KMU 2010

Als kleine und mittlere unternehmen (KMU) sehe ich firmen mit 50bis vielleicht 500 PC-Arbeitsplätzen/AD-Benutzern an. Laut statistischen Daten beschäftigen diese unternehmen über 60% aller Mitarbeiter in Deutschland,

Exchange 2010 ist draußen und es könnte der Eindruck entstehen, dass Microsoft das Produkt immer weiter Richtung "große Firmen und Hoster" entwickelt. Den Eindruck könnte man schon gewinnen, wenn Sie sich die verschiedenen Vorträge zu Exchange 2010 so anschauen. Es ist noch nicht bekannt, ob es Exchange 2010 irgendwann einmal in den Small Business oder Essential Business Server einfließen wird. Zudem sind die Bestrebungen von Microsoft, viele Kunden ein Postfach "in der Cloud" (MPOS) anzubieten, unübersehbar und für kleine Firmen durchaus eine Überlegung werden. Trotzdem sehe ich es noch nicht, dass auch der klassische Deutsche "Mittelstand" seine Exchange Server aufgibt. Und da es noch sehr viele Exchange 2003 Server gibt, die in nächster Zeit zur Migration anstehen, stellt sich für viele IT-Leiter die Frage, ob Exchange 2010 noch das richtige Produkt ist.

Ja!, Exchange 2010 ist das richtige Produkt. Exchange 2010 übertrifft sogar noch Exchange 2007, so das sogar ein Update auf Exchange 2010 interessant ist. Davon möchte ich sie auf dieser Seite überzeugen.

Der klassische "Single Server"

Die meisten KMUs dürften vermutlich mit einem einzelnen Exchange 2003 oder vielleicht schon 2007 Server arbeiten. Der Betrieb von Exchange 2003 als Cluster stellt schon besondere Anforderungen an die Hardware (Shared Disk, SAN) und auch das Know-how der Administratoren muss vorhanden sein. Damit ist auch klar, dass die meisten dieser Firmen mit überschaubaren Datenbanken arbeiten, die ansonsten nicht mehr schnell genug zurück gesichert werden können. Damit unterliegen Sie aber auch dem Risiko lokaler PST-Dateien oder dass die Anwender anderweitig ihre "übergroßen" Elemente ablegen. Damit greifen keine Archiv oder Compliance-Regeln.

Schon für diese Kundenklientel wäre der Wechsel auf einen einzelnen Exchange 2007 Server ein großer Gewinn gewesen, da z.B. LCR zumindest als erste Linie ein Restore überflüssig machen kann. Und allein mit einem weiteren Standard Server ein SCR-Paar aufgebaut werden konnte, welches sogar "kreuzweise" repliziert eine gewissen Aufteilung der Last erlaubt hat. Nur der klassische CCR wurde in diesen Umgebungen eher selbst eingesetzt, da er nicht nur Windows Enterprise., sondern auch zwei Exchange Enterprise Lizenzen und zwei Exchange Standard Lizenzen für die Hub/Transport/CAS-Rollen benötigt hat.

Diese gesonderten Server und Lizenzen sind für Exchange 2010 DAGs ebenso wenig erforderlich, wie Exchange Enterprise Lizenzen (wenn man maximal 5 Datenbanken nutzt). 5 Datenbanken sind für die meisten KMUs locker ausreichend, zumal sie mit Exchange 2007 Standard auch nicht mehr hatten und mit Exchange 2003 sogar auf eine Datenbank mit 75 GB beschränkt waren.

Aber auch KMUs benötigen "Verfügbarkeit". Das muss keine Hochverfügbarkeit sein, bei der Ausfallzeiten unter einer Minute erreicht werden müssen aber mehrere Stunden sind immer weniger tolerierbar wie auch geplante Down-Zeiten zur Installation fälliger Updates. Insofern werden die meisten KMUs sich sowieso Gedanken machen, ob sie einen Server als "Reserve" vorhalten oder welche alternativen Optionen (Virtualisierung, 3rd Party Software zur Steigerung der Verfügbarkeit etc.) eingesetzt werden. Insofern ist der "linke Server" wirklich nur etwas für ganz kleine Firmen mit wenig Ansprüchen an Verfügbarkeit

2010 DAG im Vergleich zu "alten" Lösungen.

Aber für alle anderen, die Über Verfügbarkeit nachdenken, ist die Exchange 2010 DAG eine genaue Betrachtung wert. Damit der Vergleich übersichtlich bleibt, basiert die Exchange 2010 Planung auf dem Modell der 2-Server-DAG, bei der zwei Exchange 2010 maximal 5 Datenbanken betrieben werden und die CAS-Funktion entweder per externem Load Balancer oder ohne Lastverteilung als Cluster-IP bereit gestellt wird. Sonstige Infrastruktur wie redundante Switches, Domaincontroller, Backupagenten etc. liegen außerhalb der Betrachtung, da Preise und Verträge hier sehr individuell sein können.

Die Farben bei den "Altversionen" zeigen an, wie diese Server sich im Vergleich zu einer Exchange 2010 DAG schlagen. Bei Grün ist das alte Produkt im Vorteil.

