die Rufnummer des Anrufers im SIP-INVITE über den Mediation Server zum Gateway, welches nun die Anrufdaten z.B. in das ISDN-Netz übertragen muss. In der Regel nimmt das Gateway daher die rufende Nummer und übersetzt sie in das Feld "User provided" Nummer im ISDN. Voraussetzung ist aber, das Sie bei der Konfiguration des Gateways und den Normalisierungsregeln dies auch berücksichtig haben, dass von intern auch "fremde" Rufnummern kommen können.

Wenn zwischen dem OCS Gateway und dem Amt noch eine Telefonanlage geschaltet ist, dann kann auch hier einiges bei der Verarbeitung der Rufnummern schief gehen. Meist verbieten TK-Konfigurationen, dass von intern "ungültige" Nummern verwendet werden. Dies muss beim OCS-Anschluss explizit erlaubt werden.

Beim Übergang von TK-Anlage zum Amt gilt es auch wieder, dass die TK-Anlage die Nummer richtig übergibt und auch der Provider dies zulässt.

Zuletzt kann die Anzeige der Rufnummer natürlich noch beim gerufenen Teilnehmer scheitern. Im einfachsten Fall sieht er mangels Display gar nichts. Kniffliger wird es, wenn auch dort eine Telefonanlage zum Einsatz kommt, bei der ebenfalls die Punkte 3 und 4 zu prüfen wären

Sie sehen also, dass es sehr viele Stellen gibt, an denen die Übermittlung der rufenden Rufnummer scheitern kann. Und weil das alles noch nicht komplex genug ist, können SIP und diverse ISDN-Protokollerweiterungen (z.B. QSiq) sogar Namen statt Nummern übertragen. Wenn als z.B. eine Telefonanlage nebenbei mal schnell eine Suche in einer Telefondatenbank vornimmt, kann die angezeigte Nummer schon irgendwo durch einen Namen ersetzt werden.

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Clip., Ausland und Roaming

Bei einem Einsatz in Dänemark ist mir ein komisches Verhalten aufgefallen, das ich hier einmal zum besten geben möchte. Dabei ruft ein dänischer Anwender ein deutsches Mobiltelefon an, welches sich aber in Dänemark befindet. Der Ruf kommt an aber als Anrufer steht dann nicht +451234567 sondern nur 1234567. Ruft der dänische Teilnehmer aber ein deutsches Mobiltelefon in Deutschland an, dann wird die Nummer richtig angezeigt. Entsprechend kann man davon ausgehen, dass die Nummer korrekt vom dänischen Lync Server über den SIP-Trunk zum Carrier geht und dieser die Nummer korrekt zur Telekom weiter gibt.

Die Anzeige einer beliebigen Rufnummer ist natürlich gewollt. Stellen Sie sich vor, sie reisen in das Ausland und rufen von ihrem Mobiltelefon an. Der dortige Provider übermittelt dann die deutsche Mobilfunknummer über den Signalisierungskanal. Ob die Nummer tatsächlich stimmt, könnte bei der Anmeldung des Mobilfunktelefons in seinem Netz natürlich verifizieren aber darauf legt wohl niemand Wwert.

CLIP Fälschung

Leider gibt es auch zwischen den TK-Carriern wohl keine Vorgaben oder Sanktionen, wenn die Betreiber ihre Kunden bei Fälschungen nicht bestrafen. Insofern werden wir halt weiter damit leben müssen, dass türkische oder indische Callcenter mit einer angeblich deutschen Rufnummer in Deutschland bei Firmen und Privatpersonen anrufen und ihre Geschäfte versuchen.

Anscheinend hat es sich noch nicht durchgesetzt, dass ein Anrufer die Identität z.B. digital signieren muss. Aber auch bei SMTP hat es lange gedauert, bis sich mit DKIM ein Standard gebildet hat. Die Existenz eines Standard bedeutet aber noch nicht, das es auch überall eingesetzt wird.

Clip und SIP

Es kann zwei Sonderfälle geben, bei denen Sie jemand extern anruft und sie über eine Weiterleitung oder einen Parallelanruf auf einen anderen Anschluss nicht die Rufnummer des Anrufers sehen.

