Exchange Backup und Restore - Irrwege

Sicherung per "Open File Manager"

Nun gibt es Leute die schon gemerkt haben, dass die Datenbanken von Exchange permanent offen sind, aber haben für ihren Server wegen anderer Dateien schon einen Open File Manager (OFM) lizenziert. Damit lassen sich in der Tat auch die Exchangedatenbanken im Betrieb sichern.

Nur haben Sie vermutlich noch nie ein Wiederherstellung versucht, denn in Wahrheit sichern sie keine sinnvollen Daten. Überlegen sie noch mal, wie die Exchange Datenbank funktioniert. Die EDB-Dateien sind quasi zu keinem Zeitpunkt konsistent. Exchange arbeitet anhand der Transaktionsdateien und der Checkpoint-Datei. Der Open File Manager basiert aber darauf, einen Schnappschuss der Datenbank zu einem Zeitpunkt X an die  Backupsoftware zu liefern. Dazu wartet er einige Sekunden, bis kein Zugriff mehr auf die Datei erfolgt. Basierend darauf geht er davon aus, dass die Datei nun wohl konsistent ist, da Datenbanken normal die Zeit einer Transaktion kurz halten. Nur ein Exchange Server nutzt die Protokolldateien um die Konsistenz sicherzustellen. Sie könnten nun natürlich einen "Gruppe" in OFM anlegen, der die gesamte Datenbank samt Protokolldateien umfasst. Aber dann muss OFM während des Backups alle Änderungen an allen Dateien  in seinen "Prefetch"-Buffer schreiben. Der ist mit 5 Megabyte standardmäßig sehr klein. Selbst ein größerer Puffer hilft nicht. von der CPU und Plattenlast ganz zu schweigen.

  • Hohe Plattenlast durch Prefetchbuffer
  • großer Prefetchbuffer notwendig
  • kein Abschneiden der Protokolldateien
  • keine Konsistenzprüfung der Datenbank
  • Keine erfolgreiche Sicherung

Glauben sie mir, ich kenne den OFM schon aus den Zeiten, als er für NetWare 3 von StBernard entwickelt wurde (alle Versionen von Cheyenne, Veritas und anderen sind OEM-Versionen) und kenne auch dessen Funktionsweise genau und mit Exchange kann es nicht funktionieren und funktioniert nicht. Wenn ihnen ihr Exchange Server etwas wert ist, dann vergessen sie das sehr schnell.

Übrigens nutzt Exchange durch die ISINTEG.PAT-Datei eine ähnliche Technik. Veränderungen an der Datenbank, die an Stellen gemacht werden, an denen das Backup schon vorbei ist, werden dort hinein geschrieben und am Ende mit gesichert. Quasi ein "Postfetch"-Buffer.

Suchen Sie mal bei St Bernard nach Exchange oder Datenbanken. Ich habe keine Infos gefunden, dass es geht oder freigegeben ist. Allerdings eine einzige kleine Warnung:

Two Backup Applications or Application Specific Agents
Running two different backup programs at the same time is not recommended. Running an agent to allow backups of a live database like backing up Microsoft Exchange) results in a complicated and unreliable interaction among Open File Manager, the backup program and the specialized backup agent. This is also not recommended. If you are using Open File Manager on a system that also has an application specific backup agent, you must instruct Open File Manager to ignore all files that are managed by that backup agent.

Restore

Kurze Antwort: Es gibt kein erfolgreiches Restore bei der Nutzung eines "Open File Managers". Gehen Sie direkt nach unten zum Punkt "Desaster, kein Backup"

Sicherung von Laufwerk M:

Über das Laufwerk M: auf dem Exchange 2000 Server wird der Store auch per Dateisystem "zugreifbar". Allerdings sollten Sie nun nicht auf den Gedanken kommen, auf diesem Wege ein "Single Mailbox Backup" oder gar ein "Vollbackup" des Exchange Servers zu machen. Dazu ist der Weg über das M:-Laufwerk nicht gedacht und nicht tauglich. Das es nur ein IFS-Treiber auf den Store bietet, können Sie über den Weg auch nur die Elemente und deren Eigenschaften sichern, die als "Datei" repräsentiert werden können.

In einem Informationsspeicher, ihrem Posteingang und öffentlichen Ordnern liegen die Elemente aber mit viel mehr Informationen, z.B. Ansichten, Regeln, Skripte. Auch die Elemente selbst haben Statusmeldungen (Gelesen, ungelesen, Wichtig, Erinnerungen etc.) die auf diesem Wege weder gesehen noch gesichert und schon gar nicht restauriert werden können. Der Zugriff über M: sollte daher nur für bestimmte Programme und Funktionen auf dem Server für bestimmte Bereiche genutzt werden und nicht als Datensicherung.

Die mangelnde Performance und fehlende Zurücksetzung von Transaktionsprotokollen etc. sprechen sowieso. Sie sollten auch vermeiden, dass Virenscanner über "M:" nach Viren suchen.

Im "Pocket Guide für Exchange 2000 Administratoren" steht noch:

"To back up Exchange and Windows 2000 settings, select all hard disk drives where Windows 2000 and Exchange 2000 Server are installed. Normally, this means backing up the root drive C:\ and the special partition für Exchange Server, M:Exchange."

Aber in der TechNet hat Microsoft dies revidiert (Q276355 Microsoft Exchange 2000 Server Administrator's Pocket Consultant):

Microsoft does not recommend backing up drive M with file-level backup software. Microsoft Press is committed to providing informative and accurate books. All comments and corrections listed above are ready für inclusion in future printings of this book. If you have a later printing of this book, it may already contain most or all of the above corrections.

Sicherung über Image

Auch die Sicherung über eine "Klonen" der Festplatte wird oft als Lösung dargestellt. Auch hier erhalten Sie in der Regel keine korrekte Sicherung. Details siehe :Imagebackup als Sicherung