Anforderung/Funktion Exchange 2010 DAG Unterschied zu CCR Exchange 2007 SCR Unterschied zu LCR/Single 2003 Single Server
Hardware (Anzahl Server)

2 Server

- 2 Server

Gleich

+1 Server

+1 Server

Hardware Storage Kosten

Günstig da reduzierte Anforderungen

günstiger da weniger I/Os

günstiger da weniger I/Os

günstiger da weniger I/Os

viel günstiger da 64bit, Cache im RAM etc.

Windows Lizenzen

2x Enterprise

Gleich

+ 2 Enterprise
- 2 Standard
+2 Enterprise
- 1 Standard
+ 2 Enterprise
- 2 Standard
Exchange Lizenzen

2x Standard Server (5 DB)

+2x Standard
-2x Enterprise

Gleich

+ 1 Standard

+ 1 Standard

Verfügbarkeit im Fehlerfall

Automatischer Failover unter 30 Sek

Automatischer Failover in Minuten

Manuelle Schritte erforderlich

Kein Failover

Kein Failover

Verfügbarkeit durch geplante Downtime (z.B. Patches)

Geplanter Failover unter 30 Sek

geplanter Failover in Minuten

Manuelle umschaltung "lohnt" oft nicht.
Downtime von ca. 30 Min

Downtime von ca. 30 Min

Downtime von ca. 30 Min

Datensicherung

Sicherung beliebiger Kopie möglich. Backupless wen mehr Server

Sicherung beliebiger Kopien möglich.

Aktive Kopie muss gesichert werden.

Aktive Kopie muss gesichert werden.

Aktive Kopie muss gesichert werden.

Große Datenbanken

Starke Reduzierung der Anforderungen an müssenspeicher.

Im Vergleich zu Exchange 2003 weniger IO aber immer noch zu berücksichtigen

Im Vergleich zu Exchange 2003 weniger IO aber immer noch zu berücksichtigen

Im Vergleich zu Exchange 2003 weniger IO aber immer noch zu berücksichtigen

Hohe I/O-Last

Archivierung

Elemente bleiben in der "grossen Datenbank", für die meisten Firmen eine einfache und vollkommen ausreichende Lösung

Drittprodukte erforderlich (Lizenzen, Server, Storage)

Drittprodukte erforderlich (Lizenzen, Server, Storage)

Drittprodukte erforderlich (Lizenzen, Server, Storage)

Drittprodukte erforderlich (Lizenzen, Server, Storage)

Compliance Zusätzlich: Dumpster verhindert Löschen bzw. Unbemerktes verändern von Daten. Siehe auch ArchivMailbox

Transportregeln

Transportregeln

Transportregeln

3rd Party, nur über SMTP, nicht "local". nicht garantiert

Disclaimer

HTML-Disclaimer per Transportregel (ohne AD-Feldersetzung)

TXT-Disclaimer per Transportregel (ohne AD-Feldersetzung)

TXT-Disclaimer per Transportregel (ohne AD-Feldersetzung)

TXT-Disclaimer per Transportregel (ohne AD-Feldersetzung)

3rd Party

APIs

WebServices

WebServices / WebDav

WebServices / WebDav

WebServices / WebDav

WebDav / CDO

Sie können sehr gut sehen, dass es eigentlich nur die Lizenzkosten für Windows Enterprise für die Server und eventuell ein zweiter Server sind, die beim Wechsel von einem Single Server auf eine DAG anfallen. Und das sind einmalige überschaubare Kosten-. Dafür erhalten Sie aber ein automatisches Failover und Hochverfügbarkeit, die Archivmailbox, eine einfache Disclaimerfunktion und natürlich das modernste Exchange-System, was es bislang gab. Und selbst die Lastverteilung für die CAS-Server würde Sie nur einen zusätzlichen vorgeschalteten Load Balancer kosten. Eine Kostenrechnung im Details sollten Sie natürlich anstellen, da dies nur eine allgemeine Übersicht sein kann.

DAG und Archiv

Sie haben sicher schon gehört, dass Exchange 2010 einige Neuerungen bezüglich "Compliance" mit gebracht hat. Über die ArchivMailbox können "erledigte" Mails aus dem primären Postfach durch den Anwender oder den Server verlagert werden, ohne diese gleich Löschen zu müssen. Über die Dumpster-Funktion und das Journal wird sichergestellt, dass Mails nie "gelöscht" werden können. Beide Funktionen wurden früher durch Drittprodukte nachgerüstet, welche alte Mails auf einen anderen Speicher extrahiert oder per Journal kopiert haben. Beide Lösungen waren nicht einfach in Outlook und OWA integriert aber halfen, den relativ teuren schnellen Exchange Store zu entlasten (-> HSM-Gedanke) oder die Datensicherung und Wiederherstellung durch geringere Datenmengen des Exchange Servers zu beschleunigen.

Mit Exchange 2010 erhalten Sie das Archiv "on Board" und auch das Argument des teuren Speichers ist so nicht mehr richtig. Statt eines "Single Exchange "mit einem zweiten Server für Archiv auszustatten, können Sie mit der gleichen Hardware auch einen 2-Knoten Cluster mit Datenbankreplikation einrichten. Durch die Kopie der Datenbank ist die Wahrscheinlichkeit für einen großen Restore sehr stark reduziert, beide Systeme können ihren Teil der Arbeit beitragen und die Anwender können wie gewohnt arbeiten. Und für das Auslagern alter Daten in andere Speicher wird es sicher bald entsprechende Lösungen geben, so diese überhaupt noch nachgefragt werden.

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