  • Unterdrückte Rufnummer
    Wenn der Anrufer schon keine Rufnummer mit sendet, dann kann der Lync Server natürlich Auch keine andere "rufende Nummer" an den Zielanschluss senden
  • Federation-Anruf
    Wer Lync mit Federation und Edge betreibt, kann natürlich auch über den Weg einen Audioanruf erhalten, der natürlich auch auf das das Weiterleitungsziel signalisiert wird. Auch hier kommt eine SIP-Adresse beim Gateway an und keine Rufnummer.

Weitere Kurzcodes zu Rufnummern und Telefonie

In der Telefonie-Welt gibt es noch einige andere "Kurzcodes" bei der Verarbeitung von Rufnummern, die ich hier kurz zusammen fasse:

  • CLIP (Calling Line Identification Presentation)
    Dieses "Feature" muss bei ISDN vom Provider angeboten werden und erlaubt ihnen die Übertragung einer eigenen Rufnummer an den angerufenen Teilnehmer. Das Gegenteil davon lautet CLIR. Auch wenn CLIP meist erlaubt ist, so ist es nicht immer sichergestellt. Prüfen Sie daher dieses Feature bei der Beantragung oder Bestätigung des Telefonanschlusses.
  • CLIR (Calling Line Identification Restriction)
    Dieses Gegenstück zu CLIP bedeutet, dass die Rufnummernanzeige beim gerufenen Teilnehmer unterbleibt. (Rufnummern unterdrückung). Das ist aber nicht die ganze Wahrheit, da Rettungsdienste und Polizei immer die "Network provided Number" übermittelt bekommen. Es gibt aber auch Dienste wie z.B. Seelsorge, die keine der Nummern des Anrufers erhalten. Diese Funktion ist bei Privatanschlüssen in der Regel aktiv, d.h. Sie müssen explizit zustimmen, wenn die Telekom ihre Rufnummer übermitteln soll.
  • COLP (Connected Line Identification Presentation)
    Innerhalb von Firmen ist es gängige Praxis, dass im Display auch angezeigt wird, wenn ich in einer Warteschleife stecke oder weiter verbunden werden. Dieses Zusatzfunktionen sind ebenso aktivierbar, auch wenn Sie mit dem direkten Rufaufbau nichts zu tun haben. Sie funktionieren sogar über das TDM-Netzwerk.
  • MSN (Multiple Subscriber Number)
    An einem ISDN-Basisanschluss können bis zu 8 Geräte betrieben werden. Um gezielt Geräte zu erreichen, werden MSNs konfiguriert, die der Rufnummer des Geräts entsprechen. Ein Gerät kann Rufe für mehrere MSNs annehmen.
  • EAZ (Endgeräte Auswahl Ziffer)
    Ehe EuroISDN (DSS1) als Standard erkoren wurde, konnten Sie schon ISDN-Anschlüsse mit dem nationalen Protokoll (1TR6) erhalten. Hier gab es keine MSNs sondern nur die einstellige EAZ. Mein erster ISDN-Anschluss hatte die 0727 9213x, wobei die letzte Ziffer den Werte von 0 bis 9 einnehmen konnte.

Provider

Natürlich muss der Telko-Provider mitspielen. Denn dieser muss ja die Rufnummer "weitergeben". Auch wenn dies eigentlich nur eine Konfigurationseinstellung ist, lassen sich dies die Anbieter fürstlich belohnen. So will die Telekom 22,22 Euro (Netto) pro Monat, also über264€/Jahr für dieses "Feature.


Quelle: Preisliste Zusätzliche Leistungen ISDN-Anlagenanschluss www.telekom.de/dlp/agb/pdf/38300.pdf

Bei Vodafone kommt man mittlerweile anscheinend billiger weg. Früher waren das sogar 22,50€


Quelle: http://dslshop.vodafone.de/eshop/business/97080889/0/0/download/vodafone-gk-sprache-preisliste.pdf

Wenn man diese Zahl mit der Menge der Firmenanschlüsse multipliziert, dann macht das einen ganz schönen Batzen für so wenig Leistung aus.

Warum diese Funktion ?
Die Funktion erlaubt es, bei Weiterleitungen externer Rufe nach Extern (z.B.: auf Mobilfunktelefone) die Rufnummer des originalen Anrufers zu übermitteln.

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